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  • Day 10

    Catweazle

    August 18, 2019 in Romania ⋅ ⛅ 26 °C

    (Bert) Man kann es nur glauben, wenn man es selbst erlebt hat. Kurz nach dem Prislop-Pass weist eine Werbetafel auf den Bikertreff "Zur Deutschen Eiche" hin. Neugierig fahren wir auf den Hof und treffen auf ein Panoptikum. Robert, der Eigentümer, begrüßt uns mit breitem fränkischen Dialekt. Er ist vor zwölf Jahren aus einer Kleinstadt bei Erlangen hierher gekommen, weil - nach seiner festen Überzeugung - in seiner Heimat alle korrupt waren. Er lässt uns an seinen Verschwörungstheorien ausgiebig teilhaben, auch an seinen Eheauseinandersetzungen mit einer gebürtigen Rumänin, die seiner Ansicht nach wenigstens 5 Jahre einsitzen sollte. Die Gesprächsrunde wird von einem weiteren Deutschen komplettiert, der aussieht wie "Catweazle". Seine Haare bilden modellhaft den kosmischen Urknall nach. Er sei Rentner, fahre mit einer Suzuki durch Rumänien, würde in den nächsten Tagen aber auch wandern wollen (wenn da nicht die Bären wären) und zöge in Betracht, sich in Siebenbürgen ganz niederzulassen. Mit anderen Worten: "Zur Deutsche Eiche" stellt sich als echtes Kuriositätenkabinett heraus und ist somit zweifelsfrei einen Besuch wert.

    Der zuvor überquerte Prislop-Pass führt uns auf 1.400 m und sollte eigentlich heute Austragungsort des alljährlichen Volksmusikfestivals sein, doch davon können wir nichts feststellen. Wie ich später im Gespräch mit einem österreichischen Biker erfahre, scheint es in diesem Jahr kurzfristig abgesagt worden sein. Auch die Straße selbst, die in einigen Biker-Blogs noch als "most dangerous road" geführt wird, entpuppt sich als frisch geteert und dadurch äußerst harmlos. Nichts ist also so, wie wir das erwartet hatten. Der Pass trennt im Übrigen das in den letzten Tage durchfahrene Gebiet Maramures von Moldava, und so überqueren wir mehrfach die Moldau (Smetana!) und fahren schließlich das Kloster in Voronet an. Es ist eines von 44 Klöstern, die der moldauische Fürst Stefan der Große jeweils nach einer Schlacht gegen die Türken stiftete. Der Besuch der "Sixtinische Kapelle des Ostens" lohnt, nicht zuletzt wegen ihrer leuchtend blauen Fresken und der pompösen Dastellung des jüngsten Gerichts auf der Westseite.

    Dass der heutige Tag etwas stressig begann, aber mit einem Happy-End ausklang, könnte hier auch noch berichtet werden. Aber das ist eine andere und vor allem lange Geschichte, die allein Norbert zu erzählen vorbehalten ist. Ich formuliere hier lediglich deren Fazit: Der Herr nimmt es, der Herr gibt es.

    Und sonst? Wir freuen uns auf unsere Solinger Freunde, die wir morgen in Brasov treffen wollen, um dann ein paar Tage gemeinsam zu fahren. Sie senden uns vom Flughafen bierseligen Grüße aus Budapest, obwohl sie hoffentlich sinnvollerweise in Bukarest gelandet sind. Aber man kennt den Schenkelklopfer ja von Andy Moeller: Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien ...
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