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  • Day 41

    Wassertempel Tanah Lot

    October 23, 2019 in Indonesia ⋅ ☁️ 29 °C

    Nachdem wir am dritten Tag wieder gemütlich ausschliefen und Tobias sein Körper endlich in der neuen Zeitzone angekommen zu sein schien, starteten wir wie gewohnt mit unserem veganen Frühstück in den Tag: heute gab es statt der Bananen einen Porridge aus Linsen - etwas ungewöhnlich aber sehr lecker. Es schmeckte ein bisschen wie süßes Linsencurry aber wenn man bedenkt, dass die Indonesier alle gebratenen Reis oder Nudeln am Morgen essen, ist an einem Linsen Porridge wahrscheinlich nichts ungewöhnlich - mein Körper begrüßte die gesunde Abwechslung nach fast durchgehend fünf Wochen Toast und Eiern und wir fanden beide langsam Gefallen an der für uns anderen Art zu frühstücken!

    Bevor wir am Nachmittag einen Ausflug zu einem berühmten Tempel planten, machten wir es uns noch getreu dem Motto "Wir haben ja Urlaub" einige Zeit im und am Pool gemütlich und warteten bis die heiße Mittagssonne vorüberzog. Anschließend liefen wir unsere Straße hinauf zur Main Road und stärkten uns bei einem späten Mittagessen mit Burger und einer Dragon Bowl bis wir schließlich von dort aus unser Taxi für den Ausflug orderten. Nach ca. 20 min Fahrt Richtung Westen erreichten wir unser Ziel, den Tanah Lot Tempel. Dieser im Meer stehende Hindutempel zählt zu Balis bekanntesten Sehenswürdigkeiten und wird jährlich von Hunderttausenden Besuchern angesteuert. Während der Wassertempel vor 10 Jahren angeblich noch ein Ort der Ruhe und Spiritualität war, findet man heute rund um das Besucherareal unzählige Verkaufs-Stände, Restaurants und Touristen-Attraktionen. Uns war nicht klar, dass dieser Ort so überlaufen sein würde aber auch wir waren ja Touristen und damit hieß es mal wieder einfach rein ins Getümmel!
    Bevor wir überhaupt den Tempel erreichen konnten, erweckte zunächst etwas anderes im Vorbeigehen unsere Aufmerksamkeit: ein schlafender Luwak vor einem Café.

