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  • Day 85

    Lost City Track: 4 Tage im Dschungel!

    January 3, 2022 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Der Wecker klingelt um 7 Uhr und Paula und ich müssen nach einer kurzen Nacht schon wieder raus. Das Bett im Dorm war bequem und bis auf den Typen der heute in der Nacht im Bett unter uns, nen Wald mit seinem Geschnarche abgesägt hat, haben wir gut geschlafen - mit Ohrenstöpsel wohl gemerkt, weil des hab ich noch nicht erlebt.

    Nochmal warm geduscht und rasiert sind wir dann beim Frühstückstisch im Hostel gesessen und haben uns das Frühstück gegönnt. Es gab Früchte, Müsli, Orangensaft und wir haben sogar Pancakes mit Ei bekommen. Genau das richtige, was man vor einer 4-Tages-Tour durch den Dschungel braucht! Also das Hostel war schon nobel und die Nacht war für uns kostenlos weil wir die Lost-City-Tour über das Hostel gebucht haben. Und da ist eine Nacht for free dabei.

    Muss man nämlich auch mal kurz erwähnen: Die Tour ist wirklich verhältnismäßig teuer für kolumbianische Verhältnisse. Vor 5 Jahren hat die Tour noch die Hälfte gekostet, aber nach Corona usw. zahlen wir jetzt 1.400.000 Pesos, was ungefähr 300€ sind. Vorallem wurden jetzt am 01. Dezember der Preis nochmal um 400.000 Pesos gehoben wegen Hauptsaison und ich hab schon die ganze Zeit als ich bei Fadi in Panama war, nach einem guten Angebot gesucht. Aber die ganzen Agencies haben sich auf einen festen Tarif geeinigt und somit zahlt man überall das Gleiche. Und im Nachhinein ist das sehr sinnvoll und wir haben auch im Laufe der Tour erfahren warum. Wird wirklich alles sehr interessant!

    Zurück zum Preis: Wir wollten die Tour wegen dem Geld zuerst tatsächlich nicht machen, aber wenn man schon in der Nähe von so einem Ort ist, dann muss man die Change nutzen. Die Momo (meine Oma) hat mir zu Weihnachten 180$ in bar geschenkt, die bei ihr Zuhause noch von früheren Reise rumgelegen sind. Das Geld hab ich mir dann mit Paula als kleines Weihnachtsgeschenk geteilt und somit ist die Momo Sponsorin des Trips:)

    Um 8:30 Uhr sollten wir dann vor dem Hostel abgeholt werden. Zuvor haben wir noch einen Beutel beim Hostel abgegeben, mit Sachen die wir für die Tour nicht brauchen und ich habe tatsächlich nochmal einiges aussortiert. Ich war mim Kopf die letzten Tage irgendwie out of order und hab vergessen was ich wirklich brauch und was nicht. Der Hostelmitarbeiter war sehr freundlich und hat uns dann noch den Tipp gegeben, ein Moskitospray bei der Apotheke um die Ecke zu kaufen, weil das das Beste sei. Als wir wieder zurück waren, war es eine Punktlandung mit dem Rangerover, der uns für die Tour abgeholt hat. Paula und ich sind mit unseren beiden Rucksäcken reingehüpft und dann gings los.

    Wir waren zuerst alleine hinten drin gesessen, bis uns dann ein Mädel aus Deutschland gejoined ist. Sie heißt witzigerweise Paulina und wir haben uns direkt mit ihr verstanden. Sie hat in Bogota schon ein halbes Jahr studiert und ist einen Ticken älter als wir. Des ist eh so krass: ich bin normalerweise eh hier in Südamerika schon immer der Jüngste, aber Paula macht ja G9 und ist ja noch in der Schule, und nochmal ein Stückchen jünger. Und jetzt machen wir Jungspunde aus Deutschland vier Tage Dschungeltour in Kolumbien... kaum zu glauben.

    Auf dem Weg haben wir noch versucht eine Bank zu finden, wo ich Geld abheben kann. Die Agency verlangt nämlich nochmal 4% Gebühren wenn man mit Kreditkarte zahlt... sehr frech. Vorallem hatte kein ATM mehr so viel Geld, dass wir dann doch mit Karte zahlen mussten... egal. Deswegen waren wir dann bisschen später dran und haben dann noch zwei Dänen in meinen Alter eingesammelt: Fred und ich hab den Namen über die Tage nie herausgefunden... Ferdinand glaub ich. Beim Büro von der Agency haben wir dann noch die anderen unserer Gruppe kennengelernt. Wobei kennengelernt erst später beim Mittagessen. Beim Büro wurden nämlich unsere Rucksäcke aufs Dach geschnallt und wir wurden alle in einen Landrover gesetzt. Wir ganz hinten mit Paulina und Wiel. Wiel war Niederländer und ist auch älter als wir und super super nett. Er war sowas wie der Motor der Gruppe und er spricht super viel und hat schon viel erlebt und ich werde viele interessante Gespräche mit ihm die nächsten Tage haben.

    Mit dem Landrover mussten wir 2 h zum Startpunkt des Lost-City-Tracks fahren und unsere Gruppe wurde schon in der ersten halbe Stunde mit einer Challenge konfrontiert. Die Batterie von unserem Landrover ist beim Passieren eines Checkpoints abgeschmiert und der Motor ist nicht mehr angesprungen. Also alle raus und schieben. Und zack nach 10 Meter lief der Motor wieder und es gab Applaus für uns, als wir wieder in Bord waren.

