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  • Day 2

    Erster Eindruck von Mosteiros

    July 2, 2016 in Portugal ⋅ ⛅ 19 °C

    Am nächsten, unserem ersten Morgen auf den Azoren haben sich die dicken Nebelschwaden verzogen und auch wenn die Sonne noch nicht ganz durch die Wolken bricht, so vermittelt die Umgebung bereits einen deutlich helleren und freundlicheren Eindruck als gestern. Mir ist es aber gerade ohnehin völlig egal- denn ich habe im Garten ein schwarzes Kätzchen ausgemacht...es handelt sich um die Nachbarskatze Sissi wie ich im Nachhinein erfahre- und natürlich schlägt mein (Katzenliebhaber)-Herz sofort höher. Der geplante Fußmarsch nach Mosteiros, der laut Infomappe gut eine Dreiviertelstunde dauern soll, verschiebt sich somit um eine unbestimmte Zeit (sehr zu Nancys Missfallen) und als wir gegen 11 Uhr aufbrechen bin ich um einige Kratzer am Bein und Fellhaare an meinem Pyjama reicher- aber natürlich ungemein glücklicher!

    Der Weg nach Mosteiros verläuft größtenteils auf einem breiten angenehmen Schotterweg, der uns zunächst in einen Wald führt, in dem so allerlei exotische Pflanzen wachsen und schlängelt sich später über Feld und Wiesen bis hinunter in den Ort. Unterwegs lüften sich zwischenzeitlich die noch vorhandenen Wolkenschleier und geben immer wieder den Blick auf den Hausberg Pico da Mafra (358m) frei, der es uns mit seiner anmutigen Erscheinung besonders angetan hat. Mich erinnert er von der Form häufig an den Tor von Glastonbury, nur eben ohne den Tor ;-). Obwohl es nicht richtig heiß ist, kommen wir dennoch bereits jetzt ordentlich ins Schwitzen- was wir in erster Linie der hohen Luftfeuchtigkeit zuschreiben....Insgeheim hege ich aber den Verdacht, dass uns die neu entdeckten Bolos Levedos- eine köstliches süßes azorianisches Brot- einfach beim Frühstück zu gut geschmeckt haben und möglicherweise ist unsere Kondition im Augenblick auch nicht in Bestform.

    Ungeachtet dessen schieße ich aber begeistert ordentlich Bilder- wie meist zu Beginn einer Reise, wenn einen noch jeder fremdartig anmutende Strauch und jeder neu entdeckte Landschaftszipfel in Verzückung und Freudentaumel versetzt. Nach einer guten halben Stunde rücken die Dächer von Mosteiros dann immer näher und unter uns eröffnet sich nach einer Biegung eine großartige Aussicht auf den Ort, dessen markantes Merkmal die bizarren Felsformationen im Meer bilden. Um diese vorgelagerten vier Felsen, die offiziell "Ilheus dos Mosteiros" heißen, ranken sich so manche Sagen- tatsächlich handelt es sich um vulkanische Lavadome. Die Ähnlichkeit mit der Silhouette einer Klosterruine ist auf jeden Fall gegeben; daher stammt ja auch der Ortsname "Mosteiros" (Kloster). Aber wer weiß- am Ende sind es womöglich doch die Zehen des Riesen Almouro, der unter São Miguel döst...

    Zum ersten Mal nehmen wir die ganze grandiose Schönheit der Landschaft wahr. Der Westen São Miguels ist geprägt von Steilküste, rauer See mit oftmals tosender Brandung und dahinter grünem Hügelland. Als wir kurze Zeit später im Ortskern ankommen finden wir ein entspanntes, gut überschaubares Zentrum mit Kirche vor sowie eine Handvoll Restaurants und einen kleinen Fischerhafen. Nach einem leckeren Imbiss am Ortsrand schlendern wir an der imposanten Felsenküste entlang und bewundern die natürlichen Meerwasserbecken und den schwarzen Sandstrand. Zum Schwimmen ist es heute dann doch etwas kühl- aber die Felsen üben im dunstigen Licht einen ganz eigenen Reiz aus und so genießen wir es, zwischen den Steinen umherzuwandern, zwischendurch an eine warme Felswand gelehnt zu dösen und dabei die nackten Füße ins Wasser zu halten. Die restliche Welt rückt langsam aber sicher von uns ab...wie schön! Ich fühle mich nun richtig "angekommen"...
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