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  • Day 208

    Zwischen den Kontinenten

    March 7, 2019 in China ⋅ ☀️ 10 °C

    您好在家 :-)

    Das Visum in der Tasche, ziehen wir am Sonntagabend los Richtung Flughafen Santiago. Wir müssen um 4:00h morgens einchecken, also wollen wir die Nacht einfach am Flughafen verbringen. Wir haben dort schon einmal übernachtet, als wir nach Puntarenas geflogen sind.

    Der Flugmarathon nach Hongkong beginnt:

    Da ich ab jetzt mit einem temporären Reisepass reise und wir deswegen den Online-Checkin im Voraus nicht abschließen können, wollen wir immer früh genug am Schalter zum Einchecken sein. Das ist auch wirklich gut so. Bei keinem der Flüge funktioniert das Einchecken reibungslos - immer muss nocheinmal eine Vorgesetzte herbei geholt werden, die dann die Flugdaten vergleicht und was weiß ich so alles macht. Letztendlich können wir dann jedoch immer mitfliegen!

    Die erste Nacht in Santiago war ja noch ganz nett - wir haben sogar zwei Polstersitze ergattert und schlafen immerhin satte drei Stunden.

    Im Flieger sitzend, ist es schon komisch, die komplette Route, die wir auf dem Landweg in Mittel- und Südamerika bereist haben, wieder zurück zu fliegen. Es war schon ein Abschnitt überhaupt diese Flüge zu buchen! Damit war die Zeit in Südamerika "gezählt" und nun verlassen wir den Kontinent, den wir sieben Monate lang Stück für Stück kennen lernen durften und doch noch so vieles nicht gesehen haben.

    Der nächste Stopp ist Lima. Auch hier haben wir schon eine Nacht verbracht: auf dem Weg nach Iquitos am Amazonas. Der Aufenthalt ist heute jedoch kurz - 2 1/2 Stunden, bevor es auch schon weiter nach San Salvador geht. Seltsam, auch hier waren wir bereits im Oktober auf dem Weg nach Costa Rica :-) Diesmal steigen wir jedoch nach 5 1/2 Stunden Wartezeit in den Flieger Richtung San Francisco. Yaehhh, wir wollen es kaum glauben! Es jat geklappt! Keine Probleme mit dem US-Visum und dem vorläufigen Pass!!!

    Es ist schon etwas Komisches mit der "Zeit". Wir fliegen und fliegen und der Tag hört einfach nicht auf. Die Zeit wandert rückwärts. Waren wir in Santiago nur 4 Stunden HINTER unserer deutschen Zeit, sind es in San Francisco dann schon 9 Stunden.

    Wir kommen am Montagabend gegen 23:00h am riesigen, neuen und scheinbar verlassenen Flughafen in San Francisco an. Hier gibt es ganze Sitzreihen, auf denen wir es uns gemütlich machen können. Einige Obdachlose nutzen diese Möglichkeit auch und geben uns ein ordentliches Schnarchkonzert.

    Wir sind zwar müde, können aber direkt noch nicht schlafen. Nach einiger Zeit fallen uns dann doch für ca. vier Stunden die Augen zu. Am Morgen wollen wir uns ein wenig die Beine in den Vororten San Franciscos vertreten und versuchen einen Fußweg zu finden - aber wir vergaßen: wir sind ja in den USA! Wer geht denn hier zu Fuß! Also wurde unser kleiner Ausflug an die frische, kalte Luft nach kurzer Zeit wieder beendet. Ach ja - wir merken, es ist Winter! Wir sind wieder auf der Nordhalbkugel! Winterliche Kälte mit regnerischem Wetter begegnen uns nun zum erstem Mal seit Langem wieder! In Patagonien gehört das ja zum Sommer dazu ;-)

    Marco inspiziert den Flughafen genau: Computerarbeitsplätze, Aufladestationen für mobile Geräte, viele Sitzgelegenheiten und zwei Ausstellungen aus dem 'MOMA - Museum of modern art' - eine zu Katzen, die andere zu kunstvollen Gefäßen aus Silber. Toll! Wir fahren mit dem Flughafenshuttle ein paar Runden um uns so ein wenig die Gegend anzusehen, ziehen uns noch ein paar US-Dollar (kann man immer gut als Reserve gebrauchen) und checken dann ein. Im Sicherheitsbereich genehmigen wir uns noch einen Kaffee zum Frühstück und los geht es über das große Wasser - haben wir gedacht!
    Uns überrascht es schon sehr, dass wir, statt irgendwann links abzubiegen und über den Pazifik nach China zu fliegen, bis nach Kanada und hoch nach Alaska über das amerikanische Festland und über Russland wieder nach Süden fliegen... Aber klar: die Erde ist keine Scheibe - und so ist dies dann doch die kürzeste Flugroute! Wahnsinn!

