Satellite
  • Day 213

    Hongkong von oben, bei Nacht

    April 2, 2017 in Hong Kong ⋅ ⛅ 17 °C

    Wir schnabulieren gemütlich unser Abendessen im Zimmer und machen uns erneut auf den Weg zur Peak Tram 🚊. Hongkong bei Nacht und von oben soll es sein. Wir kommen an der Talstation an und trauen unseren Augen nicht, Himmel und Menschen stehen Schlange. Als Wartezeit sind 2,5 Stunden angegeben 😳😩. Die müssen auch alle wieder runter, d.h. oben sieht es genauso aus 🙄. Mmh, auf morgen verschieben? Dann ist Montag und vielleicht weniger los 🤷🏻‍♂️? Es gibt ja noch den Peakbus. Wenn der nicht so voll ist, versuchen wir es heute. Also los zum Bus, der fährt ab Central, d.h. wieder ein Stück zurück (hatten wir heute schonmal). Da stolpern wir fast über eine Gruppe Frauen, die auf dem Boden sitzend schwatzen, essen, trinken und Karten spielen. Um die Ecke sind es Hunderte, wenn nicht gar Tausende. Sie sitzen auf Pappe in kleinen Pappburgen und die Straßen sind abgesperrt. Was ist das?: Demo, Skatturnier oder einfach nur Picknick und nur Frauen? Ich frage eine Gruppe Frauen und werde beruhigt, hier findet nichts Schlimmes statt. Sie finden sich an Sonntagen auf bestimmten freigegeben Plätzen zusammen, um genau das vorher geschriebene zu tun. Sie sind philippinische Hausmädchen (es gibt in Hongkong 200.000 bis 300.000) und die größte Gruppe von Expats, allerdings ohne die Privilegien der Banker aus Übersee. 400 Euro Lohn im Monat erhalten sie, dazu Bett und Verpflegung sowie einmal im Jahr ein Flugticket in die Heimat. Wegen der extrem beengten Wohnverhältnisse leuchtet ein, dass die Hausmädchen ihren freien Sonntag außer Haus verbringen (müssen). So picknicken sie zu Tausenden auf öffentlichen Gehwegen, Straßen, Plätzen und Grünstreifen in der Innenstadt. Eine friedliche Belagerung, die uns zeigt, dass Geld haben und nicht haben auch das reiche Hongkong in zwei Lager teilt.
    Dann erreichen wir den Peakbus und tatsächlich, der ist fast leer und so steigen wir ein. Als wir oben ankommen, der zweite Schock: Tausende warten an der Haltestelle für die Abwärtsfahrt 🤦🏻‍♀️. Genauso sieht es an der Peaktram aus 🤦🏻‍♂️. Für ein Bereuen der Entscheidung ist es zu spät. Damit ist die Entscheidung für den Rückweg auch schon gefallen - wir werden wieder runterlaufen 🙆🏻‍♂️.
    Doch jetzt wandern wir zügig zum nächstgelegenen Aussichtspunkt und können uns an der nächtlichen Skyline kaum satt sehen. Nachdem wir gefühlt Hunderte von Fotos gemacht haben, nehmen wir den Rückweg über die alte Peak Road in Angriff. Als wir an der Tramstation vorbeikommen, sehen wir, die Zahl der Wartenden hat sich nicht verringert. Und so reihen wir uns talwärts per Pedes hinter ein paar anderen Nachtwanderern ein.
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