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  • Day 12

    Pouakai Reflective Tarn

    February 11, 2020 in New Zealand ⋅ ⛅ 19 °C

    Nachdem wir insgesamt nur einen ganzen Tag am Mt. Egmont hatten, beschloss ich meine letzte Nacht auf der Pouakaihut, welche auf dem gleichnamigen Circuit im Nationalpark liegt, zu übernachten.

    Bereits in Deutschland hatte ich im Internet ein Bild entdeckt, auf welchem sich der Vulkan in einem See spiegelt und wusste: da will ich hin. Mir war durchaus bewusst, dass es sehr schwer werden würde ein gutes Bild zu bekommen, denn für eine perfekte Spiegelung müsste es komplett windstill sein und die Tage an welchem der Gipfel wolkenfrei ist, kann man anscheinend auch an einer Hand abzählen. Doch ich wollte es versuchen, besonders da die Wettervorhersage sehr vielversprechend aussah und ich einfach Lust hatte den Nationalpark live zu erleben.
    Nach stundenlangem Suchen im Internet war ich dann tatsächlich auf einen Reiseblogeintrag gestoßen, in dem der Weg zu dem Fotospot beschrieben war. Dabei handelte es sich um einen 2 1/2 stündigen Treppenmarathon auf einen Nebengipfel des Mt. Taranaki. Da viele Touristen dies als Tagestour machen und ich versuche
    den „Menschenmassen“ aus dem Weg zu gehen, beschloss ich also eine Nacht in der naheliegenden Hütte zu übernachten.

    Nachdem wir mein Hüttenticket im North Egmont Visitor Center gekauft hatten, startete ich um halb eins mit der Wanderung. Der Weg verlief zum größten Teil auf Holzstegen im Regenwald, was eigentlich ein schönes Umfeld zum Laufen bot (besonders ohne ständige Sonnenstrahlung), dennoch wurde es in Kombination mit den vielen Treppen irgendwann sehr eintönig. Trotzdem fand ich schnell einen Rhythmus und nach 1 1/2 war ich dann tatsächlich schon an der Hütte.

    Oben angekommen sicherte ich mir erstmal mit meinem Schlafsack eines der sechzehn Betten im Lager, da ich im Internet gelesen hatte, dass es das ein oder andere Mal vorgekommen ist, dass Leute aufgrund von Überfüllung auf dem Küchenboden schlafen mussten (letztendlich waren wir dennoch nur zu fünft in der Hütte :D)

    Den restlichen Nachmittag verbrachte ich mit einem Neuseeländer, der auf dem zweitägigen Circuit unterwegs war, und einer Australierin, die die selbe Idee wie ich gehabt hatte, in der Sonne auf der Terrasse der Hütte (klein aber oho). Anthony, der Kiwi, ist Polizist nördlich von Auckland, im Northland. Dort leben vergleichsweise zu anderen Regionen in Neuseeland viele Maoris und das zeigt sich traurigerweise auch an den Fällen, mit welchen er polizeilich zu tun hat. Diese bestehen zum Großteil aus Suizidfällen oder häuslicher Gewalt verursacht durch Drogen. Er erzählt mir ebenfalls, dass die Suizidrate in Neuseeland auffällig hoch ist, und spätestens nach diesem Gespräch stand das „Te Papa Museum“ in Wellington fest auf meinem Plan. Ich wollte definitiv noch mehr darüber erfahren, was sich damals wirklich zugetragen hatte.
    Nachdem wir uns einige Stunden über Gott und die Welt unterhalten und genug Hüttenwasser für den nächsten Tag abgekocht hatten, beschlossen wir dann endlich auch mal zum berühmt berüchtigten See zu schauen.

    Diesen konnte man durch einen circa 15 minütigen Walk auf den Bergrücken und dann wieder runter in eine Senke erreichen. Oben auf der Kuppe eröffnete sich mir dann zum ersten Mal während der Wanderung ein atemberaubender Blick auf den einzelstehenden Berg, wie er mächtig in den blauen Himmel ragte. Auch jetzt im Nachhinein kann ich immer noch nicht glauben, was für ein Glück wir mit dem Wetter hatten.

    Unten am See, oder besser gesagt Teich, angekommen, warteten bereits einige Menschen zum Bilder machen. Leider wehte ein wenig Wind, weshalb man die Spiegelung nur mit Mühe und Not ausfindig machen konnte. Auch wir schossen ein paar Bilder, genossen den Ausblick für einige Minuten und beschlossen dann nach dem Abendessen für den Sonnenuntergang wieder zu kommen.

    Zurück an der Hütte aßen wir, mit einem schönen Ausblick auf die unterhalb des Nationalparks gelegenen Siedlungen, welche im Dunst verschwanden, und das dahinterliegende Meer, mehr oder weniger genüsslich unser Abendessen. Anthony hatte gefrier getrocknete Spaghetti Bolognese aus der Tüte mit gebracht und betrachtete das Wasserabmessen als überflüssig, weshalb er letztendlich eher mit einer Spaghettisuppe endete. Mittlerweile kamen auch immer mehr Wanderer an der Hütte vorbei und begannen den Abstieg über die zahlreichen Treppen.

    Kurz vor Sonnenuntergang machten wir uns wieder auf dem Weg zum Teich. Dort wurden wir Zeugen einer der schönsten Naturmomente, die ich jemals erlebt hatte. Die untergehende Sonne tauchte den Gipfel und dessen gesamte Umgebung in eine goldene Farbe und wir genossen für einige Minuten schweigend die Schönheit der Natur und das Gezirpe der Grillen. Dann passierte es: für circa 30 Sekunden hörte es auf zu winden und im Teich erschien eine perfekte Spiegelung des Mt. Taranki. Es war einfach nur atemberaubend. Erst die Kälte der Dunkelheit trieb uns zurück zur Hütte, ansonsten hätte ich dort ewig sitzenbleiben können.

    Nachdem wir den restlichen Sonnenuntergang von der Terrasse aus beobachtet hatten, warteten wir auf die Sterne. Ich hoffte auf Grund der niedrigen Lichtverschmutzung und dem klaren Himmel auf einen guten Blick auf die Milchstraße. Und ich wurde nicht enttäuscht...

    Am nächsten Morgen standen wir bereits um 6 Uhr auf, um nach dem beeindruckenden abendlichen Erlebnis ebenfalls den Sonnenaufgang zu erleben. Dieser war zwar nicht so beeindruckend wie der vorherige Untergang, aber mal ganz ehrlich: Der Sonnenaufgang ist dennoch fast immer die beste Zeit des Tages. Diesmal von Hunger getrieben, machten wir uns auf den Rückweg zu der Hütte und frühstückten.

    Gegen halb neun machte ich mich dann schweren Herzens auf den Weg nach unten, da wir uns um 10 Uhr am Parkplatz zur Weiterfahrt nach Wellington treffen wollten.

    Ich bin unglaublich froh, dass ich mich entschieden hatte diesen (nicht mal) 24h Trip zu machen, weil nicht nur die Landschaft wunderschön und die spezielle sowie bewegende Stimmung der Natur atemberaubend, sondern auch die Zeit mit den Menschen extrem entspannt und lustig war.

    Hannah
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