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  • Day 101

    Otavalo, Ecuador

    November 20, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 21 °C

    Hola! ¿Como esta?

    Erst spät abends kommen wir in Macao an, für diesen Tag eigentlich nur als Zwischenstopp auf dem Weg nach Pasto geplant. Am Busbahnhof werden wir, wie so oft, von einem Dutzend Männern bedrängt, die uns natürlich das beste Angebot zur Weiterfahrt anpreisen. Tagsüber wäre es zu gefährlich... ist manchmal nicht ganz einfach sich umzingelt wieder aus der Situation zu winden - ganz schön anstrengend!

    Wir fragen ein junges Paar, welches auf einen Bus wartet, ob es hier eine günstige Unterkunft gibt. Die Antwort ist nicht nur ja, sondern die beiden möchten uns auch dorthin zu Fuß begleiten, da der Weg nicht ganz einfach zu erklären und zu finden wäre. Toll! Würden wir das zu Hause tun..!?

    Am nächsten Morgen geht es auf separaten Sitzen der überdachten Ladepritsche eines in die Jahre gekommenen Pickups über die Cordillera. Eine in Teilen nur einspurige Schotterpiste. Hinten auf der Ladefläche war es eben billiger! Wir rutschen und hüpfen auf der Bank hin und her und sind fasziniert von den scheinbar undurchdringlichen Wäldern und tiefen Tälern. Schmal, staubig und kurvenreich ist der Weg und schlängelt sich über 100km und mehr als 6 Stunden durch die Anden nach Pasto, einer kleinen Stadt unweit der Grenze zu Ecuador, immer auf Höhen um die 2.000 - 3000m. Als wir diesen Weg kennen lernen und unser Fahrer uns Bilder von abgerutschen Kleintransportern zeigt (Obst- und Gemüse-Lkw fahren diese Strecke nur nachts) sind wir froh, nicht in der Nacht gefahren zu sein. An einer Passhöhe werden wir von einer Militärpolizei angehalten und unsere Pässe werden "überprüft" und nach einem gemeinsamen Gruppenfoto werden wir gefragt aus welchem Land wir kommen!¿..? Als wir dann Pasto kennen lernen, sind wir doppelt froh, nicht dort in der Nacht angekommen zu sein!!

    Wir brauchen einen neuen Plan... Lateinamerika ist einfach riesig, die Strecken von Ort zu Ort nicht nur weit, sondern auch oft ganze Tagestrips auf mangelhaften Straßenverhältnissen. Zudem regnet es annähernd jeden Nachmittag und die Sicht in den Bergen ist nur früh morgens passabel... die Regenzeit ist einfach nichts, um mehrere Tage in die Berge zu gehen 🤔

    In Pasto bleiben wir für zwei Tage, um über unseren Landkarten zu Brüten, eine grobe Route nach Süden und unsere Weihnachts- und Sylvesterferien 😜 zu planen... Wir entscheiden uns, schneller nach Süden zu reisen. Weihnachten wollen wir in Sucre, Bolivien verbringen und im Februar im Süden Chiles bzw. Argentiniens sein, um den patagonischen Sommer zum Wandern nutzen zu können. So der grobe Plan... Für die Länder Rund um den Äquator haben wir zurzeit eine schlechte Reisezeit - also warum sollen wir uns hier vom Regen ärgern lassen? In diese Länder reist man besser zu unserer Sommerferien-Zeit.

    Also los geht's! Auf nach Ecuador, auf in Richtung Äquator. Mit dem Nachtbus geht es über die Grenze mit Ziel: Otavalo

    Wir dürfen in Peguche, einem kleinen Ort vor Otavalo, unser Zelt im Garten eines Hostals aufschlagen. Ein untouristischer indigener Ort entlang einer leider stillgelegten Eisenbahntrasse. Die Gleise sind jedoch nicht ungenutzt und dienen heute nicht nur als normaler Fußweg. Auch treiben die Bauern ihre Kühe allmorgentlich zu ihren Futterplätzen über die Gleise. Ein wunderschönes Bild, wenn die fast ausschließlich in Trachten gekleideten Bauern und Dorfbewohner beladen mit Waren über die Gleise gehen. Auch unsere Unterkunft ist nur über die Gleise zu erreichen, wo unweit die Bahntrasse entlang drei mal die Woche ein Volleyballspiel abgehalten wird, bei dem wir natürlich nicht fehlen dürfen 😁

    Wir nutzen das tolle Wetter um die Umgebung Otavalos zu Fuß zu erkunden. Eine herrliche Gegend! Irgendwie fühlen wir uns in der Zeit zurück versetzt. Die Felder sind klein und schmal. Überwiegend wird auch hier Mais das ganze Jahr über angebaut und die Bauern bewirtschaften die Felder meist ganz allein' mit Hacke und Spaten. Die Furten zwischen den Maisreihen werden mittels einem aus Holz gefertigtem pflugähnlichen Gerät von einem Kuhgespann gezogen, während der Mann den "Pflug" in Richtung hält, dirigiert die Frau die Kühe mit kurzen Kommandos.

