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  • Day 62

    Cotopaxi - der längste Tag unserer Reise

    December 4, 2018 in Ecuador ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Dienstag begann für uns schon am Montag, nämlich um 23:30, als der Wecker nach ein paar Stunden Dösen erschrillte. Wecker brauchte man sowieso keinen, denn zu dem Zeitpunkt waren bereits alle Gäste am Refugio Jose Rivas auf 4860m am Fuße des Vulkan Cotopaxi wach und räumten herum. Unser netter junger Bergführer Jose sagte uns gleich, dass wir uns Zeit lassen sollten, da es schneit - na super, mal wieder unser Wetterglück. Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und tranken einen Tee, dazu ein paar trockene Brötchen mit Marmelade, die für alle auf einem Tisch bereitgelegt waren. Nach etwa einer Stunde verließen wir dann mit Daune und Pickel die Hütte und stapften los Richtung bergauf. Langsam, extrem langsam, Ricarda wurde schon ungeduldig weil wir so langsam foranschritten. Aber schon rasch machte sich die Höhe bemerkbar und wir waren dankbar über die oft eingelegten Pausen. Wir tranken viel Wasser und aßen ein paar Müsliriegel im Schein der Stirnlampen, während wir am Gletscher bei riesigen Seracs und furchteinflößenden Spalten am Seil vorbeispazierten. Es wurde immer anstrengender, das Atmen war schon richtig mühsam, die Füße schwer, und es war eiskalt. Als es dann langsam dämmerte war es aber endlich soweit und wir konnten das erste mal den Kraterrand erspähen. Schwefelgerüche irritierten unsere Atemwege, aber das störte uns schon gar nicht mehr bei dem Anblick des aufsteigenden Rauchs und den umliegenden Vulkanen Chimborazo, Antisana, Cayambe und viele weitere bis nach Kolumbien. Für die letzten 20m benötigten wir dann gefühlte 10 Minuten, und um etwa 5:30, gerade zum Sonnenaufgang, standen wir am höchsten Punkt des Cotopaxi, und damit unserem höchsten erreichten Gipfel. Wir hatten Kopfweh, mir war übel von der Höhe, neben den Atemproblemen teilweise auch ein bisschen schwindlig, aber dennoch glücklich!

    Wir genossen die Aussicht, machten unzählige Fotos und staunten, wie weit man sehen konnte!

    Nach etwa einer halben Stunde machten wir uns dann wieder auf den Weg hinunter, was erstaunlich schnell voranging. Die letzten 200m konnten wir schließlich in einer Schotterrinne hinabgleiten, sodass wir schon um kurz nach 8 wieder auf der Hütte waren, wo wir schließlich ein Frühstück mit frischen Früchten, Pfannküchelchen und Koka-Tee serviert bekamen. Verdient, würde ich sagen.

    Jose war schließlich so freundlich und nahm uns mit seinem Jeep wieder mit hinunter vom Berg, brachte uns aus dem Nationalpark und warf uns an der Panamericana heraus, der großen Nord-Süd-Autobahn durch das Land, wo wir in einen Bus Richtung Süden einstiegen (Mitten auf der Autobahn, ganz normal hier in Ecuador). Um etwa 2 Uhr nachmittags waren wir dann in Baños, einem weiteren kleinen Städtchen in den Anden, umgeben von bewaldeten Hügeln.

    Nachdem wir unserer Gepäck abgeladen hatten, gingen wir schließlich essen, endlich wieder gutes Essen in einem feinen Restaurant mit Bier, eine Wohltat. Wir streunten schließlich ein bisschen durch das Städtchen, kauften ein paar Früchte und gönnten uns dann ein Schläfchen, die wohl beste Entscheidung des Tages.

    Aber auch am Abend war der Tag noch nicht vorbei, da sah ich mich plötzlich in einer spanischsprachigen Yoga-Klasse meine Muskeln dehnen. Was man mit Ricarda so alles erlebt... Nach der entspannenden Stunde gönnten wir uns noch einen Drink in der Hostelbar, spielten 2 erbärmliche Runden Billard (hat Spaß gemacht!), aßen ein Stück Pizza und dann, ... ja dann war der längste Tag schließlich vorbei und wir gingen schlafen. Obwohl es noch nicht einmal 10 Uhr abends war.
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