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  • Day 239

    Apartheid Museum

    April 28, 2017 in South Africa ⋅ ⛅ 20 °C

    Das 2001 eröffnete Museum ist das einzige, dass sich ausschließlich der Apartheid widmet. Der Ticketkauf ist schnell erledigt und mit dem Busticket bezahlen wir nur den Kinderpreis. Die Eintrittskarten bestimmen uns als Weiß oder Farbig und so gehen wir über getrennte Eingänge, die mit 'White' und 'Non-White' gekennzeichnet sind, ins Museum. Heutzutage ohne die damals daraus resultierenden Folgen. So sollen wir einen ersten Eindruck über die tägliche Praxis der Rassentrennung während der Apartheid bekommen. In einem Einführungsfilm verfolgen wir die Vorgeschichte der hier lebenden Menschen vor 2.500 Jahren, der Kolonialisierung bis hin zu den Anfängen der Apartheid mit dem Wahlsieg des Apartheidregimes im Jahre 1948. Dann geht es in der Ausstellungsfläche weiter bis zu den ersten freien Wahlen und dem lawinenartigen Wahlsieg des ANC und Nelson Mandelas als ersten frei gewählten Präsidenten in den 1990ern. Die Architektur ist wie ein Labyrinth des Schreckens aufgebaut und durch Ausstellungsstücke, Fotos und Videos anschaulich und sehr emotional erlebbar. Viele Details während der Zeit der Apartheid waren uns garnicht geläufig und erschrecken uns insbesondere deshalb, weil es noch garnicht solange her ist. D.h. wir befanden uns in einer modernen Zeit und Gesellschaft außerhalb Südafrikas und dort herrschte bis in die 90er Rassentrennung. Es gab viele Gesetze, die die Rassenvermischung verhindern sollten und diese wurden rigoros durchgesetzt, mit alle Mitteln - auch mit Gewalt. Wie sehr das damalige System der Weißen von Willkür und Absurdität bestimmt war, zeigen uns die sogenannten „Chamäleonfälle“. Wer mit seiner Rassenklassifizierung nicht zufrieden war, konnte Antrag auf Änderung stellen. In den 80ern wurden auf diese Weise drei Chinesen als weiß eingestuft, 30 Malaien als indisch und 249 Schwarze als farbig. Zentraler Bestandteil der Ausstellung sind die zwangsweise Auflösung des Johannesburger Stadtteils Sophiatown 1955-1963, der Schüleraufstand in Soweto am 16. Juni 1976, der viele Todesopfer forderte (haben wir auf der Soweto-Tour schon erfahren), der Frauenmarsch und auch der Widerstand Weißer gegen die Apartheid. Doch vor allem die unerträglichen Lebensbedingungen der Farbigen in dieser Zeit werden anschaulich dokumentiert. Erst als die Widerstände gegen das Regime Ende der Achtziger für die Regierung nicht mehr beherrschbar wurden (Sie stellten fest, dass sie Millionen Farbige einsperren oder töten müssten), begannen die Verhandlungen mit dem ANC zu einer Interimsverfassung. Das Ergebnis kennt ihr alle. Nach einigen Stunden verlassen wir das Museum wie gerädert. Es ist uns immer wieder unbegreiflich, was sich der Mensch gegenseitig antut, und das auch heute noch, immer und immer wieder, irgendwo auf der Welt.innen darf ich nicht fotografieren, deshalb nur ein paar Bilder vom Außenbereich.
    Uns reicht es für heute und wir fahren mit dem letzten Bus zurück zum Verfassungsgericht und finden unser Auto wohlbehalten unter den Augen des Sicherheitsmannes vom Morgen auf dem Parkplatz. Ein kleines Trinkgeld wechselt den Besitzer und wir fahren zurück ins Hotel. Wir sind geschafft und entscheiden uns für morgen für eine nicht politische Tour zur "Wiege der Menschheit".
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