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  • Day 150

    Zwischenstop im Paradies

    May 27, 2019 in Curacao ⋅ ⛅ 29 °C

    Die Zeit meines Reisens neigt sich dem Ende, die letzten Tage beginnen, bevor ich wieder in die Heimat zurückkehren werde. Nach den unzähligen Erlebnissen und Eindrücken aus den letzten Monaten wird die Umstellung nicht leicht fallen, in den Alltag zurückzukehren. Da mache ich mir keine Illusionen. Ich werde jedoch versuchen, den Übergang so schmerz- und reibungslos wie möglich zu gestalten und meinem Körper, aber vor allem auch meiner Seele, die Möglichkeit einer sanften Rückkehr gewähren. Ich möchte einen würdigen und angemessenen Ausklang dieser einmaligen Reise schaffen. Hierzu brauche ich etwas Zeit, die unendliche Menge an Erlebnissen zu verarbeiten und in meine Erinnerungen sacken zu lassen, mich vom doch manchmal hektischen Reisealltag zu entwöhnen und langsam zur Ruhe zu kommen.

    Ich habe daher entschieden, vor meiner endgültigen Rückkehr noch einen kurzen Zwischenstopp im Paradies einzulegen. Eine Reisebekanntschaft hatte mich auf dieses Paradies hingewiesen, als ich ihr von meinen Plänen berichtete, zum Abschluss meiner Reise Kolumbien zu besuchen. Von Bogota seien es nur knapp 1,5 Stunden Flug zu diesem Karibik-Juwel und die Tickets seien günstig. Sie schwärmte von der Insel Curacao, den tollen Stränden und den überschaubaren Ausmaßen der Insel. Ideal für ein paar Tage Entspannung. Ich hatte in der Vergangenheit bereits schon einmal von der Insel gehört und hatte noch Bilder von kunterbunten schönen Häusern und türkisblauem Meer im Kopf. Warum eigentlich nicht? Die Idee verfestigte sich schließlich, als ich dann nach guten Verbindungen aus Kolumbien für eine Rückreise nach Europa geschaut hatte. Nachdem Susi mit Iberia Airlines nicht die besten Erfahrungen in ihrer in die Jahre gekommenen Maschine auf dem Rückflug gemacht hatte, suchte ich nach Alternativen für den fast zehnstündigen Flug über den Atlantik. Wie es der Zufall so wollte, gibt es sehr gute und regelmäßige Verbindungen von Curacao nach Amsterdam, da die Insel niederländisch und somit ein äußerst beliebtes Ferienziel der Oranjes ist. Der Zwischenstopp in Curacao würde mich von den Flugtickets nur unwesentlich mehr kosten im Vergleich zu einem Flug aus der kolumbianischen Landeshauptstadt Bogota. Die Entscheidung fiel also leicht, wenn ich dieses Inselparadies praktisch kostenlos mitnehmen kann. Der Gedanke an eine Woche Sonne, Strand und Meer ohne jeglichen Reisestress gefiel mir sehr und ich machte Nägel mit Köpfen.

    Ich muss gestehen, dass bei meiner Ankunft in Curacao erstmal nicht direkt paradiesische Stimmung aufkam. Das Wetter war bewölkt und drückend, die Landschaft karg und vertrocknet, die Mitarbeiter am Flughafen eher europäisch korrekt anstatt karibisch locker, die Preise für Lebensmittel guter westeuropäischer Standard. Mit einem veralteten Mietwagen (wackelige Gangschaltung, Fensterheber zum Kurbeln, etc.) düste ich kurz nach der Landung in Richtung Westküste, wo ich ein kleines Appartment am Meer gemietet hatte. Der kleine Ort, etwa 35 Minuten von der Inselhauptstadt Willemstad entfernt, besteht lediglich aus einigen Appartment-Resorts, zwei kleinen Lokalen und einer kleinen Strandbucht. Absichtlich habe ich mich für diese etwas abgelegene Lage entschieden. Ich sehne mich nach Ruhe und möchte bewusst nicht zu sehr durch Urlaubstouristen oder das quirligere Treiben der bunten Inselhauptstadt Willemstad abgelenkt werden.

    Beim Betreten meiner Appartment-Anlage kehrt dann sofort ein Lächeln zurück in mein Gesicht. Ich fühle mich auf Anhieb wohl. Eine ruhige gepflegte Anlage mit eigenem Swimmingpool, mein Appartment geräumig mit voll ausgestatteter Küche (ich sehne mich danach, mich wieder selbst zu versorgen), im Schlafzimmer eine gut funktionierende Klimaanlage für angenehme Schlaftemperaturen, gutes Internet (auch wenn dies niedrige Priorität hat, ist es doch schön, ein bisschen zu surfen ohne jedesmal sekundenlang auf den Seitenaufbau warten zu müssen), von meiner Anlage blicke ich direkt auf die malerische kleine Bucht mit dem ersehnten türkisblauen Wasser, und für den Sprung in das blaue Juwel muss ich lediglich eine kleine Treppe hinuntersteigen. Hier lässt es sich gut aushalten.

    Ich versuche meinen Tagen wieder ein bisschen Struktur zu geben, „Alltag“ im Paradies sozusagen. Ich stehe morgens gegen 8 Uhr bei wildem Vogelgezwitscher auf, mache ein paar Yoga-Übungen (oh Mann, ich bin bereits wieder so eingerostet!!!), dann springe ich für eine halbe Stunde mit Schnorchelmaske in die erfrischenden Fluten und begrüße zum Beginn des Tages die tausenden Fische der tollen Unterwasserwelt (im klarsten und saubersten Wasser, welches ich bisher auf meinen Reisen erlebt habe) und mache mir ein ausgiebiges gemütliches Frühstück. Dann ein bisschen Lesen oder Hörbuch hören, Mittagessen, noch ein Sprung ins Wasser, etwas Sonne tanken und die Haut bräunen lassen (ein kleines Andenken für zu Hause 🙂). Am Nachmittag vielleicht einen kleinen Ausflug in die benachbarten Örtchen oder die umliegenden Strände, vielleicht mit einem heißen Cappuccino in einer der Strandbars. Gegen späten Nachmittag dann ein Bierchen zum Sonnenuntergang, etwas Leckeres kochen und bei Kerzenlicht auf meiner kleinen Terrasse verkosten, dann noch etwas lesen, vielleicht noch einen Film bei Netflix schauen und schließlich früh ins Bett (das viele Wasser macht auch wirklich müde). Klingt unspektakulär, ist aber unglaublich erholsam, Balsam für die Seele. Für Nichtreisende mag es vielleicht unverständlich klingen, wenn ich sage, nach einer so tollen Reise erschöpft zu sein, aber dieser „kleine“ Urlaub ist jetzt genau das Richtige für mich 😊
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