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  • Day 11

    Mühen und Widerstand

    January 11, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 11 °C

    "Alles Wesentliche im Leben, alles, was wir Gewinn nennen, wächst aus Mühe und Widerstand“, schreibt Stefan Zweig. Das Thema "Mühe und Widerstand" begegnet uns heute in Form unfassbar unterbesetzter Schalter beim Grenzübergang von Kolumbien nach Ecuador. Einreise und Registrierung der Fahrzeuge kosten uns 6 quälende Stunden. Zwar haben wir in der Warteschlange einige lustige Begegnungen, vor allem mit einer kleinen Motorradgruppe aus Kolumbien (das Mädel mit den lilafarbenen Haaren küßt uns alle nach dem obligaten Probesitzen mit Selfie), aber am Ende ist das Ganze eine zähe Angelegenheit. Denn Marcs Versuche, sich die Dienste eines "Einreisebeschleunigers" zu sichern, scheitern. Auch die hygienischen Grundbedürfnisse bleiben sehr lange unerfüllt, denn der Reinigungsvorgang der Toilette passt sich dem Tempo der Immigrationsbehörde an. Weiter mit Stefan Zweig: "... je weniger wir die Erlebnisse bequem an uns heranbringen lassen, je mehr wir ihnen abenteuernd entgegendringen, umso inniger bleiben sie uns verbunden“. Also Bequemlichkeit ist nun wirklich nicht gerade das vordringlichste Merkmal dieser Motorradreise, aber innige Erlebnisse gibt es dafür zuhauf.

    Es geht von Pasto nach Otavalo, "nur" 275 km, es geht auf und ab durch weiterhin atemberaubende Kulisse. Die Menschen werden, je weiter wir kommen, zunehmend indigener, der afrikanische Einfluss nimmt ab. Sie werden auch kleiner und tragen Ponchos. Ich mag es, wenn sich meine durch TV-Reisereportagen aufgebauten Erwartungen erfüllen, weiter so, Ecuador! Ein Tier, Beruf: Straßenköter, nähert sich ebenfalls hoffnungsfroh, wird aber nicht aufs Motorrad gehoben und zieht wieder von dannen. Gefahren wird auch, an der höchsten Stelle des Tages sind wir auf 3300 m. Die Hotelanfahrt im Dunkeln ist steil und anspruchsvoll, aber wir werden freundlich empfangen.
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