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  • Day 31

    Magic Machu Picchu

    January 31, 2018 in Peru ⋅ ☁️ 13 °C

    4.30 Frühstück, 5.15 zum Bus, 5.45 im Bus (20 Minuten Schlange, angeblich sehr wenig, da low season), 6.15 auf 2.400 Meter Höhe in Machu Picchu. Es lohnt sich, zu den frühen Vögeln zu gehören, denn um diese Zeit ist es noch vergleichsweise leer in der Inkaruine, die im 15. Jahrhundert erbaut wurde (Bauzeit 100 Jahre), aus nicht ganz klaren Gründen glücklicherweise in Vergessenheit geriet (sonst hätten die Spanier die Stadt vermutlich weitgehend zerstört, so wie sie es mit der Inkahauptstadt Cuzco machten) und um 1900 wiederentdeckt wurde. Natürlich hat jeder schon einmal ein Bild von Machu Picchu gesehen und man könnte meinen, naja, touristischer Hotspot, so toll kann es gar nicht sein. Aber es ist so toll. Ein magischer Ort, vor allem im frühen Sonnenlicht. Besonders schön: Man kann sich frei auf der erstaunlich großen Anlage bewegen - noch! Denn ab April 2018 soll die Anwesenheitsdauer auf 2 Stunden begrenzt werden und nur noch mit Führern möglich sein - aufgrund des enormen Besucherandrangs und der damit verbundenen Erosion. Die drei Herkunftsländer mit den höchsten Besucherzahlen? Japan vor Deutschland vor USA.

    Heißt Machu Picchu "alter Gipfel", so sieht man auf dem ersten Bild den jungen Gipfel namens Huayna Picchu (Wikipedia), der vor Ort Wayna Picchu geschrieben wird. Der Aufstieg ist limitiert, um 7 Uhr und um 11 Uhr dürfen sich je 200 Menschen in ein Startbuch einschreiben, um anschließend auf zum Teil erstaunlich steil angelegten Treppenstufen die etwa 250 Höhenmeter in Angriff zu nehmen. Fast oben kommen wir mit Mina ins Gespräch, einer quirligen Japanerin, die sich mit einigen anderen Mädels zu einer temporären Reisegruppe zusammengeschlossen hat, darunter eine ehemalige Schweizer Rechtsanwältin, die vor 18 Monaten ausgestiegen ist und seitdem durch die Welt reist. Kann man danach wieder ins normale Leben zurück?

    Ganz ungefährlich ist das Unterfangen übrigens nicht, denn wie unser späterer Guide ("Hamilton", ausgesprochen Hammiltonn") berichtet, sterben jedes Jahr etwa 10 Menschen hier - etwa die Hälfte aufgrund von Herzattacken und die andere Hälfte durch unglückliche Abstürze: Das Selfie-Fieber an exponierten Stellen ließ vor wenigen Monaten einen Deutschen ungefähr an der Ecke, an der ich das Selfie-Stick-Mädel fotografiere, in die Tiefe stürzen, ein anderer wurde aus dem Gleichgewicht gebracht, als sich ein Backpacker umdrehte und seine ausladende Rückseite vergaß.

    Wir steigen wieder hinab und lernen, dass viele Wände hier in einem Winkel von 13 Grad stehen, was interessanterweise zum 13. Breitengrad korrespondiert, auf dem wir uns befinden und den hilfreichen Nebenaspekt hat, dass Michu Picchu vor Jahren bei einem größeren Erdbeben (Stärke 8) nur Zerstörungsquoten von 5% aufwies, während die spanischen Kolonialbauten in Cuzco zu über 50% in sich zusammenfielen. Neben der lebenswichtigen Voraussetzung Wasser (als Quelle und von oben) wählten die Inkas den Ort aber wohl auch wegen interessanter astronomischer Gegebenheiten: so markieren die Sonnenstrahlen, die durch zwei Gipfelscharten auf Machu Picchu fallen, bestimmte jahreszeitliche Wendepunkte. Unser Führer legt übrigens Wert darauf, dass Machu Picchu keineswegs allein als Inka-Stätte betrachtet werden darf, denn nur die Königsfamilien waren streng genommen Inkas, das gemeine Volk hingegen heißt Quechua (und sie sprechen auch Quechua).

    Wie dem auch sei, die gesamte Anlage fasziniert. Allein die Passgenauigkeit der Steine erscheint als Wunder. Kornkammern, Königsgemächer und diverse Tempel wechseln sich ab. Mir gefällt der Tempel des Kondors am besten (kein Bild, da nur maximal 10 Bilder pro Footprint), zumal uns Hamilton in diesem Zusammenhang die mythologische Dreigliedrigkeit der Inka erklärt: Uku Pacha, die untere Welt (Hades?), repräsentiert durch die Schlange. Kay Pacha, diese Welt, repräsentiert durch den Puma. Und Hanan Pacha, die transzendente Oberwelt, in die nur Rechtschaffende gelangten, repräsentiert durch den Kondor.

    So, genug Geschichtsunterricht. Hatte ich schon gesagt, dass auf der Anlage äußerst dekorative Lamas herumlaufen, die jegliche Scheu vor Menschen verloren haben? Nachdem ich in früheren Zeiten kein Freund dieser Kamelsorte war (@family: erinnert Ihr Euch an den Besuch in der Gräfrather Fauna, als mich das Lama angeniest hat und meine Klamotten danach grün gesprenkelt waren?), habe ich nun meinen Frieden mit den Lamas geschlossen. Man könnte auch sagen: Da passt kein Blatt Papier mehr zwischen Lama und mich.
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