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  • Day 198

    Weissenhofsiedlung

    October 4, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 13 °C

    Die Siedlung war Teil der 1927 vom Deutschen Werkbund initiierten Ausstellung „Die Wohnung“, die an verschiedenen Stellen Stuttgarts stattfand. In der kurzen Bauzeit von nur 21 Wochen entstanden 21 Häuser mit insgesamt 63 Wohnungen. Es gab mehrere Werkbundsiedlungen im deutschsprachigen Raum, doch keine hatte die nachhaltige Bedeutung wie diese.

    In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Siedlung wegen der weißen Dachterrassen als „Araberdorf“ bezeichnet und sollte abgerissen werden. Zu diesem Zweck wurde die Siedlung bereits an das Deutsche Reich verkauft.

    Im zweiten Weltkrieg wurden Teile der Siedlung zerstört. Nach dem Krieg wurden einige Gebäude abgerissen, andere durch Umbaumassnahmen stark verfremdet. 1958 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz gestellt, in den 1980er Jahren die noch verbliebenen Gebäude saniert.

    Faszinierend, wie die einzelnen Architekten (die zum Teil gar keine waren, sondern Autodidakten bzw. Künstler, die Häuser entwarfen), modernste Konzepte umsetzten, immer mit der Prämisse, durch Licht und Luft die damals durch extreme Wohnverhältnisse grassierenden Krankheiten zu vertreiben - in Coronazeiten plötzlich wieder aktuell.

    Meistens kubische Formen, gelegentlich abweichend durch organische Formen wie von Hans Scharoun. Aber egal wie, alles wurde von den Nationalsozialisten angefeindet. Wenn der 2. Weltkrieg nicht gekommen wäre, hätte vermutlich gar nichts von der Siedlung überlebt.

    Heute sind alle noch stehenden Häuser bis auf die 2 von Le Corbusier, in denen sich das Museum befindet, private Wohnhäuser. Das muß man aber lieben, wenn einem ständig die Leute ins Wohnzimmer fotografieren. Oder man ist gleich Architekt im Ruhestand wie der Herr aus dem Haus von Peter Behrens, der uns neugierig die auf einer Tafel angebrachten Grundrisse diskutieren sehend, gleich ein Gespräch aufhängte über den Architekten :-).
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