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  • Day 214

    Wieder daheim... Evis Fazit

    May 12, 2019 in Germany ⋅ 🌧 4 °C

    Da sind wir also wieder... zurück in München, in der Wohnung. Alle Lieben ganz nah, alle Verpflichtungen ebenfalls. Wobei die noch ein paar Tage warten dürfen. ☺️

    Irgendwie ist das Heimkommen seltsam. Man erwartet vorab klar definierte Gefühle: große Wiedersehensfreude oder auch Trauer, dass es vorbei ist oder Angst vor dem Alltag. Es ist zum Sabbatical-Ende definitiv von allem etwas dabei, was bei mir schon zu einem kleinen Gefühlschaos führt. Gleichzeitig ist da eine gewisse Leere, die schwer zu erklären ist. Gerade an den ersten Tagen des Zurückkommens. So als würde sich der Körper noch Abschotten von der Normalität und jede größere Gefühlsregung einfach gar nicht erst zulassen. Das tut zum Einen gut (noch bissl in der Sabbatical-Blase bleiben), zum Anderen ist es auch ein unbekannter und etwas verstörender Zustand.

    Die Zeit auf Reisen war zwar voller Erlebnisse, aber gleichzeitig haben wir den Luxus genossen, nur eine ganz kurze Liste an Todos zu haben. Oft drehte sich ein Tag einfach darum: wo geht es hin, wo schlafen wir und was gibt es zu Essen? Das Beste daran: alles war herrlich selbstbestimmt. Keine Arbeit, keine Verpflichtungen, keine anderen Menschen, die einen fremdsteuern. Dass das nicht das normale Leben darstellt, ist klar, aber es war extrem wohltuend, sich aus dem üblichen Hamsterrad zu verabschieden.
    Dieser Zustand gibt einem endlich einmal den Raum, sich mit sich und seinen Bedürfnissen zu beschäftigen. Oft geht das ja im Alltag unter.

    Mir hat die Sabbatical-Zeit einige Einsichten beschert, von denen ich zuvor zwar schon etwas geahnt habe, die aber erst jetzt klarer wurden. Vieles davon empfinde ich als sehr privat und sehr persönlich - ein kleines Schatzkästchen an Erkenntnissen, die ich als Kompass durch das „normale“ Leben benutzen möchte. Wertvolle Erinnerungen, Ziele für die Zukunft und erneuerte Werte, die ich mir immer wieder bewusst machen will.

    Aber es gibt auch weniger private Einsichten, die mich nachhaltig beschäftigen.
    Zum Beispiel hat mir die Reise gezeigt, dass es in dieser Welt unfassbar viele liebe Menschen gibt, die am Ende alle das gleiche wollen: Zufriedenheit und ein glückliches Leben. Wir hören aus vielen Ländern immer nur Schlechtes, machen uns aber viel zu wenig bewusst, dass überall Leute leben, mit denen wir die selben Bedürfnisse und Wünsche teilen. Egal wo wir herkommen und welche Sprache wir sprechen.
    Es tat gut, so lange Gast in fremden Ländern zu sein. Man ist auf das Wohlwollen Anderer angewiesen und in manchen Situationen dem guten Willen Anderer regelrecht ausgeliefert und dieser Zustand macht durchaus ein bisschen demütig. Wie schön, dass wir diese Gutmütigkeit von so vielen Fremden auf der Reise aber immer wieder erleben durften. Das gibt den Glauben an das Gute in den Menschen zurück und ich verstehe das durchaus als Ansporn, auch selbst wieder mehr auf andere zuzugehen und nicht nur auf den eigenen Vorteil aus zu sein.

    Es ist außerdem erstaunlich, wie wenig materielle Dinge man eigentlich braucht. Wir umgeben uns oft mit so vielen unnützen Sachen, die sich beim Kauf vielleicht für kurze Zeit wertvoll anfühlen, die aber langfristig keine Erfüllung darstellen. Rückblickend sind die nachhaltigsten positiven Erinnerungen der Reise mit Natur, Menschen und der zur Verfügung stehenden vielen Zeit verbunden. Diese Einsicht setzt sich bis ins Berufsleben fort: wie unwichtig einem auf einmal Gehaltsstufen, Karrieresprünge und alle sonstigen oberflächlichen Eitelkeiten erscheinen.
    Ich glaube, ich weiß jetzt ein bisschen mehr, was mich wirklich glücklich macht und das fühlt sich hervorragend an.

    Wem das jetzt alles ein bisschen pathetisch klingt, dem kann ich nur sagen: keine Angst, wir schweben nicht in anderen Sphären. 😉 Ganz im Gegenteil: wir sind wahrscheinlich deutlich geerdeter und gelassener als wir es vor der Reise waren. Das hoffe ich, ganz lang bewahren zu können. 😊

    Mit einer Rangliste „Wo war‘s am Schönsten?“ kann ich leider nicht dienen. Wer ein bisschen unseren Blog verfolgt hat, der weiß, wie vielfältig unsere Reise war und dass wir das Privileg hatten, ganz ganz viele tolle Dinge zu erleben. Dabei haben wir auch oft gemerkt, wie schön wir es eigentlich in der Heimat haben. Das fängt bei der besten Familie der Welt und tollen Freunden an und hört bei unserer wunderschönen Natur und dem einzigartigen deutschen Brot auf. Auch so etwas, für das es sich lohnt, gewohnte Bahnen zu verlassen.

    Apropos Privileg: dass Pit und ich uns in den sieben Monaten noch einmal in einer ganz anderen Qualität kennenlernen durften und dass das noch dazu hervorragend geklappt hat, ist eine der besten Sachen am Sabbatical. Ich finde, es ist nochmal schöner als davor geworden und so schnell kann uns am anderen nichts mehr überraschen. Danke Pit, dass wir so eine harmonische Reise hatten und Du mich mit allen meinen Eigenheiten so gut aushalten kannst. Ich liebe Dich ❤️

    Wie sagt man so schön in Bayern: aus is‘, und gar is‘ und schad is‘ dass‘ wahr is. 😬
    Ja, das Sabbatical ist vorbei, aber nehmen kann es uns keiner mehr und aus allen Eindrücken und Erlebnissen sind ein paar wunderbare Ideen entstanden. Ganz kleine für den Alltag und größere, die vielleicht in Zukunft unser Leben noch ein bisschen besser machen werden.
    Auch wenn’s vielleicht jetzt „schad“ ist, ich freu mich wahnsinnig drauf, was wir draus machen werden!
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