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  • Day 29

    26. Etappe: Palas de Rei - Arzua

    April 18, 2019 in Spain ⋅ 🌙 11 °C

    28,13km
    Heute bin ich das letzte Mal über 20km auf dem Camino gelaufen und dies mit ganz gemischten Gefühlen.
    Nachdem in der Nacht um 00:30Uhr noch drei verspätete Fahrradfahrer in unser Zimmer stürmten war ich ziemlich sauer.
    Irgendwie bin ich auch am Morgen noch ziemlich genervt und mache mich um 7:30Uhr auf den Weg nach Arzua. Ich bin so gar nicht bei mir und merke, wie sehr mich dieser Trubel hier aus dem Rhythmus bringt. Ein „Hola“ ist nicht selbstverständlich und ein „Buen Camino“ sehr selten. Ich fühle mich so alleine, alle Pilgerfreunde sind vor mir oder hinter mir. Wir sehen uns in Santiago, aber wie soll ich das schaffen? Ich finde dieser Weg verlangt mir gerade mehr ab, als die 750km zuvor...
    Also Kopfhörer auf und mit guter Musik und schönen Erinnerungen beherzt voran.
    In Melide finde ich dann den Weg erst nicht und als ich dann endlich die „Yellow Arrows“ entdecke höre ich jemanden rufen: „Ginny?!?!?“ Es ist Caro, eine junge Deutsche, die ich bereits in Fonfría getroffen habe und mit der ich direkt auf einer Wellenlänge war. Ich bin froh und glücklich nicht mehr alleine laufen zu müssen und auf den nächsten 12 Kilometern haben wir großartige Gespräche über Gott und die Welt. Caro werde ich auch am Sonntag wiedersehen, denn nach einer gemeinsamen Pause geht sie etwas schneller und unsere Wege trennen sich wieder. Wie schön, dass mein Tag doch noch so gut geworden ist. Abends in meiner Herberge treffe ich wieder auf Jean und wir trinken gemeinsam im Garten eine Flasche Wein. Wenn doch alle Tage die schlecht beginnen so gut enden würden...
    Fazit des Tages:
    Der Weg hat drei Etappen:
    1. Der Beginn, wo man sich mit sich selbst, dem Körper und der Seele auseinandersetzt, viele physische und psychische Schmerzen erleidet und lernen muss auf dem Weg zu sein.
    2. Die Mitte, wo man Freundschaften schließt, wunderbare Begegnungen und Gespräche hat, etwas über sich erfährt und lernt, magische Dinge spürt und erlebt.
    3. Das Ende, wo man langsam wieder auf das wahre Leben, die Realität mit all ihren Facetten vorbereitet wird.

    „Lerne und übe Dich darin, nicht zu urteilen!“

    39,97km bis Santiago!
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