Satellite
  • Day 3

    Bogotá

    August 4, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 15 °C

    Wahnsinn… wir sind in Kolumbien. Der Blick aus dem Hotelzimmer macht eine lange Anreise, mit etwas ungemütlichen Flugstunden, wieder wet. Man sieht es sofort: andere Vegetation, brausender Straßenlärm und buntes Treiben, wir sind jetzt auf einem anderen Kontinent.

    Für die erste Nacht, hatten wir uns ein Hotelzimmer gegönnt, um nicht gleich in die erste Tourifalle zu tappen. Nach ein paar Stunden Schlaf sagte dann früh am Morgen die biologische Uhr und der knurrende Magen, dass es Zeit war über das Frühstücksbuffet herzufallen und das taten wir auch. Als wir wiederum mit vollen Mägen auscheckten, machten wir uns auf den Weg zum ersten Hostel. Ein liebevolles, romantisches, südamerikanisches Paradies wartete auf uns und man musste aufpassen, dass nicht zum Standard zu erklären. Für‘s Ankommen in Bogotá jedoch ein Träumchen. Auch wenn hier Winter ist, gibt es kaum Räume die geschlossen sind, alles ist auf Sommer ausgerichtet, viele Pflanzen, bunte Wände und verschiedene Räume für Spiel, Spaß und Spannung. Am Tag erwarteten uns angenehme 18 Grad und wir machten uns bei Sonne-Wolken-Mix auf, die nähere Umgebung kennenzulernen. Die Stadt scheint super voll, als wäre ein besonderes Event aber man sagte uns, dass das ein normaler bogotanischer Mittwoch sei. Wir sehen verschiedene Baustile, hohe Glastürme, enge Gassen, schöne Hinterhöfe, bunte Fassaden, dreckige Ecken, Lamas, kleine Backsteinbauten, SchmuckverkäuferInnen, abgeranste urige Kneipen, bettelnde Menschen, viele Tauben und immer hört man irgendwo Musik. Am Abend genießen wir noch einen Drink an der Bar und fallen 22:00 ins Bett… der Jetleg und die Anfahrt steckte noch etwas in den Knochen.

    Am nächsten Tag meldeten wir uns für eine Free Walking Tour an, um die Stadt wirklich etwas kennenzulernen. 3 Stunden ging es durch die zentrale Stadt und das angrenzende hippe Kneipenviertel. Dabei haben wir allerdings nur einen Bruchteil gesehen, denn bei einer 10 Millionen Stadt, braucht man schon ein wenig mehr Zeit. Wir erfuhren viel über die Kriegsgeschichte des Landes, wie der Kolonialismus gewirkt hat und die Unabhängigkeit erkämpft wurde. Es war irgendwie schwer zu ertragen, gerade als Europäerin schäme ich mich ungemein über die furchtbaren Taten der Vergangenheit, auch wenn ich nicht beteiligt war. Irgendwie hat mir bei der Tour auch noch ein anderer Blickwinkel gefehlt: gibt es Subkulturen und wenn ja welche? Wie geht es dem Land aktuell? Was treibt die Menschen um? Viel erfahren wir darüber nicht. Aber wir lernen ein traditionelles Getränk: Chicha kennen und dürfen kosten. Bogotá liegt auf 2.600m und ist aktuell die am schnellsten wachsende Stadt der Welt, da alle aus dem Umland kommen und hier noch eine winzige Zukunftsperspektive sehen. Es gibt viele Obdachlose, die leider betteln müssen und man spürt, dass viele mit ihren Ideen versuchen etwas Geld zu machen. Entgegen anderen Aussage fühle ich mich jedoch nicht unsicher oder habe Angst in den Straßen. Die meisten Menschen erschienen mir wunderbar lebensfroh und offen für ein freundliches Lächeln. Sie helfen uns wann immer sie können, auch wenn so viele kein Englisch können.

    Am Nachmittag wollen wir die Stadt nochmal greifen und fahren auf einen heiligen Berg des indigenen Volkes namens Cerro de Monserrate auf 3.152m. Leider wurde der Berg zu Kolonialzeiten einfach mit der Aufstellung eines Kreuzes und dem Bau einer Kirche annektiert. Man erreicht den Berg über eine Seilbahn oder über viele Treppen, die wir nur hinunterlaufen. Die dünne Luft macht uns ganz schön zu schaffen und lässt uns tief durchatmen. Schnell bewegen war hier oben nicht möglich. Allerdings haut einen die Dimension der Stadt um. Wohin man auch seinen Blick über das Tal schweifen lässt: nur Stadt. Sie brummt von unten herauf und man spürt das pulsierende Leben.
    Dem Sonnenuntergang entgegen laufen wir den Berg wieder hinunter, bestaunen neue Pflanzen und laufen nochmal in das hippe Viertel, in dem wir Chicha kennengelernt haben. Eigentlich wird das Getränk „Spuckbier“ genannt, da es traditionell durch Fermentierung aus dem Speichel der indigen Frauen gewonnen wird, die den Mais (oder andere Pflanzen) kauen. Wir hatten wohl eine softe und gut schmeckende Variante (fermentierte Ananas mit Korn) bekommen, die wir direkt nochmal kauften. Es war viel los und an einer Ecke standen Welche am Mikrofon und unterhielten ein Publikum. Viele lachten, also setzen wir uns dazu. Es war, als würde wir beiden braunäugigen nicht auffallen und genossen die schöne Atmosphäre. Wir fielen dann wohl doch auf, denn irgendwann sprach uns der Typ am Mikrofon an und wir verstanden natürlich nur Bahnhof. Das merkte er schnell und wir waren für 5 Minuten sein Sketch. Es war wirklich witzig, alle lachten, wie gern hätten wir ihn verstanden. Wir lächelten und winkten einfach nur. Schön, so in das Leben in Kolumbien ein wenig einzutauchen.

    Nach einer unruhigen Nacht, da ein Typ im Zimmer ganze Wälder absägte (das gehört zum Backpacking wohl dazu, aber es ist echt nervend), machten wir uns nach Guatavita auf. Die Stadt liegt an einem sehr schönen Stausee und soll ein Zwischenstopp zu San Gil für uns sein. Wir brechen mit unseren schweren Rucksäcken auf und es fühlt sich an, als ob es jetzt richtig los geht: Bus suchen, umsteigen, öffentliches Netz verstehen und sich hier und da verirren. Im Bus selbst läuft das Ein- und Aussteigen wie folgt: man geht zum Fahrer, wenn man raus will, der öffnet die Tür, bremst so halb, man bezahlt halb im Flug nach draußen und schafft es gerade so auszusteigen, bevor er weiterfährt. Haltestellen gibt es nicht. Also stellt man sich an die Straße und winkt dem Bus zu, in dem man mitfahren möchte. Da man erst beim Aussteigen bezahlt, steigt man quasi in einen fast noch fahrenden Bus ein. Herrlich zu beobachten und alles wunderbar aufregend. Wir haben’s prima gemeistert und waren stolz wie Bolle.
    Am Abend merken wir, dass von Guatavita kein Bus nach San Gil fährt und wir zurück nach Bogotá müssen, darauf waren wir dann nicht mehr so stolz aber nehmen die Erfahrung, den schönen Ort und Sarah’s Badeerlebnis auf 2.600m Höhe gerne mit ☺️
    Read more