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  • Day 21

    Inle Lake - "The Ultimate Tour"

    October 3, 2019 in Myanmar ⋅ ⛅ 18 °C

    Heute morgen hieß es sehr früh aufstehen - 4:45 Uhr war die Nacht vorbei, denn wir hatten eine Bootstour auf dem Inle Lake gebucht - die sog. "Ultimate Boats Tour" :). 5:30 Uhr wurden wir am Hostel abgeholt und zum Anleger gebracht, danach stachen wir - mit der langsam aufgehenden Sonne neben uns - auf unseren Longboats "in See". An Bord waren ebenfalls Dylan, Lu und Davey plus eine Holländerin und ihre Mutter - im Boot selbst sitzt man auf relativ bequemen Stühlen vorn, während der Fahrer hinten das Boot steuert. Es gibt Schwimmwesten und Regenschirme - also alles da für die perfekte Touritour :).

    Die Tour begann so früh, da aktuell das bedeutenste Festival am Inle Lake stattfindet: das Paung Daw Oo-Pagoden-Fest. Die Buddha Abbilder von der besagten Pagode werden für 18 Tage auf einer fürstlich geschmückten Barke um den See gefahren und machen hierbei an jedem Dorf Station, um den Gläubigen Gelegenheit zur Huldigung zu geben. Begleitet wird dies von hunderten, festlich geschmückten Longboats mit jeweils mind. 50-100 Einbeinruderern darauf. In der Pagode stehen normalerweise insgesamt 5 Buddha Abbilder, die über 800 Jahre alt und mit so viel Blattgold beklebt sind, dass man diese nur noch als riesige "Goldklumpen" wahrnehmen kann. Während des Festivals werden mittlerweile aber nur noch vier von fünf transportiert, da es 1965 zu einem Zwischenfall kam: Die Statuen fielen während der Zeremonie allesamt ins Wasser und Taucher konnten nur vier von fünf wieder bergen - die fünfte blieb verschollen. Als man zur Pagode zurückkehrte, stand dort die fünfte Statue wie aus Zauberhand wieder auf seinem Platz und wurde demnach bis heute nicht mehr bewegt :).
    Ob man die Legende glaubt oder nicht sei dahin gestellt aber die Parade bietet einem definitiv ein einzigartiges Spektakel! Um uns herum fuhren hunderte von Boote, ob Mönche mit Smartphone, chinesische Touristen mit ihren Souvenir - Bambushüten oder Boote vollgepackt mit Einheimischen - alle hielten ihre Kameras stets bereit, um das perfekte Foto zu erhaschen!
    Wir verbrachten fast 1,5 Stunden an diesem Spot aber es war definitiv keine Sekunde langweilig! Nachdem die Barke an uns vorbeizog, knatterte auch schon der Motor hinter uns los und wir fuhren Richtung Süden des Sees.
    Im Laufe der Bootsfahrt machten wir an so einigen Manufakturen Halt - in den Stelzenhäusern der Einheimischen befinden sich nämlich unzählige Handwerksbetriebe, die mittlerweile zum Teil an die Touristen angepasst sind. Das Schema ist meist dasselbe: Zunächst betritt man einen Schauraum, in dem man den Menschen bei der Arbeit zusehen kann und alles erklärt bekommt. Anschließend kann man die hergestellten Produkte im dahinterliegenden Shop erwerben oder wie in unserem Fall meistens nur anschauen :).
    Somit hieß es auch diesmal: 1.Stop = Silberschmiede. Hier wurde uns nochmal vorgeführt, wie Silber in Myanmar verarbeitet wird (diesmal konnte ich auch besser folgen), um uns anschließend wieder durch den riesen Shop zu führen. Diesmal wollten wir uns sogar ein Armband kaufen aber leider gab es keine gleichen Ausführungen und somit ging es zurück ins Boot ab zur Cheroot Manufaktor - eine Produktionsstätte für typisch burmesische Zigaretten. Nur am Inle Lake werden diese auch mit Geschmack (Anis, Pfefferminz, Banane, Zimt und Nelke) produziert und somit lernten wir, wie die Zigaretten in drei Schritten in ein Blatt gerollt werden und durften anschließend auch jede Geschmacksrichtung probieren! Meine Favoriten waren Banane und tatsächlich Anis! Die Frauen rollen pro Tag ca. 800 Zigaretten per Hand - die Routine und Entspanntheit, die sie dabei an den Tag legen, ist wirklich beeindruckend.
    Ein bisschen Gequalme und ein paar Hustenanfälle später fuhren wir schließlich zu einer Lotus- und Seidenweberei. Hier werden Textilien aus den Fasern der Lotuspflanze hergestellt - angeblich der teuerste Stoff der Welt und einzigartig für den Inle Lake! Zuerst werden die Fasern aus dem Stängel zu einem langen Faden verzwirnt und solange sie gesponnen werden, werden sie mit Wasser feucht gehalten, damit sie für die Verarbeitung weich bleiben. Danach wird die Seide an Webstühlen gewebt. Für einen Schal benötigt man bspw. 4.000 Lotus-Blumen und 20 Tage Produktionszeit. Viele berühmte Kleiderdesigner kommen wohl zum Inle-See, um von dem wertvollen und teuren Stoffen einzukaufen. Nachdem wir auch hier nach der Prozesserläuterung durch den Shop geführt wurden, uns aber entweder nix gefiel oder wir es uns auch einfach nicht leisten konnten, ging es weiter - nächster Stop: Inle Heritage. Ursprünglich war dieser Ort für birmanische Katzen gedacht, die wieder einen Platz in Myanmar finden sollten. Heute schafft das Inle Heritage eine Grundlage für die Erhaltung von Natur und Kultur des Inle-Sees, bietet Kochkurse und Kuscheleinheiten mit Katzen an, eine Berufsschule für Einheimische sowie nachhaltig gestaltete "Hotelzimmer" für Touristen in den umliegenden Bambushütten - es war alles in allem eine sehr schöne Anlage.
    Langsam ein wenig ausgehungert - da wir bis hier noch nichts gegessen hatten - ging es nach diesem Programmpunkt endlich in ein kleineres Dorf, wo wir in einer typischen Bambushütte auf Stelzen verköstigt wurden. Sobald wir die Hütte betreten hatten, fing es auch schon an zu schauern, die Bootsfahrer hatten es optimal getimt und sicher auch schon kommen sehen! Also saßen wir, dem plätscherndem Regen lauschend, auf unseren Holzstühlen im Trockenen bei natürlich ganz viel Reis, Suppe, Fisch, in viel Öl gebratenem Blumenkohl, Kartoffeln und Cous Cous Salat. Es war wie immer viel zu viel Essen aber definitiv ganz lecker! Nach dem Essen kam pünktlich wieder die Sonne heraus und wir drehten eine kleine Runde durchs Dorf mit einer als "Kanu" deklarierten Nussschale! Die Muttis unterhielten sich von Fenster zu Fenster, einige wuschen ihre Wäsche andere das Geschirr auf ihrer Veranda, Leute wunken uns von allen Seiten zu und selbst die Gänse auf ihrer Miniinsel begrüßten uns beim Vorbeifahren mit lautem Geschnatter... oder lachten uns aus, man weiß es nicht! Es ist eine komplett andere Welt hier aber sie wirkt auf mich wahnsinnig spannend :)

