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  • Day 63

    Williamstown

    November 3, 2016 in Australia ⋅ ⛅ 17 °C

    Wir gehen den Tag ruhig an und frühstücken gemütlich in unserem Appartement. Es ist super Wetter vorhergesagt und wir beschließen, mit dem Zug zum historischen Hafen in Williamstown zu fahren, dort rumzubummeln und mit der Fähre zurückzukehren. Gesagt, getan, wir laden unsere Myki-Karte auf und 44 Minuten später sind wir an der Endstation und da ist erstmal … Nichts. Kurze Orientierung auf maps.me und wir stoßen auf den Point Gellibrand Heritage Park. Und wieder werden wir in die Anfänge der Besiedelung Australiens und insbesondere Melbournes versetzt. Hier am Point Gellibrand wurde 1835 die erste ständige Siedlung Victorias und eine Militärbastion und ein Seehafen gebaut. Australiens erste Telegrafenstation, eine Eisenbahn, Victorias erstes Observatorium und ein Zeitballturm (Timeball Tower) wurden errichtet. Auch dabei haben Sträflinge einen hohen Anteil gehabt. Gebäude aus dieser Zeit sind sehr gut am sogenannten Bluestone erkennbar, der unmittelbar an der Küste gebrochen wurde.
    Wir schlendern an der Küste entlang und kommen zum Timeball Tower. In den heutigen Zeiten von Funk- und Satellitenortung/Kommunikation (sogar im Handy) mutet der Zeitball schon archaisch an. Dabei ist die Nutzung noch garnicht so lange her. Als Skipper und Navigator interessiert mich diese technische Unterstützung der Navigation besonders und bin immer wieder beeindruckt, mit welch einfachen Mitteln man erfolgreich um die Welt gesegelt ist. Die damaligen Seefahrer hatten nur einen Sextanten und einen Chronometer zur Ortsbestimmung an Bord. Mit dem Sextanten wurde der Breitengrad über den Stand der Sonne oder anderer bekannter Gestirne bestimmt. Mithilfe der Zeitmessung ab einem bekannten Ort und viel Erfahrung (Einfluss von Wind und Strömung auf das Schiff) und Berechnung der Wegstrecke könnte der Längengrad ermittelt werden. Die Kreuzung beider ist der Standort. Dazu braucht es eine genaue Uhr oder besser einen synchronisierten Chronometer und dazu diente der Zeitball. Jeden Tag kurz vor 13.00 Uhr GMT wurde der Ball aufgezogen und dann punkt 13.00 Uhr fallen gelassen. Das Signal dazu bekam der Ballwächter direkt vom nahe gelegenen Observatorium. Alle Schiffe in Sichtweite konnten danach ihre Schiffsuhren stellen. 1926 war es damit jedoch vorbei. Die drahtlose Nachrichtenübertragung war seit Ende des 19. Jahrhunderts durch Marconi bekannt und ersetzte das alte Verfahren der Zeitsynchronisation.
    Der Hafen ist heute vor allem ein Yachthafen, hat aber immer noch einen Tiefseebereich für Schiffsreparaturen. An einem der Piers sehen wir die Steve Irwin, ein Schiff der Sea Sheperds, fotografieren es und schicken es gleich mal als WhatsApp an unsere Jungs - sie kennen die Organisation. Wer sie von euch nicht kennt, schaut mal hier nach: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sea_Shepherd_Co…
    An den alten Hafengebäuden entlang spazierend, suchen wir ein Mittagslokal, essen gesundes Zeug und setzen uns mit einem Kaffee wartend an die Pier unserer Rückreisefähre.
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