Satellite
  • Day 133

    Dem Himmel so nah

    March 17, 2020 in Bolivia ⋅ ☁️ 13 °C

    Schon vorweg: es wird ein emotionsgeladener Tag. Fangen wir beim positiven Teil an. Frühstück war für 5 Uhr angesetzt (laut Guide konnten wir ausschlafen; da wir wegen Regen die Inseln auf dem Salzsee nicht besuchen können, müssen wir nicht schon um 4 Uhr los). Nicht weit von der Unterkunft, direkt im Sonnenaufgang erreichen wir endlich den Salar de Uyuni, einen 2000 Quadratkilometer grosser Salzsee. In der jetzigen Regenzeit ergibt sich dort ein besonderes Phänomen: Alles was sich am Himmel abspielt, ist dank dem Wasserspiegel auch am Boden sichtbar. Der Horizont wird nur noch zur Kante dieses Spiegels und scheint unendlich weit entfernt. Da es kaum möglich ist, dieses Wunder der Natur in Worte zu fassen, überlassen wir euch das betrachten der gigantischen Fotos. Aber eines ist sicher: dem Himmer kann man kaum näher sein.
    Auch der trockene Teil der Salzfläche ermöglicht eine tolle Verzerrung der Optik. Durch die ebene, weisse Fläche und kaum Referenzpunkte am Horizont lassen sich Distanzen kaum einschätzen und es enstehen witzige Fotos und Videos; unser Guide war inkl. Plastik-Dinosaurier und lustigen Ideen auch wieder super vorbereitet. Da die anderen zwei einen Bus zu erreichen hat, hatten wir leider nicht so viel Zeit wie sonst auf dem See, dennoch war es ein einmaliges, surreales und einfach atemberaubendes Erlebnis.

    Nach einem gehetzten, aber leckerem Mittagessen inklusive Quinoa und Schocknachrichten aus der Schweiz, erreichten wir den Busbahnhof von Uyuni und verabschiedeten uns von den anderen. Nun mussten wir eine Entscheidung fällen. Da die Busfirma, die uns in den nächsten drei Tagen nach Potosi, Sucre und La Paz gebracht hätte, liess uns per Mail wissen, dass sie zwei Wochen schliessen. So. Keiner weiss, wie lange die anderen Busse noch fahren dürfen. Da die renomierteste Busfirma noch einen Sonderbus am nächsten Morgen bestätigt erhalten halt, aber auch danach nicht weiss ob es noch Busse raus aus diesem relativ wüsten Ort gibt, entschieden wir uns für die "sicherste" Varianten. Wir werden die wunderschöne Hauptstadt skippen und direkt nach La Paz fahren. Lieber dort feststecken als irgendwo anders. Zumal in einer Woche noch von dort aus ein Regenwaldbesuch ansteht. Wir buchen also den Bus und machen uns auf zum Hostel. Immerhin hat das geklappt, und wir sind eigentlich ziemlich zuversichtlich gestimmt, wie wir auch unseren Familien gegenüber verlauten lassen. Nach einigen Recherchen, wie sich die Situation in einem armen Land wie Bolivien, in dem viele Leute von der Hand in den Mund leben, entwickeln könnte bei einem Shutdown, erkannten wir eigentlich erst den ernst der Lage. Dies widerspiegelte sich auch bei der Suche nach einem Abendessen: alles geschlossen, wie ausgestorben. In einem Hotel, welches sein Restaurant für Gäste geöffnet haben darf, finden wir Unterschlupf, ein leckeres Essen und die Information, dass ab 17:00 Uhr alles geschlossen sein muss. Wieso nur dann weiss man nicht so genau. Da die Situation aber noch so offen und unklar ist entscheiden wir uns noch gegen eine Ausreise, da momentan ein Abbruch der Reise schon ziemlich besch...eiden wäre. Wir werden in La Paz die Lage noch einmal neu beurteilen und sehen, was die nächsten Tage bringen. Noch haben wir Hoffnung.
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