    Obwohl wir jetzt schon voll mit Eindrücken waren, hielten wir nach einer etwas längeren Fahrt noch bei einer Pagode, die auf einem kleinen Hügel lag und von hunderten alten und neuen Stupas umringt war. Von hier aus hatte man an manchen Ecken auch einen schönen Ausblick auf den Inle Lake, die Sonne brannte natürlich wieder wie verrückt und somit war es unter meinen Füßen auch recht heiß als ich für ein paar Bilder von einer Fliese zur anderen sprang.
    Zurück am Bootsanleger fuhren wir wieder Richtung Hotel und hielten nochmal kurz an den schwimmenden Gärten, die neben den schwimmenden, routierenden Märkten ein weiteres Highlight am Inle See bieten. Leider konnten wir nicht hindurch fahren aber sahen von weiten die riesigen Reihen von Tomatenpflanzen, die auf dem Wasser trieben. Tomatensalat bekommt man übrigens auch fast überall hier in der Region zu jedem Essen dazu!

    Wenn man einmal etwas über den Inle Lake liest oder ansieht, sieht man auch immer wunderschöne Bilder vom Einbeinruderer und seinem Fischernetz. Was auf Fotos recht beeindruckend scheint, ist in der Realität nur eine Show: die posierenden Männer sind keine richtigen Fischer sondern warten den ganzen Tag auf Touristen, um gegen eine entsprechende Spende als Fotomotiv zu fungieren. Ich denke, dass ihr Tageseinkommen traurigerweise auch das eines normalen Fischers um Längen übertrifft, denn fast jeder will trotzdem so ein Bild - ob nun Real Life oder nur Fake.
    Also kam auch zu unserem Boot so ein "Fisherman" und bot uns ein paar abenteuerliche Verrenkungen dar, holte seinen toten Fisch aus dem Boot, um auch diesen im Motiv zu platzieren und verschwand nach einem kurzen Geldaustausch zum nächsten Touriboot :).

    Nach dem "Fisherman" war aber wirklich Schluss und wir traten die ca. einstündige Heimreise an. Hinter uns bildeten sich Gewitter und Regen und vor uns war der pure Sonnenschein, es war wie immer vom Naturerlebnis einfach nur toll. Gegen 15:30 Uhr erreichten wir schließlich trocken und zufrieden den Anleger, gingen zurück in unser Hostel und ruhten uns nach einer kurzen Dusche auf der Dachterrasse aus.

    Nach dem heftigen Regenschauer, den wir zum Glück noch von drin beobachteten konnten, hörte es pünktlich halb 6 auf zu regnen und wir konnten den kurzen Fußmarsch zur Busstation antreten. Heute sollte es zum letzten Mal in Myanmar mit dem Nachtbus nach Yangon gehen, um am nächsten Morgen 8.05 Uhr den Flieger nach Phuket zu nehmen.
    Am Hostelausgang warteten noch Lu und Dylan mit einem Abschiedsschild und Bonbons auf uns und nach einigen Umarmungen und "we keep in contact" hieß es schließlich ByeBye Inle Lake und auch bald ByeBye du wunderschönes Myanmar!!!!
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