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  • Day 11

    Tag 10 ab auf die Bühne - Teil 1

    November 19, 2016 in Cuba ⋅ ⛅ 24 °C

    Samstag im All In Hotel bei Trinidad. Programm heute: zur freien Verfügung.
    Und der Plan hierfür klang gut wie simpel: erst einmal ausschlafen. Der erste morgen im Programm, wo wir nicht um 7:30 Uhr das Buffet stürmen müssen, da eine Stunde später schon der Bus fährt.
    Zudem war ein Teil der Gruppe am Vorabend auch in die Stadt gefahren. Ausgehtipps für Trinidad waren zum eine die Case de la musica, eine Steintreppe mitten in der Stadt, wo die Menschen sich versammeln, es live Musik und Getränke gibt. Zum anderen die Höhle. Eine Disco in einem Felsen. Empfehlung unseres Guide im Vorfeld 22:30 Uhr da sein. 23:00 Uhr wird dann geöffnet.
    Die Resonanz der dort hin gepilderten hielt sich jedoch massiv in Grenzen.
    22:30 Uhr dort gewesen, 23:00 Uhr (nach kubanischem Zeitgefühl) wurde die Höhle geöffnet ... und drei Leute rein gelassen.
    Nach einer Stunde Warten wurde dann resigniert das Feld geräumt und es ging zurück in die Stadt.
    Leider hat sich mein Biorhythmus schon auf kubanische Zeit eingestellt und ich war passend wach, dass ich früh genug dran war, doch zur Eröffnung des Buffetschlachtfelds zu gehen.
    Die Lobby war heute morgen aber Mal voll in französischer Hand. Nicht desto trotz ließ es sich der selbst ernannte Häuptling der Österreich-Rentner nicht nehmen das Frühstück "einzuläuten". Pünktlich um 7:30 sah man ihn aus dem Seitengang in die Lobby stampfen (er kam scheinbar direkt aus dem Zimmer, da er gelernt hat, dass vor 7:30 sich eh nix tut) und läuft festen Schrittes an allen Menschen vorbei zur Tür. Ohne auch nur einen Ansatz von Kommunikation zu versuchen griff er direkt zum Türgriff. Aber auch das Personal hat vom Vortag gelernt: die Türe war verschlossen. Das Geräusch der raschelnde Tür sorgte dafür, dass Menschen aus allen Ecken und Gassen, die die Lobby zu bieten hatte, angelaufen kamen. Ein sehr merkwürdiges Bild.
    Nach dem Frühstück konnte noch einmal durchgeatmet werden, da wir ja kein offizielles Programm hatten.
    Um 9:30 Uhr wollten wir zu acht los in die City von Trinidad um noch ein wenig auf dem Souvenirmarkt zu bummeln. Kurzerhand schloss sich noch eine neunte Person an. Wo normalerweise die kubanische Lebensart nur so von Spontanität und Lösungsorientierung strotzt, stellte dies den Taxifahrer doch vor gewissen Schwierigkeiten. Immerhin ließ sich neun so schlecht durch vier teilen. Er versprach dennoch eine Lösung zu finden. Diese sah wie folgt aus: die ersten vier fahren mit dem vorhandenen Taxi schon mal los. Für die anderen fünf würde noch ein Auto kommen, wo auch fünf Passagiere Platz finden würden. Und so kam auch wenige Minuten später einer der alten amerikanischen Straßenkreuzer. Wie gewohnt: perfekt lackiert. Dafür jedoch mit einer Windschutzscheibe, bei der sogar Carglas resignieren würde. Auch das Restblech, welches unsere Füße vom Asphalt trennte machte uns bei jedem Schlagloch sorgen, welche unser Taxifahrer auch gekonnt alle mitnahm. Dafür hatten wir aber Musik an Board. Das MP3 fähige Autoradio mit selbstverkabelten PC Lautsprecher auf der Hutablage tönte den passenden Soundtrack zu dieser Fahrt: die Titelmusik vom Erfolgsmovie Titanic - und auch wir befürchteten gleich in der Mitte durchzubrechen.
    Auf dem Weg in das Centrum von Trinidad kamen wir in eine Polizeisperre. Dies veranlasste den Fahrer des Taxis eine Schleife durch das Wohnviertel vor der Stadt zu drehen. Dies war scheinbar nicht nur ein Kulturschock für uns, sondern auch für die Anwohner. Der Anblick der Wohngegend erinnerte mich an die Fahrten durch Tansania. Alles sehr kaputt und verfallen. Ein Bild was in das sonst so koloniale Trinidad nicht rein passt. Aber auch wir wurden angeschaut, als hätten die Bewohner noch nie so blasse Menschen gesehen.
    Dieser kurze Umweg sorgte jedoch dafür, dass wir das vor uns fahrende Taxi einholen konnten, da deren Auto noch größere Probleme mit der Strecke hatten.
    Im Zentrum angekommen verabredeten wir uns für drei Stunden später am selben Ort, damit wir auch alle wieder zurück ins Hotel kommen. Wir wollten uns Zeit nehmen um gemütlich durch die Geschäfte und über den Souvenirmarkt zu schlendern. Blöderweise war ausgerechnet an diesem Samstag kein Markt.
    Also liefen wir ein wenig durch die wenigen Geschäfte und durch so manche Gasse. Als wir uns zu dritt zum quatschten bei einem Bäcker niederliessen kamen noch zwei Kevin und Valentina dazu.
    Wir quatschten, bummelten und brachten die Zeit rum. Kurz bevor es dann mit den Taxen zurück zum Hotel gehen sollte trafen wir Lisa und Miriam. Der Plan für den Abend war es zu einem Konzert des Buena Vista Social Club zu gehen. Unser Reiseleiter hatte das vorgestellt und ist bei 14 Teilnehmern auf hohen Anklang gestoßen. Er traf die beiden Mädels beim Frühstück und erklärte, dass die Tickets in der Stadt bestellt und direkt bezahlt werden müssen. Als die beiden sagten, dass sie sowieso noch nach Trinidad wollen, wurden sie sofort mit der Beschaffung beauftragt. Es sorgte für ein wenig organisatorisches Hin und Her, aber auch dafür, dass wir die Tickets zum halben Preis bekommen haben.
    Der Plan mit dem Taxi zurück erwies sich als komplizierter als geplant. Der Treffpunkt, an dem wir und einige Taxen standen, war eine Taxi-Sammelstelle; jedoch nur für staatliche Taxen. Mit dem Fall der Mauer in Berlin, und somit dem Rückgang des Sozialismus in Europa kam Kuba in eine Krise. Das bewege die Regierung 1990 dazu private Geschäfte auf der Insel zu erlauben. So leben hier quasi zwei Welten parallel voneinander - ineinander vermischt. Von den offiziellen staatlichen Taxifahrern erklärte sich somit niemand bereit mehr Passagiere mitzunehmen, als auf sein Auto angemeldet sind: also vier. Einen privaten Taxifahrer fand man an der Ecke wiederum nicht. Also nahmen wir dann kurzerhand drei Fahrzeuge, und das erste Mal konnte ich mich sogar anschnallen.

    Am Hotel zurück ging es dann erst mal eine Kleinigkeit an der Snack-Bar essen, welche mittlerweile eine größere Beliebtheit als das offizielle Restaurant genoss.
    Anschließend wurde "gepuzzelt". Die Idee mit der Zigarrensammelbestellung ging auf. Blöderweise mussten diese dann aber noch so in der Gruppe verteilt werden, wie jeder seine Habanas haben wollte. Der Anblick war schon beeindruckend und irgendwie lustig zugleich.
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