    Indonesien ist in Sachen Kaffeevielfalt eines der reichsten Länder. Die beliebteste und bekannteste Kaffeesorte „Arabica“ kommt aus Indonesien und stammt von der Insel Java. Mittlerweile produziert Indonesien jedoch weltweit die größte Menge an Robusta–Kaffee. Bekannt wurde das Land allerdings durch seine Kaffee-Spezialität Kopi Luwak - die feinste Gourmet-Bohnen und der wohl teuerste Kaffee der Welt. Die Geschichte und die Ursprünge von Kopi Luwak sind genauso interessant wie seine Aromen. Echter indonesischer Kopi Luwak wird aus dem Kot eines wilden, katzenartigen Tieres namens Luwak (auch gemeiner Palmenzwerg oder Schleichkatze genannt) gewonnen. Dieser ist ein nachtaktives Waldtier, das nachts in der Erntezeit in der Nähe von Kaffeeplantagen herumstreicht und die besten Kaffeekirschen frisst. Das Tier kann die Steine ​​- oder Kaffeebohnen - der Kirsche nicht verdauen, so dass die Kirschkerne und Kaffeebohnen wieder im Ganzen herauskommen. Die Bohnen werden dann von Kaffeebauern gesammelt, gewaschen und weiter verarbeitet. Der Prozess der Gärung im Magen des Luwaks bricht das Kaffeeprotein ab und nimmt den bitteren Nachgeschmack weg, ändert den Geschmack und macht den kopi luwak glatt, erdig und nussig. Dass die romantische Vorstellung von tiefen Wäldern und umhersuchenden Bauern nach frisch ausgeschiedenen, teuren Kaffeebohnen nicht der kompletten Realität entspricht, sollte jedem klar sein. In Wirklichkeit werden die Tiere leider oft in viel zu engen Käfigen gehalten und ausschließlich mit den Kaffeebeeren gefüttert, damit wir Menschen den berühmten Gourmet Kaffee in Massen konsumieren können...! Obwohl dies also sicher nichts ist, was wir als Tierliebhaber unterstützen können/wollen, siegte die Neugier am Ende doch und wir bestellten uns einen! kleinen Espresso Macchiato (5,50€), um einmal den teuersten Kaffee der Welt zu probieren und dabei - viel wichtiger - neben "John" dem Luwak einen kurzen Moment Platz zu nehmen. Da ich kein großer Kaffeeexperte bin, schmeckte es für mich nur nach starkem Espresso - erdiger und ungewohnt, wohingegen Tobias sein geübter Kaffeegaumen den starken Abgang sehr mochte. Somit freuten wir uns beide über das einmalige Erlebnis, verabschiedeten John in der Hoffnung, dass es ihm gut gehen möge und liefen weiter Richtung Tempel. Mit fortschreitendem Weg, vermehrten sich auch schlagartig die Besucher, die von allen Seiten ebenfalls zum Eingangstor strömten, vor dem es natürlich immer wieder stockte, da jeder einzelne ein Erinnerungsbild unter dem Torbogen wollte. Nachdem wir uns erfolgreich hindurchschieben konnten, befanden wir uns auf einer wunderschönen grünen Anlage, die zu mehreren Seiten wegführte - zum Tempel am Meer, zur Aussichtsplattform für den Sonnenuntergang und zu weiteren Aussichtspunkten auf der anderen Seite der Klippe. Egal wo man hinsah, überall standen Leute mit ihren Kameras, in die es sich nun galt einzureihen, um selbst ein paar Bilder zu schießen - die Umgebung war nämlich wirklich super schön! Als wir uns zuerst für den Weg zu den Aussichtspunkte entschieden, fingen schon zwei junge Balinesinnen Tobias ab, um mit ihm ein Bild für ein Schulprojekt zu machen. Ein paar Schnappschüsse mit Peace Zeichen und einem breiten Grinsen später bekamen wir beide eine rote Rose - er offenbar für seine Bereitschaft und ich wahrscheinlich fürs Ausborgen meines Freund - mal wieder eine witzige und sehr niedliche Aktion, wofür auch immer das "Schulprojekt" diesmal war :).

    So schlenderten wir mit unseren Rosen ein wenig auf dem Weg entlang und genossen sobald es die Sicht erlaubte, den schönen Ausblick auf das weite Meer und die beeindruckende Küstenlandschaft. Anschließend kehrten wir um und begaben uns zum Tempel, wo auch hier wie zu erwarten war, zahlreiche Touristen in allen Richtungen mit ihren Kameras posierten. Der Tempel ragte zu unserer Linken fast magisch aus dem Wasser heraus und während die Sonne allmählich im Hintergrund tieferging, schlugen die Wellen vor uns immer wieder so kräftig auf den Felsen auf, dass so mancher Besucher in seiner komplizierten Pose noch vorm perfekten Foto dem Wasser weichen musste - es war trotz der vielen Menschen ein so schöner und bezaubernder Ort. Der Tempel selbst liegt auf einer Felsspitze im Meer dicht am Ufer. Auf dem Fußweg ist Tanah Lot – ohne dabei nass zu werden – nur bei Ebbe zu erreichen und wenn diese nicht vorherrscht, erreicht man die ersten Stufen nach einem 50 Meter langen Gang über rundgewaschene Steine und feinen dunklen Sand. Dort angekommen folgt ein kurzer Aufstieg Richtung Tempel, wo ein Zaun den Eintritt zum eigentlichen Tempel verwehrt. Im inneren Hof, dessen Zugang den Gläubigen vorbehalten ist, reihen sich die mehrstöckigen, pagodenähnlichen Schreine auf, die den Götterberg Meru repräsentieren. In einer kleinen Höhle am Fuße des Tempelfelsens befindet sich eine Süßwasserquelle, die somit quasi im Meer entspringt. Sie gilt als heilig und wird ständig von Priestern bewacht. Gegenüber der Quelle befindet sich am Festland eine weitere Höhle, die Ular Suci. Hier leben die heiligen Schlangen, die ebenfalls von Priestern betreut werden. Obwohl die Schlangen hochgiftig sind, haben sie angeblich noch nie gebissen.
    Da wir weder scharf auf die Schlangen noch auf das Gedränge auf den untersten Stufen des Tempels waren, liefen wir vorbei an den Menschen auf die andere Seite der Bucht, um von dort in Ruhe den Sonnenuntergang anzuschauen.
    Hier angekommen, war es bis auf ein paar andere Ruhesuchende fast leer und somit entspannt genug, um die untergehende Sonne und die mächtigen Wellen vor uns zu beobachten.