    Wir wurden schon vorgewarnt: in Qingdao, unserem ersten Zwischenstopp auf chinesischem Gebiet, gibt es keinen Transit. Also bekommen wir ein 24-Stunden Visum. Hier hilft es uns sehr, dass wir alle Flugdaten ausgedruckt haben und wir zeigen können, dass wir nicht in China bleiben wollen.

    Es ist schon etwas Komisches mit der "Zeit". Wir haben die Datumsgrenze überflogen und sind nun 6 Stunden VOR der deutschen Zeit. Wir sind völlig durcheinander!

    Wir kommen um 18:20 Uhr Ortszeit an - in eine für uns völlig fremde Welt. Am "internationalen" Flughafen steht alles nur auf 中文! Nun gut. Wir schauen uns das Terminal genauer an und stellen fest dass es hier wirklich kuriose Dinge zum Essen gibt: Ganz viel getrocknetes Fleisch oder getrockneten Fisch abgepackt als Snacks, lebende Schwabbel-Meerestiere und Früchte, die wir nicht kennen, von denen wir aber auch keinen Namen herausfinden können. Wir haben ein wenig Hunger und wollen uns beim bekannten großen gelben "M" etwas kaufen. Da kann man ja nicht so viel verkehrt machen - außerdem haben wir gesehen, dass man dort mit Karte zahlen kann... Super!
    ... haste gedacht!
    ... wir sind ja schließlich am "internationalen" Flughafen in Qingdao, wie kommen wir da nur auf die Idee, dass man mit einer Visa-Karte bezahlen könnte?!? Aber natürlich nicht - es wird nur die "China-Card" akzeptiert! Seltsam, aber so weiß der chinesische Staat auch, wer, wann, wo und wieviel Geld abgehoben hat! So sind wir heilfroh, dass wir noch Müsli und Milchpulver im Gepäck haben. Am Flughafen gibt es überall Getränkespender, an dem man heißes und kaltes Wasser zapfen kann - eine wirklich gute Idee! Also gibt es Müsli und heißen Tee im McDonalds in Qingdao. Die Einheimischen nutzen diese Getränkespender intensiv - fast jeder hat eine kleine Flasche dabei in denen wir Teeblätter erkennen können. Wir werden an Argentinien und Patagonien erinnert, wo jeder seinen Matetee ständig und immer trinkt, so wird hier vielleicht grüner Tee immer wieder aufgegossen.

    Wir suchen uns einen Platz, wo wir die Nacht verbringen können und erhalten eine Vorstellung einer chinesischen Marsch-Übung... Es muss etwas ähnlich Sinnfreies sein, denn einen Zweck können wir nicht erkennen. Etwa zwei Dutzend uniformierte Flughafenangestellte stellen sich mal in 2er, mal in 3er Reihen auf, bleiben stehen, ein Kommando kommt und es wird sich im Spalier am Eingang aufgestellt, einige Pylonen werden umgestellt und dann wieder von vorne, still stehen, nach links drehen und stehen. Irgendwann gehen sie dann... Und alle waren eifrig dabei, ja keinen Fehler bei der Aufstellung zu machen.

    Um 23:45h wollen wir uns dann ein wenig hinlegen. Um Punkt 24:00h werden wir dann jedoch gebeten, diesen Bereich zu verlassen - der wird geschlossen. Super! Also Sachen packen und den anderen hinterher. Ein Stockwerk tiefer. Es ist sau kalt dort. Keine Sitze mehr frei. Na toll! Wir lehnen uns an einen Pfeiler, setzen uns auf unsere Rucksäcke und packen uns nach und nach immer dicker ein. Zuletzt werden die Schlafsäcke ausgepackt um uns warm zu halten. Von Schlafen kann keine Rede sein. Um 6:10h geht unser Flieger. Um 4:00h geht die Rolltreppe nach oben zum Einchecken wieder auf. Was für eine Nacht!

