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  • Day 54

    Port Arthur

    October 25, 2016 in Australia ⋅ ☀️ 14 °C

    Port Arthur enstand 1830 als Holzfällerstation und Gefängnis für Wiederholungstäter. Während sich üblicherweise die Gefangenen bei guter Führung nach oftmals vorzeitiger Entlassung in Australien ansiedelten, schickte man die "Unverbesserlichen" nach Port Arthur - am weitesten weg von allem. Etwa 12.500 Männer sind durch diese Einrichtung gegangen. Ihre Hauptaufgabe bestand in Fällen, Verladen und Liefern von Holz für den Aufbau der Siedlungen.
    Port Arthur galt als das härteste Gefängnis im gesamten British Empire. Es wurde ein neues Prinzip der Bestrafung eingeführt. Man ging von körperlicher zu psychischer Bestrafung über, es wurde das Seperate Prison gebaut. Hier lebten die Gefangenen, oft tage- und wochenlang, in völliger Isolation und Stille. Zu jeder Zeit musste absolute Ruhe herrschen, die Insassen mussten zeitweise sogar Gesichtsmasken tragen. Selbst beim Kirchgang wurde jeder einzeln zur Kapelle gebracht und in Kabinen gesperrt. Als Staferweiterung hatte man noch eine stockdunkle Zelle erfunden, in der wohl jeder Sträfling nach spätestens einem Tag den Sinn für Ort und Zeit verlor bzw. gleich den Verstand. Mit all diesen Maßnahmen sollte erreichet werden, dass die Sträflinge über ihre Taten nachdachten und bereuten.
    Nach Port Arthur kamen auch viele Kinder und Jugendliche, oftmals schon für das Stehlen von Brot oder Spielzeug. Genau wie die Erwachsenen mussten sie arbeiten. Allerdings wurden sie auch unterrichtet.
    Frauen kamen übrigens nicht hierher. Sie wurden in sogenannte Frauenfabriken gebracht, wo sie Arbeiten wie Nähen, Waschen u.ä. verrichten mussten. Immer sonntags nach dem Kirchgang gab es ein Art Brautschau. Alle Frauen mussten sich aufstellen und die Farmer konnten sich aussuchen, wen sie mitnahmen für Haushalt, Garten usw. Das Befinden dieser "Auserwählten" hing natürlich immer vom Charakter des jeweiligen Mannes ab.
    Nachdem die Anlage in den 1870er Jahren geschlossen wurde und mehrmals bei einem Buschfeuer abbrannte, wurden die Ruinen in den 1980er Jahren restauriert und einige Häuser originalgetreu wieder aufgebaut.
    Am Eingang bekamen wir eine Spielkarte, die je eine Identität eines Sträflings widerspiegelt. Im Museum können wir anhand von figürlichen Darstellungen den Werdegang von Deportation über Inhaftierung in Port Arthur bis zum bitteren Ende (in unserem Falle) nachvollziehen.
    Es ist eine traurige, aber unheimlich interessante Ausstellung entstanden. Ich habe schon einige Bücher über Geschichte, Besiedlung und Strafkolonien Australiens gelesen und kannte vieles davon. Das hat die ganze Sache noch spannender gemacht!
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