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  • Day 136

    Komische Waschbären und Agenten

    June 1, 2018 in Costa Rica ⋅ 🌧 22 °C

    Die Grenze zu Costa Rica ist schnell passiert. Wir verzichten sogar auf die Vereinfachung mittels Turi-Bus und schlagen uns mit deutlich günstigeren lokalen Bussen durch. Nicht zuletzt weil unsere AG-Connection das tags zuvor schon problemlos geschafft hat und uns mit allerlei Tipps versorgt. Danke. Ihr seid toll. Costa Rica empfängt uns mit endlosen Bananen-Plantagen - und Regen. Ist eben doch Regenzeit, auch in Puerto Viejo. Vor lauter Schönwetterphasen im Paradies, gingen angsteinflössende Gewitter in den bisherigen Erzählungen meist unter. Aber es gab und gibt sie. So schlug bereits in der ersten Nacht im Casa en el Agua ein Blitz in die Solaranlage ein, in dessen Folge unsere Zimmertür mit einem ohrenbetäubenden Knall aufgeschlagen wurde und sich der Geruch verbrannter Elektronik ausbreitete. Sue was not amused. Ich fands spannend. Und in der zweiten Nacht in der Bambuda Lodge spielte ein orchestrales Donnerwetter in mehreren Akten, wie wir es bis dato noch nicht erlebt bzw. gehört hatten. Definitiv näher am D-Day als am ersten August. Nicht anwesende Hunde hätten sofortigen Suizid begangen. Einige Urvölker wohl auch. Sue was again not amused. Ich hatte längst Oropax montiert. 

    Doch auch Wetterkapriolen können nicht verhindern, dass wir in Puerto Viejo erneut fleissig am Herd stehen. Trotz einem improvisierten Aloo Gobi zum Znacht und fancy Eggs Benedikt zum Frühstück, kommt nach Panama auch in Costa Rica keine Hektik auf. Es war derart relaxt, dass es eigentlich nur von einer einzigen winzigen Aufregung, in einer langen Aneinanderreihung höchst unspektakulärer und somit äusserst entspannter Stunden, zu berichten gibt. Und zwar als sich im Nationalpark zwei durchgeknallte Waschbären an der Unterwäsche der zu dem Zeitpunkt im Meer badenden Sue vergreifen wollen. Vielleicht waren es gar keine Waschbären, sondern Unterwaschbären. Also eine Unterart von Waschbären, die mehr auf Unterwäsche stehen. Wie auch immer, ich habe die Situation dank selbstlosem und mutigem Einschreiten gerettet. Wie das aufgrund der kurzen Panikattacke nach erfolgter Konfrontation schlecht gedrehte Video beweist. Als Sue nach gefühlten zwei Stunden baden zurück kommt, löst sie das Rätsel mit den Arten aber schnell auf. Im Kleiderhaufen hatte es keine Unterwäsche. Waren somit einfach nur Waschbären. Sag ich doch. Waschbären.

    Ein wenig Action stand dann aber doch noch auf dem Programm. River Rafting. Klingt lustig und ist es auch. Anstrengend ist es irgendwie auch. Insbesondere wenn man(n) den Karren quasi alleine reisst. Beziehungsweise das Gummiboot. Mit uns in ebendiesem Boot sitzen nämlich noch drei (kleine und wie das Foto beweist, ängstliche) kanadische Mädchen - alle wohl so um die zwölf oder dreizehn - und Sarah aus New York. Also ursprünglich aus Israel und einige Tage geschäftlich in Costa Rica. Obwohl äusserst sympathisch, kommt der Small-Talk schnell zum Erliegen. Ihre Antwort auf die simple Frage, was sie denn geschäftlich so tun würde, lautet „something with computers, but I‘m not authorized to say for whom“. Echt jetzt? Bekommen die Agenten vom Mossad noch nicht einmal mehr plausible Scheinidentitäten?! „Ich komme aus Israel, lebe seit zehn Jahren in Amerika, mache etwas mit Computern, aber sage nicht für wen!“ ... Lustige Tante. Die unterstellte Arbeit für die CIA oder den Mossad verneint sie umgehend mit einem galanten Lächeln. Ihre Antwort scheint mir aber in etwa gleich viel Wert zu sein, wie eine Plastikgabel beim Verzehr einer Schüssel Rinderbrühe. Ihre verabschiedende Frage, ob mir das Rafting denn gefallen habe, beantworte ich auch nicht. Aus Prinzip. Einen kurzen Hug kriegt sie dann aber doch noch von mir. Wollte mich einfach versichern, dass sie keine Waffe trägt. Aus Angst.

    Nach dem Rafting fährt man uns direkt nach San Jose, von wo wir mit einem späten Bus in drei Stunden nach Quepos an die Pazifik-Küste gelangen. Hoffentlich hat es auf der anderen Seite weniger durchgeknallte Waschbären und scheinheilige Agenten. Mich macht so Zeugs immer ein wenig nervös. Was wenn sie es wissen??!!
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