    Und dann kommt das Beste: Unser Flug wird nirgends angezeigt. Es gibt niemanden am Infoschalter und bei den Schaltern unserer Fluggesellschaft zeigt sich auch 1,5 Stunden vor Abflug auch noch niemand. So langsam werden wir nervös - falscher Flughafen? Falsches Datum? Falsche Uhrzeit? Irgendetwas nicht mitbekommen? Der elektronische Checkin-Automat bestätigt unsere Zweifel: "kein Flug in den nächsten Tagen nach Xianyang"! Die Menschen, die wir fragen, können alle kein Englisch. Auch kann man sich mit Ihnen komischerweise nicht mit Händen und Füßen verständigen - es ist wirklich eine absurde Situation.

    Nach einiger Zeit finden wir eine junge Frau, die sich zumindest auf unsere nonverbal Sprache einlässt und sogar ein paar Worte Englisch kann - sie fliegt auch nach Xi'an! Und sogar zur selben Zeit wie wir! Naja, dann wird es den Flug wohl doch geben!

    Qingdao haben wir als Ort kennen gelernt, in dem wir völlig verloren waren. Keine lesbaren Infos, kaum Menschen, mit denen man weder verbal noch nonverbal kommunizieren konnten! Eine völlig andere Welt!

    Auf dem Weg nach Xi'an können wir immer wieder durch Wolkenlücken auf China schauen. Wir sehen geplante, angelegte Städte. Die Hochhäuser in den verschiedenen Blocks sind immer gleich hoch, alles ist parallel und symmetrisch - wie in einer Armee. Wo ist da das Feng Shui? In den niedrigeren Häusern denken wir uns, wohnen vielleicht wohlhabendere Chinesen. Aber in allen Städten sieht man neben den Wohnblocks gleich die Fabriken. Verrückt! Planwirtschaft! Im Flugzeug erzählt uns dann ein Werbevideo von einem Mann, der in einer kleinen Straße eines Dorfes ein Lebensmittelgeschäft betreibt. Er erzählt von seinem Leben und dass er heil froh ist, dass die chinesische Regierung nun die Straße und alle Häuser abreißt, da er sowieso nicht mehr genügend verdient, da die Menschen jetzt in den Supermärkten einkaufen. Und er kann dank der tollen Initiative der Regierung in ein neues Haus in einer geplanten Stadt ziehen und dort in einer Fabrik arbeiten - einfach toll! Gehirnwäsche wo man hin sieht...

    In Xi'an angekommen, geht es recht schnell und ohne Probleme weiter. Zwar gibt es schon wieder keinen Transitbereich, dafür ist aber die Info besetzt, die sogar Englisch kann. Der Flug ist sogar angeschrieben und wir können, nachdem wir einen grünen und dann einen gelben Zettel ausgefüllt haben (die nirgends eine Bedeutung zu haben scheinen) in den Sicherheitsbereich. Hier schlendern wir hin und her und bemerken zwei interessante Dinge: die vielen Geschäfte, die elektronische Dinge verkaufen und Karaokeboxen :-)

    Vor einem Geschäft wartet ein kleiner, hüfthoher Roboter mit großen Augen auf uns. Wir fragen den Verkäufer, für was der Roboter gut ist. Staubsaugen...? Der Verkäufer kann kein Englisch, nimmt sich ein kleines Gerät (so groß wie ein Feuerzeug), wählt die Sprachen aus und textet seine Erklärung in dieses Gerät - was prompt und wirklich gut verständlich seine Worte ins Englische übersetzt. So können wir uns unterhalten. Wir fragen uns, warum bei 'Google translator' oft noch so ein riesiger Blödsinn rauskommt - das Gerät ist wirklich schnell und übersetzt präzise. Naja, die Erklärung für diesen kleinen Roboter mit großen Augen ist ein wenig erschreckend! Er soll in einer Familie dem Kind Dinge beibringen, z. B. Sprachen oder Regeln... sozusagen als Geschwisterersatz. Ohhh Mann!

    Nach diesem letzten Flug ab Xi'an, kommen wir dann endlich nach mehr als drei Tagen um 13:30h Ortszeit in Hongkong an. Puuuhhh - was für ein Trip!!!

    Willkommen in Hongkong

    问候
    Ariane & Marco
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