    Die Region um Otavalo ist gespickt mit Seen, Wanderpfaden und traditionellen indigenen Dörfern. Wir fahren zur nahe gelegenen Laguna Cuicocha, inmitten eines erloschenen erodierten Vulkans, um dessen riesigen Kratersee wir ganze 14 Kilometer wandern und hätten wir Weitsicht gehabt, hätten wir bis zu den Vulkanriesen Cotopaxi und Chimborazo mit ihren fast 7.000m Höhe sehen können... 😣 Einmal rund, fühlen wir uns noch fit um die 8 Kilometer zurück zur nächsten Ortschaft zu gehen, um das hiesige Leben noch in uns aufzunehmen. Es ist schön hier zu Wandern...! 😊

    ...auch wenn man abseits der größeren Orte die Armut der Menschen deutlicher spürt. Manche sind nicht nur arm sondern scheinbar auch perspektivlos. So sehen wir in einem Vorgarten eine Familie sitzen, die völlig unbeeindruckt zusieht, wie die Hühner am im Garten liegenden toten Hund herumpicken. Uns irritiert oft diese Gleichgültigkeit!

    Auf dem Markt in Otavalo hingegen sind wir fasziniert vom Kunsthandwerk der 'Otavaleños', die selbstbestimmt und ihrer ursprünglichen Kultur treu geblieben sind. Nicht nur beeindruckende Alpaka-Wolldecken, sondern auch einmalige Wandteppiche, Ponchos und Hüte werden angeboten. Ein Schmaus für unsere Augen. Müssten wir nicht noch so weit reisen, wären die Rucksäcke ab heute vollgepackt 😁

    Nach drei erlebnisreichen Tagen zieht es uns nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors, um von dort ohne längere Aufenthalte den langen Weg von über 1.000 km über Cuenca und Piura nach Lima anzugehen, von wo unser Flug nach Iquitos am Amazonas in Peru startet. Also los geht's mit dem Bus... Ein Flug von hier aus ist uns zu teuer!

    Wir sind gar nicht so traurig darüber den Bus zu nehmen, schließlich ist es wie Fernseh schauen, nur alles echt 😜

    In Quito, der Stadt am Äquator, muss man natürlich neben der schönen kolonialen Altstadt auch zum Äquator. Für uns ein Meilenstein, schließlich betreten wir hier die Südhalbkugel unserer Erde und wer kann schon mal auf dem Äquator balancieren!

    Es geht weiter...
    ... Und es fällt uns auf, daß es keine Straßenränder, oder sonstige Flächen gibt, die ungemäht sind. Der Grund ist einfach: Jedes Haustier, seien es Pferde, Kühe, Ziegen, oder Schweine, dürfen an Pflöcke gebunden eine Fläche von vielleicht 20 m2 ihr eigen nennen und jeden Tag gibt es Neuland. Auch Lamas gehören mittlerweile zu den Rasenmähern!

    Wir sehen Kindern beim Spielen zu, wie sie aus alten Kanistern Türme bauen und versuchen sie zu besteigen, oder aus Bänken und Brettern Wippen bauen. Meist wissen sie sich zu beschäftigen. Leider sehen wir aber auch wie auf einer Müllhalde nach Brauchbarem gesucht wird. So ist es eben!

    Wir fahren quer durch die Anden und...
    ... auch an den Vulkanen Cotopaxi und Chimborazo vorbei. Letzteren sehen wir, dem trüben Himmel geschuldet, nur auf der Landkarte. Die Berglandschaft zeigt kaum mehr einen Wald, nur wenige Bäume und so sieht man nicht selten, dass die Felder nach einem Regenguss von Rinnen durchspühlt sind und die Ernten nur miserabel sein können. Da rächt sich der Raubbau!

    Nachts um 1:30 Uhr kommen wir am ganz neu von Ecuador und Peru gemeinsam errichteten Grenzübergang an. Ein Gebäude, zwei Reihen einzelner unterschiedlicher Schreibtische und die Grenzbeamten beider Länder sitzen bunt durcheinander gewürfelt an den Tischen. Nur durch ein zartes Winken, sofern erkennbar, des einen, oder anderen Beamten, kann man erkennen wo man den Ein-, oder Ausreisestempel erhält! Welch ein Wirrwarr 🤔

    Viele Grüße
    Ariane & Marco
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