Satellite
  • Day 170

    Dr. John with no t-shirt on

    July 5, 2018 in Honduras ⋅ ⛅ 28 °C

    Utila ist laut, hektisch und schrill. Eine Touristen-Hochburg mit eigenem Party-Song der einfältigeren Sorte. Hätte ich das eher bescheiden produzierte Video schon vor unserer Anreise gesehen, hätte ich mir das vielleicht nochmals überlegt (https://youtu.be/LX-H-zF9PJ4). Wobei, wahrscheinlich nicht. Genau unser Niveau und schliesslich ist Utila eines der günstigsten Tauchreviere, um offizielle Zertifizierungen zu erlangen. Und darum sind ja auch wir Cheap-Fuck-Touris hier. Sue traut sich doch tatsächlich ans PADI Open Water, obwohl dies nur wenige überleben und sie zu der besonders gefährdeten Gruppe von Menschen (bzw. Mädchen) gehört, die sich beim Sprung ins Nass ausnahmslos die Nase zu hält. Ich habe in erster Linie Durst, trage mich dann aber doch auch für zwei Fun-Dives ein. So schlimm wie im Video ist es hier dann nämlich doch nicht. Und könnte ja sein, dass Sue bereits am ersten Tag aussteigt oder gänzlich untergeht. Was auch schade wäre, denn dann hätte ich ja nie von den Preisen hier profitiert.

    Und irgendwie packt mich dann doch wieder der Ehrgeiz. Kaum zurück von meinen Dives, checke ich beim Vorbeischwimmen kurz Sue‘s geistige und physische Verfassung - beides scheint trotz Unterwasser-Training ohne Nase zuhalten überraschend gut -, ehe ich mich für den „Advanced Open Water“-Kurs eintrage. Also Ehrgeiz ist sicher auch ein Grund. Einer der gut klingt. In erster Linie hätte ich aber einfach gerne eine offizielle Lizenz. Bei der Überprüfung meiner als Fotokopie vorgelegten taucherischen Laufbahn, stellten sich dann nämlich doch einige Fragen und ich stand kurz davor, der Guttenberg der hiesigen Tauch-Community zu werden. PADI war das 1993 definitiv nicht und Digitalisierung gab es damals auf Korsika offensichtlich auch noch nicht. Ob ich vielleicht CMAS 1* gemacht habe? Genau, das wars. Ganz sicher. Ehrlich. Und wieso zeigt die Fotokopie den entsprechenden Aufkleber nicht? Woher soll ich das wissen?! Frag doch Stalking-Mam. Ich war damals schliesslich noch ein Kind! Verdammt nochmal.

    Drei Tage später sind wir beide stolze und vollwertige Mitglieder der PADI-Tauch-Community. Ich ein erfahrener Adventure-Taucher und die schöne Sue neu mit imaginärem Seepferdchen-Aufnäher am Bikini. Gratuliere. Ich muss gestehen, die fünf Adventure-Dives (inklusive Nacht-Tauchen) des Advanced-Kurses haben eine Menge Spass gemacht. Und irgendwie läuft es dann eben doch wie im Video und wir bleiben auch auf dieser verdammten Insel hängen. Neben den ganzen WM-Spielen - und dem damit verbundenen Frust den es zu betäuben gilt - gibt es in unserem Dive-Center jeden Abend irgend so ein Special-Dings. Immer ziemlich genau in der Mitte zwischen irgendwie überflüssig/übertrieben und doch irgendwie lustig/unterhaltsam. Sushi-Night, Trivia-Thursday, Wings-Night, Pizza-Friday (das offensichtliche Highlight!), Movie-Night oder eben der Bingo-Abend. Ach, wie ich es geliebt habe. Damals, in Bettwil. Mit dem Fönz und denen vom Meier Elektro. Als man mich noch eingeladen hat. Schön wars. Ob ich hier in Utila was gewonnen habe? Verdammte Scheisse, nein. Sue natürlich schon. Tequilla-Shot direkt ab der Flasche. Gratuliere. Nach zehn Tagen, vier Zigarren, einem kleinen Zwischen-Koller, trotzdem viel Spass und zusammen insgesamt neunzehn Tauchgängen wird es aber Zeit für uns. Hundertprozentig warm werden wir mit dem hiesigen Leben dann doch nicht - mit Ausnahme vom Pizza-Friday! - und bei einem weiteren Verbleib bekäme ich wohl ein Fall für „Dr. John, the doctor with no t-shirt on“!

    Ab nach Belize! Soll schön sein. Und teuer. Bleiben wohl nicht lange ...
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