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  • Day 8

    Bootstour auf Lake Pichola

    February 13, 2017 in India ⋅ ☀️ 21 °C

    Wir wachen auf und draußen scheint die Sonne am strahlend blauen Himmel. Als erstes checke ich meine Mails um nachzusehen, ob das mit der Bootstour geklappt hat, da es gestern hieß, dass es eventuell ein bisschen zu spontan war. Wir haben eine Bestätigung! Leider ist der Treffpunkt mal wieder alles andere als genau angegeben. In der Mail steht wir sollen um 15:45 Uhr am Sheetla Mata Tempel sein. Als wir den Namen in Google Maps eingeben werden uns fünf verschiedene Tempel angezeigt. Na ganz toll. Wieso kann man nicht einfach eine Adresse oder eine Karte mitschicken? Also schreibe ich eine Antwort und frage wo genau dieser Tempel denn sei. Als Antwort bekomme ich ein Telefonnummer die ich anrufen soll. Da mein Handy aber komplett ohne Guthaben ist seit vorletzter Nacht, kann und will ich nirgends anrufen. Ich frage nach Daten auf einer Karte. „Wenn wir euch bei Google Maps zeigen wo der Treffpunkt ist, verlauft ihr euch bestimmt, da Indien wie ihr wisst sehr chaotisch sein kann. Deswegen ist es wahrscheinlich besser jemanden zu fragen, wie ihr zum Treffpunkt kommt. Das ist meiner Meinung nach viel hilfreicher“, antwortet der Typ von Bamba. Ist das jetzt sein Ernst?? 😅 Wie sollen wir uns denn mit Infos darüber, wo das Ding auf einer Karte zu finden ist, verlaufen?! Das scheint uns tausend Mal sicherer zu sein als einen Inder zu fragen.
    Schließlich hab ich eine Idee und schaue nach, ob die Nummer die ich hätte anrufen sollen denn Whatsapp hat. Juhu, Volltreffer. Also schreibe ich dem Mann und frage nach dem Weg, ich schicke die Karte mit den verschiedenen Treffern für den Tempel mit. Letztendlich sagt er mir welcher der richtige ist, und wir wissen also wo wir später hinmüssen. Mannoman, war das denn so schwer jetzt? 😃
    Wir frühstücken im Garten. Es gibt Banana Lassis, ein Grilled Cheese Sandwich das aber leider nicht an das aus Mumbai herankommt, ein Omelett mit Gemüse und einen super leckeren Banana Pancake, ein Pfannkuchen mit einer Banane drin, der dann noch mit Honig beträufelt wird.
    Ich mache mich daran Pinguine zu schreiben, während Julien Eragon liest. Nach einer Weile beschließt er Wäsche waschen zu gehen. Hier eignet es sich super zum Aufhängen. Da wir keine Waschmaschine zur Verfügung haben wäscht er von Hand. Ich frage ob ich helfen soll, er lehnt jedoch ab. Die Pinguine sind schließlich auch wichtig und wir sind eh schon im Verzug.
    Völlig ins Schreiben vertieft, bekomme ich gar nicht mit wie schnell die Zeit vergeht. Um kurz vor halb vier kommt Julien runter in den Garten und erinnert mich daran, dass wir in ca. 20 Minuten am Treffpunkt sein sollen. Schnell packe ich zusammen und ziehe meine festen Schuhe an, dann flitzen wir schon los. Wir müssen zuerst aufs „Festland“, also einfach auf die andere Seite der Brücken und dann noch ein ganzes Stück durch die Altstadt. Die Gassen sind oft schmal und man muss sich vor waghalsigen Rollerfahrern in Acht nehmen. Wir schaffen es pünktlich zu sein.
    Am Tempel, der übrigens direkt neben dem Eingang zum berühmten City Palace liegt (das wäre ja eine hilfreiche Info gewesen), werden wir von einem jungen Mann abgeholt. Wir laufen eine lange Auffahrt hoch zum Palast. Er kauft irgendwelche Tickets, die, wie wir später rausfinden, uns den Zugang zum See bzw. wenn wir wöllten zum Palast ermöglichen. Dort muss natürlich dann aber noch ein Eintritt gezahlt werden. Auf dem Weg hoch Richtung See und Palast sehen wir Affen und glauben unseren Augen kaum.
    Beim Ablegesteg der Boote angekommen nehmen wir uns zwei Schwimmwesten aus einer Truhe. Meine Weste ist mir viel zu groß. Fiele ich damit ins Wasser, würde ich hundert pro sofort rausrutschen. Außerdem drück mich das Styropor in den Hals. Ich schaue nach einer kleineren Weste, finde aber keine. Naja egal.
    Wir steigen in ein Boot, das bis auf zwei Plätze schon voll besetzt ist. So haben wir zumindest nicht die Qual der Wahl, wo wir uns hinsetzen sollen. Das Boot tuckert los. Es geht vorbei am Stadtpalast und den anderen Gebäuden am Stadtrand dieser Seite. Leider sitzen Julien und ich links im Boot, und können so keine schönen Fotos machen. Dafür haben wir auf dem Weg in die andere Richtung Glück. Schräg gegenüber von uns gibt es schon die ersten Schlafenden 😂
    Wir fahren am Taj Lake Palace vorbei und steuern eine kleine Insel namens Jag Mandir an. Auf der Insel steht ein Palast, der früher den Adligen als Partylocation gedient hat. Heute gibt es hier ein Hotel und zwei überteuerte Restaurants. Wir legen an und erkunden die kleine Festung zu Fuß. Es ist echt süß, auch wenn es nicht allzu viel zu sehen gibt. Ich bin begeistert von einem kleinen Baldachin mit weißen Vorhängen die im Wind flattern. Auch die Aussicht ist einfach toll. Man sieht Udaipur auf der einen Seite, dreht man sich herum schaut man auf ein Gebirge.
