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  • Day 11

    Samih & Sam!

    September 21, 2019 in Canada ⋅ 🌙 17 °C

    Nachdem wir uns gestern Abend eig dazu entschlossen, Samihs Wohnung nächsten Tag wieder zu verlassen, waren wir uns heut morgen schon wieder nicht so ganz sicher. Er machte uns unaufgefordert Tast mit Rührei zum Frühstück und bot im nächsten Moment an uns an zwei Aussichtspunkte auf dem Mont Royal zu fahren, wo wir sowieso noch hin wollten. Als er für seine Morgenzigarette vor die Tür ging, sahen wir uns mit einem gequälten Blick an. Wir waren so hin und hergerissen und wussten einfach nicht wo hin mit uns. Es war einfach zu eng und für 3 Personen und einer Katze, zumal man wegen letzterer nicht mal die Fenster weit öffnen konnte, da er im Erdgeschoss wohnte. Aber wie konnten wir jmd verlassen, der sich soo bemühte und so über unsere Gesellschaft zu freuen schien. 😔 Wir überließen die Entscheidung erstmal wieder Zukunftsbella & Zukunftspuml und fuhren gemeinsam zu den beiden Aussichtspunkten, von denen wir einen hübschen Blick auf die Stadt hatten. Wir füttern an wunderschönen Einfamilienhäusern vorbei und ließen uns an einem Park absetzen. Wir bedankten uns nochmal überschwänglich für alles was er bis dato für uns getan hatte, doch es war total selbstverständlich für ihn. Für uns hingegen immernoch unglaublich!

    Wir liefen durch den groß und grün angelegten Park, bis hin zum "Chalet du Mt. Royal", wo sich eine große balkonartike Terrasse befand mit einem grandiosen Ausblick auf die Skyline der Stadt. Puml bekam ein Eis, ich einen Kaffee und wir suchten uns ein schattiges Plätzchen, wo wir Wetter, Leute und "Comptine d'un Autre été" genossen, das jmd auf einem Klavier spielte. Als wir ein paar Fotos von der Stadt machten, kamen wir mit 2 Schweizern ins Gespräch, die die letzten Wochen ebenfalls durch Kanada reisten (sogar einen Bären sehen durften 🐻) und heute ihren letzten Tag hier hätten. Auf unserem Rückweg Richtung Unterkunft nahmen wir diese
    Begegnung als Vorlage für unsere Lüge gegenüber Samih. Er war so bemüht um unser Wohlergehen, dass er nur enttäuscht gewesen wäre, hätten wir ihm ehrlich gesagt wir würden uns was anderes suchen, weil wir uns in seiner Wohnung nicht wohl fühlen. Konnten wir beide nicht ertragen - wäre seine Wohnung doch nur so groß wie sein Herz, ganz montréal hätte darin Platz. 😩 Somit entschlossen wir uns dazu, ihm von den Schweizern zu erzählen und deren Roadtrip nach Quebec. Dass sie uns mitnehmen würden und wir die Stadt ja ohnehin sehen wollten. 🤦‍♀️ Je mehr wir allerdings die Story ausschmückten, desto schlechter fühlten wir uns und sagten am Ende lediglich, dass wir 2 Schweizer kennengelernt hatten, die morgen früh nach quebec fahren. 😅 Allerdings war Samih verabredet und sagte erst gegen 23 Uhr zurückkommen, weshalb wir uns wegen des Schlüssels zeitnah entscheiden mussten. Entweder bleiben, oder mit Sack und Pack die Wohnung verlassen und zur verabredeten Zeit von 17 uhr bei Sam im Souvenirshop aufkreuzen und darauf hoffen, dass sein Angebot uns aufzunehmen ernst gemeint war. 😅 Samih ging, und wir saßen immernoch total unentschlossen bei ihm. Letztlich hielt ich es in dem beengten Kämmerlein keine weitere Nacht aus, und wir schrieben ihm einen Zettel. Mit sämtlichen liebevollen und dankbare Worten, die uns einfielen. Anschließend Namen wir unsere sieben Sachen und standen um 17:13 im Laden bei Sam. Der war allerdings schon weg. Ich rief ihn über WhatsApp an und er meinte, wir sollen da bleiben, er hole uns ab. Also warteten wir wie bestellt und nicht abgeholt vor dem Shop und kamen uns total bescheuert vor. Was in der Nacht noch wie die genialste Aktion aller Zeiten wirkte, erschien uns bei Tage einfach nur dämlich. Aber wir hatten keine Zeit, um diese Situation zu zerdenken, Sam tauchte recht schnell auf - mit der selben Selbstverständlichkeit und Offenherzigkeit, wie am Abend zuvor und bat uns ihm zu folgen. Er wohnt direkt um die Ecke und in seinem appartement angekommen, konnten wir unser Glück kaum fassen. Die Wohnung besteht ebenfalls nur aus einem Raum, allerdings ist er groß und hell, mit einer offenen Küche und das Bad geräumig und sauber! Er hatte sogar extra nur für uns Bier besorgt, weil wir uns gestern unter anderem über die hohen Bierpreise beschwert hatten. 😍 Einige Zeit später kam auch sein langjähriger Freund Hassan dazu, den wir ja auch bereits kennenlernen durften. Er kam jedoch nicht allein, sondern hatte etwas 3 Tüten voller syrischem und türkischem Essen dabei (Baba Ghanoush🤤). Wir quatschten ein paar Stündchen und es ist so schön, wie ernsthaft interessiert sie uns sind. An unserer Herkunft, Sprache, Familie, an unserer Freundschaft, Zukunftsplänen oder unserem Studium. Sie erzählten von ihren Reiseerfahrungen und versicherten uns wie schön Costa Rica sei, und wie sicher. ;) Außerdem versuchten sie uns zu helfen einen günstigen Flug Richtung Landesinnere zu finden. Hassan telefonierte sogar rum, um rauszukriegen was es über den Zugweg kosten würde. Aber die Distanzen sind zu utopisch, daher leider unbezahlbar. Wir sahen uns noch gemeinsam ein, zwei Folgen "friends" an, bis Hassan sich noch mit Freunden im Club traf. Er erzählte uns außerdem, was Sam zu ihm sagte, nachdem wir gestern seinen Shop verlassen hatten: "They have so much positive energy, we can trust them." So süß. 😍 Und es wäre auch überhaupt kein Problem, wenn wir ein paar Tage bleiben wollen, sogar eine Woche wäre ok. Und wäre all das noch nicht genug, bestand er auch darauf, dass wir in seinem Bett schlafen, da die Couch für 2 Personen zu schmal sei. So viel Gastgreundschaft habe ich noch nicht erlebt, unfassbar.
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