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  • Day 18

    Chronik eines verlorenen Pass

    January 29, 2018 in Belize ⋅ 🌧 24 °C

    Am Freitag Abend den 26.1.2018 packe ich im Hostel in San Pedro um nächsten Tag in den Süden Belize's zu reisen. Am 31.1.2018 ist mein Rückflug über die USA nach Frankfurt
    Ich finde meinen Pass nicht. Ich drehe alles drei mal um. Nichts. Ich habe von allen wichtigen Dokumenten Kopien in der Cloud. War mir auf Reisen schon oft hilfreich. (Flüge verpassen, VISA Karte verlieren...) Ich bleibe relaxed. Wird sich schon finden am nächsten Tag. Die Chronik von Samstag dem 27.1.2018.

    8.30: Kein Pass.

    8.31: Ich rufe das Hotel an wo ich zuletzt übernachtet habe. Best Western in Belize City. Ich spreche mit Giselle. Erkläre die Situation. Giselle meint sie werde es sich anschauen, ich solle sie um 15.00 anrufen. Ich erkläre die Dringlichkeit. Jaja, sie werde schauen.

    8.45: Ich erzähle es Andres, einem der Tourguide vom Hostel. Er sagt ich solle immer wieder anrufen und Druck ausüben. Die würden nur da sitzen, auf ihren Telefonen spielen. Aha.

    8.50: Ich rufe wieder an. Giselle ist genervt, ich solle warten, sie werde jetzt nachsehen....

    8.53: Die Linie ist immer h tot. Ich wähle die Nummer insgesamt 22 mal. Giselle erkennt wahrscheinlich die Nummer und nimmt nicht ab. Ich habe eine lokale SIM Card. Hmm..

    9.00: Ich gehe erneut zu Andres. Er gibt mir den Rat Brittney, die Besitzerin des Hostels zu fragen. Sie hätte viele Kontakte.

    9.05: Brittney anerbietet sich im Best Western anzurufen.Giselle nimmt ab. (OH!). Brittney erklärt, dass sie die Besitzerin eines Hostels sei und für einen Gast anzurufen. Giselle verbindet Brittney mit Vivian vom Guest Service. Vivian sagt sie hätten nachgefragt bei housekeeping und lost and found. NICHTS.

    9.15: Es wird Zeit den Schweizer Konsul in Belize City anzurufen. Ich habe schwach in Erinnerung, dass die Konsulate keine Pässe ausstellen, nur die Botschaften.... und es ist Samstag.

    9.20: Jemand nimmt ab, der Konsul arbeitet nicht am Wochenende. Erkläre meine missliche Lage. Er ist sofort emphatisch. Es könne sein, dass er heute arbeiten kommt. Sobald er ihn erreicht, werde er mich anrufen lassen.

    9.30: Ich weiss ich muss eh zur Polizei, überlege ob ich schon gehen soll. Beratschlage mich mit Andres und meinen fellows travellers welche grossen Anteil nehmen.

    9.40: Erst mal Frühstück.

    10.10: Der Schweizer Konsul ruft mich an. Sein Name ist John. In Wirklichkeit ist er Amerikaner, oder so. Sehr zuvorkommend und hilfreich. In der Tat stellt das Konsulat keine Pässe aus. Wir verbleiben:
    - Ich maile ihm meine Dokumente
    - Er versucht den Notfallkontakt in der mexikanischen Botschaft zu erreichen, die hätten zu....(jaja ich weiss es ist Samstag..!)
    - Ich solle zur Polizei gehen um die Anzeige zu machen. Solle erklären um was es geht, darauf bestehen, dass ich den Bericht gleich bekomme. Sollte es nicht klappen, sollen sie ihn anrufen.

