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  • Day 52

    Zipfel-Feeling.

    June 19, 2021 in Croatia ⋅ ☀️ 28 °C

    Sehr lohnenswert. Wirklich schön. Manchmal fast paradiesisch.
    Die Station Premantura und Kamenjak ist seit gestern Geschichte. Weiterfahrt nach Novigrad. Cittanova in italienisch, wie fast jeder Ort hier seine italienische Bezeichnung mit sich trägt. Es gibt eine nennenswerte italienische Minderheit an den Küsten in Istrien, die Sprache ist offizielle Amtssprache. Wir sind also in Istrien geblieben, ich habe das Navi gebeten uns für die rund 80 Kilometer doch bitte nicht über die mautpflichtige Autobahn 9 zu führen. Also sind wir ein wenig übers Land getingelt, durch Pula (Pola), die größte Stadt Istriens, Rovinj (Rovigno) links liegen gelassen, am Limski-Kanal ein bisschen Berg- und Talfahrt, vorbei an Porec (Parenzo, das Schöne am Italienischen ist, dass ich nicht auf die Haken wir hier über dem "c" hinweisen muss).
    Das Ziel Premantura war wunderbar gewählt. Das Örtchen selbst durchaus nett, kleiner, eher winziger alter Ortskern mit einem entsprechend kleinen Plätzchen um den herum sich ein paar wiederum sehr kleine Gassen mit einigen Cafés und Konobas reihen. Sehr übersichtlich und entspannt, nett halt.
    Der Campingplatz groß mit viel Platz, alles unter großen alten Nadelbäumen gelegen. Nichts gekiest, ein schöner Naturplatz. Ein wenig hügelig hinauf, dort alles leer, auf der anderen Seite zum Meer hin entsprechend wieder den Hügel hinab. Da dann ganz gut belegt, aber genug Auswahl für uns um einen schönen Platz mit Blick aufs Meer zu beziehen. Müßig zu erwähnen und schon angedeutet, dass das Ambiente hier ein anderes und die Nachbarschaft sehr viel ansehnlicher ist, als von unserer vorherigen Station noch in Erinnerung. Mangels Strand und Urlaubsort keine Strandpromenade weit und breit, kein Pool, keine Strandbar, kein Grund also, sich tagelang vorm Wohnmobil hin und her zu wälzen. Zumal die Stühle vorm Camper ohnehin recht schwierig zu positionieren sind, es geht wie gesagt seicht aber spürbar hinab Richtung Wasser und so ein Naturplatz ist eben nicht perfekt bis gar nicht begradigt und geglättet. Herrlich! Auch wenn ich das erste Mal so gar nicht zufrieden war mit dem Abstellen, weil trotz Ausgleichskeilen unter den Rädern ein deutliches Gefälle im Wohnmobil vernehmbar war. Aber gut, es lag zumindest beim Schlafen der Kopf höher als die Füße, damit siegte die Unlust ewig einzuparken über mein übliches Anspruchsdenken.
    Premantura ist der letzte kleine Ort an diesem südlichsten Punkt Istriens. Direkt unterhalb schließt sich der Landzipfel Kamenjak an, ein Landschaftsschutzgebiet mit vielen kleinen Buchten und von teilweise traumhafter Schönheit. Unbebaut aber nicht unberührt, gegen Gebühr führen ein paar staubige unbefestigte Straßen und Wege zu den verschiedenen Buchten. Wunderschöne Vegetation, Bäume, Sträucher, sonstige Gewächse, manches blühend, sonst einfach grün. Das Ufer felsig, mitunter klettert man treppenartig über Schichten von Gesteinsplatten hinab zum Wasser, an manchen Stellen hat die Natur in den Buchten kleine flache Badestellen geschaffen. Die Ostseite des Zipfels an der auch der Campingplatz liegt ist windrichtungsbedingt geschützter und ruhiger, auch das Ufer weniger