    Nach diesem schönen Erlebnis machten wir uns auf den Rückweg und suchten uns anschließend ein Taxi, was uns wieder nach Canggu bringen sollte. Dies stellte sich als nicht so einfach heraus, da es auf Bali vor allem rund um die Sehenswürdigkeiten Zonen gibt, in denen die Online Taxis (z.B. Grab) nicht einfahren dürfen und man gezwungen ist, die lokalen Taxis zu nehmen. Leider bieten diese ihre Fahrt fernab von den Online Preisen - meist sogar für das Doppelte - an, was es einem nicht leicht macht, mit gutem Gewissen in ihre Autos zu steigen. Wir versuchten ein wenig zu laufen, um in den Bereich zu gelangen, in dem Grab oder Gojek (indonesisches Uber) einfahren darf aber da es mittlerweile recht dunkel war und die Verbotsschilder für Online Taxis auch einige Meter weiter immernoch an der Seite hingen, verhandelten wir schließlich beim nächsten Supermarkt mit einem Fahrer und stiegen in seinen Wagen ein. Das komplette Taxigeschäft auf Bali ist äußerst kurios - dass die lokalen Taxifahrer ihre Daseinsberechtigung haben, ist klar und dass man diesen durch spezielle Sperrzonen ein Vorrecht schaffen will, macht auch Sinn aber als Kunde ist man verwirrenderweise stets in der Lage, über die Apps überall hin ein Online Taxi zu bestellen. Erst wenn der Fahrer einen kontaktiert, dass man woanders hinlaufen soll oder dieser die Anfrage storniert, merkt man, dass man sich in der sog. "Sperrzone" befindet. Werden die Grab-/ Gojekfahrer in ihren privaten Autos (Prinzip wie bei uns Uber) von den lokalen Taxifahrern erwischt, müssen diese sofort an denjenigen eine Strafe von 500.000 IDR (ca. 35€) zahlen. Diese "Kontrollen" laufen aber scheinbar vollkommen eigenständig und dahinter steht auch keine offizielle Regelung - die Gesetze werden hier also einfach auf der Straße gemacht!
    Da es nicht der Kunde sondern der Fahrer ist, der in Schwierigkeiten gerät, tragen wir in keinem Fall ein Risiko - entscheiden Fahrer also in Sperrzonen zu chauffieren, müssen diese auch die Konsequenzen tragen. Der Vorteil mit Online Taxis zu fahren liegt darin, dass man einerseits versichert und andererseits sicherer unterwegs ist, da die Fahrten mit GPS und eindeutigen Fahrer- und Kundenprofilen getrackt werden - sofern wir dies also nutzen und zusätzlich Geld sparen können, versuchen wir es auch stets zu tun.

    In Canggu wieder angekommen, machten wir es uns in einem kleinen, vegetarischen Gartenrestaurant noch gemütlich und verspeisten leckere Nudeln und eine Nori Bowl begleitet von einem kalten Bier und frischer Ingwerlimonade. Den Abend ließen wir später noch an einer der zahlreichen Strandbars ausklingen. Hier kann man quasi überall mit Blick aufs Meer entweder direkt am Strand oder an der Promenade in der Bar in einem der bunten Sandsäcke bei einem kühlen Getränk entspannen - wenn das kein Urlaubsfeeling hervorruft, weiß ich auch nicht :)!
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