    Beim Aussteigen hat irgendwie keiner gesagt, wann es weitergeht, wir verlassen uns deswegen einfach mal darauf, irgendwie wieder zurück zu kommen. Nach eineinhalb Stunden setzen wir uns also zu anderen Touristen an den Ablegesteg und warten auf ein Boot. Mit nur sieben oder acht Leuten an Bord legen wir ab, und fahren die Runde zurück zum Festland.
    Wieder beim Palast angekommen, erkunden wir kurz wie alles hier so abläuft und laufen die Strecke zum Museumseingang hoch. Morgen wollen wir ins Museum rein. Auf dem Rückweg in die Stadt kommen wir noch einmal an den Affen vorbei, die wir einige Zeit beobachten. Noch finden wir sie witzig, mal schsuen ob sich das im Affentempel in Kathmandu ändert 🙈😅.
    Inzwischen sind wir schon wieder ziemlich hungrig, da unser Frühstück nun auch schon wieder einige Zeit zurückliegt. Wir wollen zum Yummy Yoga, einem Restaurant, das die besten Bewertungen bei Tripadvisor hat. Mit Juliens Karte machen wir uns also auf den Weg zurück in die Altstadt auf unsere kleine Insel, auf der auch das Yummy Yoga sein soll. Auf dem Weg werden wir von einem Mann angesprochen der uns erzählt dass er für eine Kunstschule arbeitet und nächste Woche für eine Ausstellung nach Köln fliegt. Er bietet uns an, kurz mitzukommen um ein paar der Werke zu sehen. Wir wissen eigentlich, dass man solche Einladungen lieber abschlägt, dennoch gehen wir mit, er wirkt nicht unheimlich oder so. Wir gehen in die Kunstschule gegenüber und der Mann ist wirklich nett, zeigt und verschiedene gemalte Sachen und erklärt einiges. Am Ende ist er zwar trotzdem enttäuscht, dass wir nichts kaufen wollen, aber das ist ja nicht unser Problem. Er bleibt freundlich. Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir sehr hungrig sind und deswegen nur 10 Minuten haben. Also gehen wir weiter. Doch trotz genauer Adresse können wir das Restaurant nicht finden. Mehrere Male laufen wir an der Stelle vorbei an der es eigentlich sein sollte, bis wir einsehen, dass es das Restaurant wohl nicht mehr gibt. Manno! Wir stehen also ratlos in der Straße, als wir direkt gegenüber vor dem nicht vorhandenen Yummy Yoga ein schönes Schild mit der Aufschrift „Lemon Ginger Honey Café & Restaurant“ sehen. Das Logo hatte ich schon auf dem Heimweg irgendwo gesehen und wahrgenommen, da es zur Abwechslung mal echt „wertig“ gestaltet war. Spontan beschließen wir also es hier einmal zu versuchen. Es geht Treppen hoch in den ersten Stock. Wir betreten einen gemütlich gestalteten Raum, mit kleiner Küche und weiß angemalten Holzmöbeln. Wow, es gefällt uns sehr! Wir werden nett begrüßt und gehen noch ein Stockwerk höher auf die überdachte Dachterrasse. Hier gibt es kleine Hängesitze, eine Bar und Kerzen. Wir fühlen uns pudelwohl. Zu Essen bestellen wir Penne Arrabbiata, Curry mit gemischtem Gemüse und Chopatty (unsere all time favorite Teigfladen!!). Anscheinend gibt es hier den besten Zitronen-Ingwer-Honig Tee, also will ich diesen einmal probieren. Julien freut sich auf eine erfrischende selbstgemachte Zitronenlimo. Es ist erstaunlich, wie man mit ein bisschen Mühe und gutem Willen so einen schönen Ort zaubern kann. Es ist wirklich wie eine kleine Oase, im chaotischen Indien. Von oben blicken wir auf Kabelgewirr der Stromleitungen und das bunte Treiben auf der Straße herunter. Vom See her kommt eine kühle Brise, die uns um die Nase weht. Wir warten sehr lange auf das Essen und sterben fast vor Hunger. Wir freuen uns dafür umso mehr, als die dampfenden Speisen endlich kommen. Es schmeckt hervorragend! Der Tee ist übrigens wirklich richtig lecker. Der Ingwer wird wahrscheinlich gepresst oder im Mixer zerkleinert und ins heiße Wasser gemischt, denn gut scharf ist das Gebräu auf jeden Fall. Die Nudeln sind eine willkommene Abwechslung zu all dem Reis, den wir in den letzten Tagen fast ausschließlich gegessen haben.
    Als wir runter gehen, zum Zahlen entdecke ich in einem Bücherregal einen deutschsprachigen Reiseführer über Nordindien. Begeistert nehme ich ihn in die Hand und fange an darin zu blättern. Da Reiseführer so schwer sind konnten wir leider keinen auf die Reise mitnehmen, aber ich lese so gerne etwas über die Hintergründe der Sehenswürdigkeiten und historischen Gebäude. Die nette ausländische Bedienung (war keine Inderin) sieht mir meine Begeisterung wohl an, denn als ich das Buch wieder zurück ins Regal stelle bietet sie mir an, den Reiseführer mitzunehmen und ihn morgen wieder zu bringen. Wie cool ist das denn? Ich bin ganz im Glück. Beschwingt vom guten Essen und der gemütlichen Atmosphäre, laufen wir zurück ins nahegelegene Hotel.
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