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  • Day 124

    Machu Picchu, Peru

    December 13, 2018 in Peru ⋅ ⛅ 13 °C

    Buenas!

    Jeder kennt es, jeder hat die Bilder davon im Kopf und irgendwie hat jeder schon mal von der Ehrfurcht gebietenden Inka Stadt geträumt und sich gewünscht irgendwann im Leben mal dort gewesen zu sein... Machu Picchu!

    Und zu den Menschen gehören wir auch. Nur haben wir gelesen und auch von einigen Reisenden gehört, dass Machu Picchu völlig von Touristen überrannt wäre und man sich überlegen sollte die Stätte zu besichtigen. Für uns steht es jedoch gar nicht zur Diskussion nicht nach Machu Picchu zu fahren. Na hört mal, es ist Machu Picchu! Und wir können ja nicht erwarten, die einzigen Touristen auf Erden zu sein, die beeindruckende Orte sehen möchten!

    Also los geht es :-) Auf nach Machu Picchu 😁

    Nach einer für uns wirklich stressigen Reise von 45 Stunden im Bus von Pucallpa im Amazonasbecken quer über die Anden nach Lima am pazifischen Ozean und von dort wieder hinauf in die Anden, haben wir ein wirklich nettes Quartier im beeindruckenden kolonial geprägten Cusco bezogen. Unglaublich, aber die fast 2.000 km Strecke über Lima ist die schnellste Verbindung von Pucallpa nach Cusco. Die Alternativroute quer durch die Anden mit Kleinbussen und unzähligen Umsteigenotwendigkeiten wollten wir wirklich nicht angehen.

    Machu Picchu ist Luftlinie über 100 Kilometer von Cusco entfernt und das interessante ist, es führen keine Straßen direkt dorthin. Es liegt auf einer etwa 400 m hohen Anhöhe eingeschlossen von der Schlucht des Urubamba Tals unweit des Ortes Aquas Calientes (Warmes Wasser). Nur wie kommen die täglich über 2.500 Touristen nach Machu Picchu...? Bereits vor einigen Jahrzehnten wurde eine Eisenbahntrasse von Cusco aus durch das enge Urubamba-Tal gebaut. Nachdem wir in Cusco von den aktuellen Preisen einer solchen Zugfahrt hören, bleibt uns beinahe die Spucke im Hals stecken. 65 € pro Strecke und Person! Das wären hin und zurück 260 € für uns gemeinsam und das ohne die 40 € Eintritt pro Person zu Machu Picchu! Wow...! Die Zugfahrt von Cusco nach Aquas Calientes geht auch exclusiver - für über 1.000€ pro Person 😉!

    Es muß ein anderer Plan her! Und wir haben Glück! Carlos, der Eigentümer unserer Unterkunft kennt eine alternative Route und organisiert uns einen Kleinbus, der uns über 7 Stunden durch die Berge zu einem Wasserkraftwerk (Hidro Electrica) bei der Ortschaft Santa Teresa bringen soll. Santa Teresa liegt ebenfalls im Urubamba Tal an der genannten Bahntrasse. Jedoch 'hinter' Machu Picchu. Von dort könnte man über die Gleise zu Fuß nach Aguas Calientes wandern, sagt uns Carlos! Perfekt! Für umgerechnet 75 €/Pers, hin und zurück, inkl. Übernachtung in Aquas Calientes, Mittagessen, Abendessen, Lunchpaket und Eintritt! Unschlagbar 😁

    Um 7:00 Uhr am nächsten Morgen warten wir unweit unserer Unterkunft an einer Straßenkreuzung, bis uns der bestellte Kleinbus abholt um uns nach Santa Teresa zu bringen. Fast pünktlich geht die Fahrt los. Der erste Streckenabschnitt verläuft über eine gut ausgebaute Straße in ewigen Schleifen die Berge hinauf. Immer weiter und weiter bergauf... bis wir einen Pass von 4.300 m Höhe überqueren. Als wir jedoch etwa 30 km vor Santa Teresa links abbiegen, trauen wir unseren Augen kaum. Unsere bisher gut ausgebaute Straße verwandelt sich zu einer einspurigen, stellenweise ausgebrochenen Schotterpiste. Die Wegkante bricht links fast senkrecht ab, rechts geht es zum Teil überhängend senkrecht nach oben und von Leitplanken ist weit und breit nichts zu sehen. Besser ist es, einfach nicht nach draußen sehen und es gilt zu hoffen, dass unser Busfahrer das Lenkrad nach 5 Stunden Fahrt weiterhin schön im Griff hält! 🤨 Jetzt wissen wir, warum hier alle sehr gläubig sind!

    Nach zwei betenden Stunden kommen wir im Urubambatal an. Ein enges, mit mehreren hundert Meter steil aufragenden Bergflanken, inmitten eines grünen mit Vogelgezwitscher durchfluteten Urwaldes und...
    ...einer Bahntrasse 😊 Wir schwingen unseren Rucksack auf die Schulter und auf geht es nach Aquas Calientes, oder auch Machu Picchu Pueblo genannt. Es ist eine beeindruckende Wanderung entlang der Gleise und begleitet vom Urubamba Fluss. Und immer wieder der Blick hinauf in die Berge, ob wir vielleicht vom Tal aus Machu Picchu schon erblicken können. Das einzige, was wir auf der 2 stündigen Wanderung finden können, sind teils vom Dschungel eingenommene terrassenartig angelegte Anlagen. So bleibt auch unsere Vorfreude.