    10.30, auf der Polizeistation: Die nehmen erst mal keine Notiz von mir, was doch nicht so leicht ist, oder??? Die scheinen überhaupt keinen Bock auf Arbeit zu haben. Es ist ja auch SAMSTAG!
    Ich erkläre mein Anliegen Rodrigo, dem anwesenden Verantwortlichen. Nichts zu machen, ich solle Montags wiederkommen. Dann sei die zuständige Person wieder da. Ich rufe John an, übergebe das Telefon dem wiederwilligen Rodrigo. Ich höre wie der Konsul nach dem Namen des Super Intendent (Polizeichef von San Pedro?) fragt. Telefon zurück an mich. Ich solle mal die Anzeige schon machen. Er versuche den Super Intendent zu erreichen. Rodrigo nimmt meine Anzeige auf im Schneckentempo. En Buchstabe alle 5 Sekunden auf der Tastatur. Ich wechsle die Strategie. Er ist krank, ich bemitleiden ihn. Ich flirte mit ihm, ich frage ihn ob ich Kaffee holen soll, eine Medizin vielleicht? Mache einen auf total hilflos und den Tränen nahe. Er taut langsam auf.

    11.45: Rodrigo wird angerufen, hört zu, schaut mich an, lässt ergeben die Schultern fallen. Zum Glück ist er krank, geschwächt und ich habe ihn weichgekocht.Sonst hätte der jetzt wahrscheinlich eine Sauwut auf mich.

    12.30: Ich bekomme einen ausgedruckten Bericht über den Verlust meines Passes. Es war der Super Intendent am Telefon.

    13.00: John ruft an, er hätte jemanden erreicht. Als nächstes sei zu tun.
    - Am Montag solle ich nach Belize City zu ihm kommen. Er sei Inhaber eines Tauchgeschäft, gleich wo das Wassertaxi an kommt.
    - Er wird mir Reisepapiere geben damit ich von Belize nach Chetumal (Mexiko) reisen kann. Mit dem Bus 3 Stunden. Von dort nehme ich am Montag Abend den 20.00 Flug nach Mexico City.
    - Anderntags bekomme ich auf der Schweizer Botschaft Papiere mit denen ich reisen kann. Allerdings.......! IDie Amerikaner werden die Reisepapiere nicht akzeptieren, ich müsse einen Direktflug buchen von Mexiko nach wahlweise Paris, Amsterdam oder Frankfurt. Aha. Nice. Fuck'em.

    13.20: Ich brauche jetzt eine Drink - triple shot. Und noch einen.

    15.00: Ich beginne die Reise zu organisieren. Buche den Flug von Chetumal nach Mexico City. Stelle fest dass ich Dienstag statt Montag gebucht habe. Zum Glück "nur" 55 US Dollar. Kann nicht verschieben. Beginne erneut, finde meine Kreditkarte nicht mehr. Ich hätte den zweite triple shot nicht trinken sollen. Meine fellow travellers suchen nach meiner Kreditkarte. Ich lege mich erst mal hin bevor ich weiter buche und noch mehr Schaden anrichte.

    17.30. Mache mich wieder über den Computer her um den Flug von Mexico nach Frankfurt zu buchen

    17:40: Die Receptionistin kommt zu mir. Das Best Western hat angerufen, mein Pass sei aufgetaucht. Ich arrangiere die Übergabe. Informiere John der total erleichtert ist. Ich müsse noch auf die Polizeistation um den Bericht rückgängig zu machen.

    18.30, auf der Polizeistation: Auf Rodrigo's Gesicht ( er ist immer noch da) erkenne ich widersprüchliche Gefühlsregungen, Erleichterung, Wut, Häme. Er entscheidet sich für die Häme. Tja.

    Wo der Pass aufgetaucht ist erzähl ich ein ander mal..... Ihr dürft raten. Nur soviel sei gesagt; Es war mein Fehler.
    Wer es rausfindet und hier postet der wird zu einem Drink im Drei König eingeladen. Ich erzähle dann den Rest der Geschichte unter vier Augen.

    Ich bin natürlich an demTag nicht mehr weg gekommen von der Insel. Am Abend habe ich mich mit fellow travellers (Shannon, Maheila und Silvia) betrunken und Karaoke gesungen.

    Es ist mir jetzt alles egal und stelle es hier rein. Es ist ganz fürchterlich, aber es gibt was zu lachen.

    Ich geh jetzt Fallschirm springen.
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