schroff, dort liegen eine handvoll Mini-Inseln im Wasser und bilden ein schönes Revier zum Paddeln (gerne Stand Up oder eben die altbekannte Variante) oder wie für uns die Möglichkeit, eine kleine Bootstour zu machen. Das geht auch mit 6 PS und Steuerung am Gasdrehgriff, wir haben die nächstgelegene Bucht angesteuert und einfach wie die Menschen auf den richtigen Booten den Anker geworfen und die Badeleiter ausgeklappt, um richtiges Boot-Feeling zu imitieren. Steigerungen sind zukünftig vorgesehen.
    Mehr Anspruch hatte das Radfahren über den Zipfel. Wir waren gemeinsam mit den Jungs unterwegs, ein Rad- und Wanderweg führt weitgehend abseits der staubigen Fahrpisten einmal durch Kamenjak, dafür mitunter über Wurzeln, Steine und Felsen, Mountainbike-
    Revier. Ganz an der Südspitze, am Kap Kamenjak, eine Wohlfühloase, im wahrsten Sinne des Wortes mitten in die Natur gebaut: Safari Bar. In die Vegetation des abfallenden Hügels zum Meer hat irgendein verträumter Engländer, so sagt es der Reiseführer, eine Bar gestaltet und sich dabei von welchen Beispielen auch immer inspirieren lassen. Tische zwischen dichten Bambusrohren hier und dort und dort hinten nochmal, alles unter einem einzigen Blätterdach. Dazwischen selbstgebautes Spielgerät für Kinder, ein kleines Karussell zum selbst Anschieben (meine schweißtreibende Aufgabe), Hamster-Laufrad, Rutsche, Schaukel, alles da. Am unteren Ende hört das Blätterdach urplötzlich an einem kleinen Abhang auf, dort fühlt man sich wie auf einer Terrasse mit Blick hinunter ans Wasser, an das man sich etwas ergibt auf die Felsen setzen kann und ein paar geübten (Respekt!) jungen Menschen beim Klippenspringen zuschauen kann. Alles irgendwie unerwartet, das wunderbar entspannte Gefühl das sich hier einstellt verortet man aus dem Bauch heraus irgendwo anders als in Kroatien. Schön, es hier zu erleben.
    Und da die Zipfel-Eindrücke nicht einfach wieder vergehen sollten, hab ich mir am Tag danach allein das Rad geschnappt und bin die Runde nochmal gefahren, Stopp mit hausgemachter Limo an der Safari-Bar inklusive.
    Was sonst noch war:
    Es war heiß, der Baum neben dem Wohnmobil hat dann am späten Nachmittag Schatten gespendet als die Sonne eh hinterm Camper war.
    An der Südseite des Camps schließt sich gleich eine Bucht an, hier haben wir unsere kleine Lieblingsbadestelle zum Abkühlen gefunden, die Jungs haben hier begeistert Einsiedlerkrebse in ihren Schneckenhäusern beobachtet.
    Ein gleichaltriger Kumpel zum gemeinsamen Rumräubern hat sich hier auch gefunden.
    Sonnenuntergänge bei denen man übers Meer in die untergehende Sonne schaut sind wunderschön, haben wir oft gehabt, siehe Bildanhänge. Diesmal die Variante mit Sonne die im Rücken über Land untergeht und ein anderes aber ganz wunderbares Licht auf das seichte Wasser wirft. Siehe aktuelle Fotos.
    Junge kroatische Frauen die mitten im Ort in ihrem Auto stoppen und unseren Jungs in ihren Kroatien-Shirts beim ersten EM-Spiel winken, nehme ich als Papa gern zur Kenntnis.
    Und zum ersten Mal die Erwähnung: Es geht langsam zu Ende. Novigrad / Cittanova ist unsere dreizehnte und letzte Kroatien-Station. Es folgt noch ein Stopp in Slowenien, danach wieder zurück nach Hause. Noch keine Wehmut.
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