Satellite
  • Day 10

    Reschenpass/ - see

    June 24, 2020 in Italy ⋅ ☀️ 20 °C

    Heute haben wir noch einen schönen Weg vor uns - Tagesziel ist Galtür. Wir fahren die Reschenpass-Bundesstrasse entlang, die sich wunderschön dahinschlängelt. Die Sonne meint es sehr gut und ringsum sieht man die Traktoren herumfahren, viele Menschen arbeiten auf den Wiesen. Da wird Heu gewendet, Gras geschnitten und gesammelt ... ein buntes Treiben.

    Die Gegend ist richtig lieblich, für kurze Zeit sind die Berge nicht so "bedrohlich" nah. Am Reschensee stoppen wir und genießen einen Eiskaffee - die "versunkene" Kirche bietet einen lässigen Blickfang.
    Die Geschichte dazu ist aber alles andere als nett: 1920 gab es Pläne zur Nutzung der Wasserkraft im oberen Vinschgau. Dabei sollte der Reschensee um ca. 5 m aufgestaut werden. Ab 1937 forcierte die faschistische Regierung die Pläne und begann kurzerhand mit Enteignungen im Volk, um den Kraftwerksbau zu beginnen. Die Öffentlichkeit wurde damals gar nicht informiert. Aber der Plan lautete ein Aufstauen des Reschensees um 22m - damit müssten aber die Orte Reschen aufgegeben werden. 1947 wurden die Einwohner über die Pläne des großen Staudammes informiert, 1940/41 fanden Enteignungen mit extrem niedrigen Entschädigungen statt. Ab 1950 war klar, dass von 100 Familien nur ca. 35 verbleiben würden, die stark verringerte landwirtschaftlichen Nutzflächen entzogen die Lebensgrundlagen. Im Sommer 1950 wurden außer dem denkmalgeschützten Kirchturm (14 Jhdt) alle Gebäude in Graun und den Weilern von Arlund, Piz, Gorf und Stockerhöfe abgetragen und überflutet, so auch in Reschen. Übrig blieb ein Stausee mit 677 ha Fläche.

    Die Folgen der Aufstauung:
    70 % der Bevölkerung sind abgewandert
    163 Wohnhäuser und landwirtschaftl. Gebäude wurden gesprengt
    514 ha Kulturfläche vernichtet
    70 % weniger Nutztiere

    Eigentlich ein Drama .... Gott sei Dank ist dennoch diese Gegend hier eine wunderschöne!
    Read more