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  • Day 160

    Für 1 Peso nach Havanna

    October 17, 2016 in Cuba ⋅ ⛅ 29 °C

    Bei jedem Schlagloch durch das wir fahren macht mein Rucksack, der auf meinem Schoß steht, einen kleinen Satz und ich versuche ihn ein wenig fester zu unklammern. Der Smog vermischt mit Staub beißt in Augen und Nase und ich bin dankbar um die wenige Zugluft, die durch die offene Rückwand des kleinen LKW kommt.
    Zurück auf Anfang.....es ist 5 Uhr früh, es ist noch stockfinster, aber es wird schon warm und die Luftfeuchtigkeit beträgt gefühlte 80%. Gemeinsam mit unserer deutsch-kubanischen Gastgeberin Simona machen wir uns auf den Weg zum "Busstopp" - wir stehen am Straßenrand der Autopista Sur mit einer Menge anderer Leute. Es gibt keine Beschilderung. Die Busse, die in unregelmäßigen Abständen kommen tragen weder Nummern, noch andere Hinweise auf ihre Endstation. Das bedeuted, dass wir jedes Mal in einer Menschentraube loslaufen (mit vollgepacktem Rucksack) und beim Fahrer nachfragen. An diesem Morgen kommt jedoch keine Mitfahrgelegenheit nach Havanna. Nach ca. 1 Stunde kommt Simonas Appell "Einsteigen!", ihr Finger ist dabei auf eben kleinen LKW gerichtet, auf dessen spärlicher Holzbank ich nun sitze.
    Während der einstündigen Fahrt blicke ich nach draußen auf die pechschwarze See, die durch den Vollmond in diffusem Licht ruht.
    Dies ist eines der Abenteuer, auf die ich gehofft habe.
    In Matanzas steigen wir aus und versuchen einen Bus nach Havanna zu finden - wieder Fehlanzeige.
    "So lernt ihr Kuba von seiner richtigen Seite kennen! Die haben da vorne einfach ein paar Brücken gesperrt und es gibt keine Fahrpläne...also warten wir einfach." Doch nach 1.5 Stunden Warterei geht selbst Simona die gute Laune aus und wir suchen ein Taxi.
    Taxi = der Kofferraum wird von einem Vorhängeschloss geschlossen gehalten, die inneren Türgriffe sind abgerissen und das einstige Vorhandensein einer Innenverkleidung lässt sich nur noch leicht erahnen. Von der Funktionstüchtigkeit der Bremsen fange ich gar nicht erst an^^
    Aber wir kommen in einem Stück am Taxiplatz in Matanza an und finden dann auch tatsächlich ein Sammeltaxi für die letzten 100km nach Havanna.
    Das gibt's nur auf Kuba: nach ca 30km machen wir erst mal eine Pause um alle gemeinsam zu frühstücken (inkl. Fahrer). Nach weiteren 30km halten wir dann erneut, jedoch unfreiwillig weil die Polizei uns stoppt....nach einer skeptischen Kontrolle dürfen wir dann aber weiterfahren.
    Das Ende vom Lied: nach ca. 6,5 Stunden haben wir unsere Casa Particular in Havanna erreicht, der Fahrpreis von 1 Peso hat sich zwar leicht erhöht, aber das Erlebnis wird unvergessen bleiben.
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