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  • Day 63

    Bocas del Toro, Panama

    October 13, 2018 in Panama ⋅ ⛅ 29 °C

    Pura Vida,

    nach unseren Unwettertagen auf der Halbinsel Nicoya verschlägt es uns wieder nach San José, oder genauer nach Alajuela. Wir suchen uns eine Unterkunft für die kommenden drei Tage und Nächte um unsere feuchten Klamotten zu waschen, die Rucksäcke zu schrubben, Essen und einen neuen Bikini für Ariane zu kaufen. Den Bikini hat wohl in einer Nacht der Hund unseres Schildkrötenfachmanns geklaut. Unser Plan für die nächsten Tage sind keine Ausflüge, vielmehr müssen wir unseren Grenzübertritt nach Panama vorbereiten.

    Panama verlangt an der Grenze nämlich den Nachweis min. 500 US$ pro Person zu besitzen. Entweder in bar, oder auf der Kreditkarte. Nur wollen wir ja nicht zusammen mit 1000 US$ im Seckel durch die Lande ziehen. Aber wie weist man das aktuelle Guthaben einer Kreditkarte an einer Grenze nach? Zusätzlich darf man nur dann einreisen, wenn man schriftlich nachweisen kann, daß man das Land wieder verlässt. Da wir von Panama aus nach Südamerika, also nach Kolumbien wollen, muss also jetzt schon die Einreise nach Kolumbien organisiert werden, um überhaupt nach Panama zu kommen! Es gibt zwischen Mittel- und Südamerika keine direkte Verbindung, keine Straße, kein Grenzübergang. Es sei denn man geht zu Fuß durch das Dariengebiet. Für die Variante muss man aber eher lebensmüde sein, da dort die Mafia mit Menschen und Drogen handelt. Realistische Möglichkeiten sind nach Bogota zu fliegen, auf einem der angeblich völlig überladenen Frachtschiffe anzuheuern, eine der großen Fähren zu nehmen, oder mit dem Segelschiff über die Karibische See nach Kolumbien zu segeln. Wir entscheiden uns natürlich für die entspannteste Variante: Das Segeln! Und so chartern wir einen kleinen 51 Fuss-Einmastsegler ab Puerto Lindo in Panama nach Cartagena in Kolumbien :-)

    Bevor es aber so weit ist, wollen wir noch an die costaricanische und panamaische Karibikküste und es uns ohne Regen gut gehen lassen. Wir nehmen den Bus und fahren nach Cahuita...
    ... Wir beide sind einfach keine Strandrumgammler und können nicht mit dem Badetuch abhängen und in die Sonne starren. Das geht keine 2 Minuten gut. Einfach zu langweilig! Also treibt es uns an einen fast unberührten Küstenabschnitt unweit des Dorfes. Es ist ein wirklich urtümlicher Wald mit unzähligen Postkartenmotiven. Und wir haben auf unserer 20 km Wanderung das große Glück, lange ersehnt, ein Faultier im Wipfel eines Baumes zu sehen. Nur zu gut, dass das nicht so schnell wegspringt wie die Kapuziner Affen 😀 Es ist wie ein Gedicht! Unsere Badesachen haben wir natürlich dabei und springen in der Hitze immer mal zur Abkühlung in die karibische See. Ein Traum...!

    Costa Rica ist entscheidend fortschrittlicher als der Rest der Länder Mittelamerikas. Das sehen wir wieder, als wir an der Grenze zu Panama ankommen. Das Ausreiseprozedere aus Costa Rica entspricht zwar nicht wirklich westlicher Vorstellung, denn erst muss man in einem Tante Emma Laden zwischen Chips und Coca Cola die Ausreisegebühr zahlen und dann 100m weiter und nach einer Stunde Wartezeit den Zahlungsbeleg den Grenzbeamten vorlegen, bevor man den costaricanischen Ausreisestempel bekam. Aber nachdem wir dann nach weiteren 100m Fußmarsch über eine alte Brücke panamaischen Boden betreten, holen uns dort bekannte Bild ein: Es ist wieder alles heruntergekommen, überall liegt Müll und es ist alles andere als einladend. "Ach wie schön ist Panama!"

    Hat in unserer Kindheit nicht Janosch erzählt, daß es in Panama nach Bananen riecht ;-) ?

    Und doch, auf dem Weg mit dem Bus nach Bocas del Toro, einer Inselgruppe vor der Karibikküste, fahren wir an kilometerweiten Bananenplantagen vorbei. Bis zum Horizont nur Bananen! Das Symbol kennen wir doch! Hunderte Seecontainer mit dem Symbol der Chiquita Fruit Company sind hier aufgetürmt, oder fahren auf LKWs an uns vorbei. Also wenn wir nicht gerade im Bus sitzen würden, würde es bestimmt nach Bananen riechen 😀

    Mit dem Motorboot geht es nach Bocas, der einzigen Stadt auf den Inseln. Cool, die Häuser sind kunterbunt und alle, die an der Küste genauso wie jene im Inselinneren, auf Pfählen gebaut. So entzückend wie es klingt ist es nur leider nicht überall. Stellt man sich die Idylle noch mit einer gehörigen Portion Müll und gepaart mit fehlendem Erhaltungswille vor, sind wir in der Realität.

    Es ist anderes als auf dem Festland, die Menschen sind ein Mix aus Afroamerikanern, Latinos und Europäern. Karibisch eben ;-) Auf einer Fahrrad-Erkundungstour treffen wir einen Katalanen, der hier als Segler vor 20 Jahren hängen geblieben ist und nun Psycho-Bücher schreibt. Wir erzählen von unserem geplanten Segeltörn nach Kolumbien, worauf er uns empfiehlt in Kolumbien unbedingt "Ayahuasca" zu trinken, es wäre ein Muss. Nach unseren Mitchilada-Erfahrungen in Guatemala sind wir etwas misstrauisch und nach einem Blick in Wikipedia legen wir den Vorschlag für immer ad Akta ;-)

    Um zu unserem Abfahrtshafen Puerto Lindo zu kommen, muß man zwangsläufig über Panama City fahren und so nehmen wir uns die Zeit zwei Tage dort zu bleiben und die riesige Stadt mit ihrer UNESCO-Altstadt und natürlich dem Panamakanal und dessen gigantische Schleusenbauwerke zu besichtigen. Die Schleusen sind wirklich äußerst beeindruckend. Wir dürfen zusehen, wie fünf Ozeanriesen geschleust werden. Eine Durchfahrt kostet für die größten Pötte 450.000 US$. Aber bis wir erst mal am Kanal sind...
    ... ist es einfach wieder ein Graus. Es gibt einfach keine Beschilderungen. Weder Straßennamen, Hausnummern, noch Haltestellen. Einfach nichts. Und so fragen wir uns immer erst durch, natürlich oft mit unterschiedlichen Antworten, an welchem Bordstein, welcher Straßenecke denn der gesuchte Bus hält. Panama-City ist einfach nicht gleich Hunsrück ;-)

    Ach übrigens keine Straßenbeschilderungen...
    ... Wenn in Costa Rica jemand einen Brief schreibt, steht als Adresse oft so etwas wie: Das gelbe Haus mit den zwei Bäumen und dem blauen Zaun. Die Briefträger werden ihren Spaß haben
    - Grüße an Melli 🙃 ...

    Bis bald
    Ariane und Marco 😀
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