    In Aquas Calientes angekommen warten wir etwas ungeduldig auf unseren von Carlos organisierten Guide, der uns morgen die Ruinen zeigen soll. Wir sitzen am 'Plaza de Armas (Gewehr)', so heißen übrigens annähernd alle Hauptplazas in den bisher bereisten Städten in Lateinamerika. Wir nennen sie immer Knarrenplatz! Aber mit der Pünktlichkeit ist das bei beinahe allen Peruanern so eine Sache. Nach einer Stunde jedoch formieren sich plötzlich ein Dutzend Guides auf einer Treppe und rufen Namen quer über den Platz. Wir vermuten, daß auch wir gleich aufgerufen werden und sind hellhörig! Doch dann steht ganz links ein Mann mit einem Schild, auf dem "Ariana" und "Werna" zu lesen ist 😂.
    Wir bekommen unser Hostal und das Restaurant genannt, in dem uns später Nachos und ein paar Pommes mit Guacamole und ein geschmacksneutrales Steak und Dank vernünftiger Dips noch passable Nudeln für Ariane serviert werden.

    Es ist 4 Uhr in der Nacht und unser Wecker klingelt! Um 5 Uhr sollen sich die Tore an der Brücke zu Machu Picchu öffnen und da wollen wir natürlich zu den ersten in der Schlange von Touristen gehören... Nachdem sich die Tore öffnen, pilgern wir mit unzähligen Travellern aus aller Welt die 400 Höhenmeter steil über Blockstufen zum Eingangsportal Machu Picchus. Stolz halten wir unsere von 6:00 - 12:00 Uhr gültigen Eintrittskarten in der Hand und warten in einer Schlange unzähliger Menschen auf den Eintritt... Wir gehen durch die Schranke und nach einem kurzen Fußmarsch breitet sich vor uns die Inka-Stadt Machu Picchu aus... Wir sind da 🙂

    Eine Stadt für gerade einmal 700 Einwohner und von bemerkenswerter Struktur. Man erkennt auch ohne besondere Kenntnisse sofort die verschiedenen Bereiche der Stadt. Einerseits Tempel und Gebäude der Gelehrten, andererseits die weltlichen Wohn- und Handwerkerhäuser. Es gibt Steinbrüche, riesige treppenartige Terrassen der Bauern, auf denen Obst, Gemüse und Kräuter angepflanzt wurden, Sportanlagen, Zeremonienplätze und sogar Anlagen zur Sternenbeobachtung. Und alles errichtet in einer beneidenswerten Kunst des Trockenmauerbaus und für uns doch überraschend, von tausenden indigenen Sklaven!

    Eines übertrifft jedoch alles: Die Lage dieser Stadt! Eingeschlossen von scheinbar endlosem Dschungel und umgeben von einem sagenhaften Bergpanorama. So faszinierend, dass wir einfach nur schauen und uns für Minuten die Sprache wegbleibt...

    Nun sind da ja noch die Massen an Touristen um uns herum. Wir stellen uns einfach vor, dass jeder einzelne Tourist Bürger dieser Stadt ist und seiner Arbeit nachgeht, dann wirkt es sogar wunderbar lebhaft, wie in jener Zeit 😁!

    Wir sind nun etwa 4 1/2 Stunden in einem großen Kreis durch die Stadt geschlendert und stellen fest, dass wir kurz vor dem Ausgang stehen und einen Sektor der Stadt noch nicht gesehen haben. Wir haben ja noch 1 1/2 Stunden - bis 12:00h, denken wir! Also einfach nochmal drehen und zurück! "Pustekuchen" Nichts geht mehr zurück! Es ist ein uns bis dato nicht bekanntes Einbahnstraßensystem und jeder Versuch des Wendens wird von Wächtern, auch unfreundlich, jäh abgewendet! Auf gut Deutsch: Wir werden rausgekehrt...! Ein bitterer Abschluss für uns, der unser Bild von Machu Picchu als eine der größten Sehenswürdigkeiten Lateinamerikas in ein profitgieriges Licht rückt und das traumhafte Machu Picchu selbst für einen Moment zur Nebensache werden lässt! Später erfahren wir, dass es ab nächster Saison nur noch Tickets für 3 Stunden geben soll. So kann man vermutlich 5000 Touris pro Tag durchschleusen.

    Was bleibt uns übrig! Wir gehen ins herrliche Urubamba-Tal zurück, wandern wieder die Bahnstrecke nach Santa Teresa zurück und sind dabei keineswegs allein mit unserem Frust!

    Fazit: Es sind die Menschen, die uns am Ende den Spaß um diesen magischen Ort etwas verdorben haben. Machu Picchu hingegen ist ein Traum und unvergesslich noch dazu 😊

    Muchos Saludos
    Ariane & Marco

    "Der Reisende zerstört, was er sucht, indem er es findet.", Hans Magnus Enzensberger
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