    Nach einer Stunde gabs einen weiteren Halt und wir haben ein Bändchen für den Arm bekommen. Nochmal eine Stunde weiter über windige Schotterstraßen durch den Dschungel sind wir dann in einem Dorf angekommen, wo es für uns Mittagessen gab. Super lecker, obwohl ich vegetarisch gegessen habe^^ ich hab beschlossen die 4 Tage mit Paula vegetarisch durchzuziehen und hab auf den ein oder anderen lecker gebratenen Fisch verzichtet.

    Beim Essen hat sich dann Pedro vorgestellt, unser offizieller Guide für die Tour. Es ist etwas besonderes, ein Guide für diese Tour zu sein, aber dazu später mehr. Pedro hat uns dann Juan vorgestellt, wer unser Übersetzer sein wird für die nächsten Tage. Tatsächlich sprechen eigentlich alle bei uns in der Gruppe Spanisch bis auf Paula, Wiel und Bryan. Wobei ich manchmal auch sehr froh auf die englische Übersetzung war. Beide waren auf jeden Fall super nett und man hat sich von Anfang an, wohl gefühlt.

    Unserer Gruppe besteht aus Wiel, Paulina, den zwei Dänen, Santiago (ein netter Junge aus Medelin), dem Pärchen Camilla aus Kolumbien und Bryan aus den USA, der Mutter von Camilla, Melissa aus Mexiko und dem Turteltauben Paula und Leo. Perfekte Größe und wir werden die nächsten Tage zu ner richtigen Familie zusammen wachsen hat Pedro gesagt und jeder soll auch aufeinander achten. Und das haben wir wirklich sehr gut hinbekommen und jeder hat sich mit jedem verstanden:)

    Nach einer letzten kurzen Instruktion der Strecke und der Dauer der verschiedenen Etappen, ging es endlich so richtig los. Für den ersten Tag waren 3-4 Stunden angesetzt bis zum ersten Camp. Also gut machbar. Die nächsten Tage werden knackiger. Immer um 5 Uhr aufstehen und schon morgen steht ein 17 km Marsch durch den Dschungel an. Dazu aber in den nächsten Footprints mehr.

    Ich hab am ersten Tag nur mit der Handykamera Bilder gemacht und deswegen könnt ihr euch auf die Bilder mit der Kamera erst morgen darauf freuen^^ Sind trotzdem schon wirklich gute Schnappschüsse dabei!

    Die Tour ging auf einem breiten Feldweg los und mit der Zeit und dem Anstieg ist der Weg immer schmaler geworden. Es schießen immer wieder Motorräder an uns vorbei, die zum ersten Checkpoint fahren oder Waren transportieren. Ist aber nur auf dem ersten Teil der Strecke. Irgendwann ist es unmöglich mit dem Motorrad zu fahren und der Transport geht nur noch mit Mulas voran. Mulas sind eine Mischung aus Esel und Pferd und können schwere Lasten transportieren. Sie sind extrem trittfest und es ist unglaublich was für schwierige Bodengegebenheiten diese Tiere meistern können. Dazu aber auch mehr in den nächsten Footprints.

    Es sind mit unserer Gruppe noch einige Weitere unterwegs und gemeinsam trifft man andere Gruppen dann später wieder bei anderen Checkpoints. Aber hauptsächlich bleibt man in seiner zusammen und hat nicht viel mit den anderen zu tun.

    Nach 2h waren wir beim "El Mirador" übersetzt der Ausblick, wo das Coverbild für den Footprint entstanden ist: Wiel links, wir beide, Melissa und Paulina. Man sieht auf das Tal, wo du Dschungel siehst, soweit das Auge reicht. Und das sollte erst der Anfang sein. Pedro erzählt immer wieder was zu dem Streckenabschnitten wo wir gerade sind.

    Inzwischen waren mit uns auf der Strecke die Mulas unterwegs und immer wieder wird man von einer Kette von Mulas überholt. Einmal hatte ich kurz Angst, weil ein Mula schnell den Berg runter ist und ich Paula aus dem Weg gezogen hab, weil ich dachte es rennt uns um, aber die haben sich schon ganz gut unter Kontrolle.

    Auf dem Weg gab es zwei Punkte wo man mit Obst versorgt wird. Diese kleinen Vitaminbomben helfen dir bei den steilen Etappen. Bei der ersten haben Paula und ich uns einen frisch gepressten Orangensaft mit Stückchen gegönnt und er war sooo gut. Als wir so da saßen, bemerkten wir auf einmal den Papagei, der sich oberhalb von uns an Dach gehangen hatte. Malerisch! Direkt bei uns!

    Als es ganz langsam anfing zu dämmern, haben wir unser erster Camp erreicht: Auf einmal sieht man viele viele große Hütten, die an einem Fluss gebaut Schutz bieten. Eine Hängebrücke lässt dich auf die andere Seite und so erreichen wir unseren ersten Schalfplatz. Jeder ist verschwitzt und nass weil die Strecke war schon anspruchsvoll und es ist noch dazu ziemlich humid. Pedro und Juan meinten: Sachen aus, Badehosen an und ab zum Flussbecken!

    Dort konnte man nämlich von einem Fels in ein Flussbecken springen, wo rechts ein kleiner Wasserfall mündete. Zack und Köpfer rein! Sehr erfrischend und es hat sehr gut getan! Paula musste ich erst ein bisschen locken, bis sie die Leiter runter geklettert ist, aber she did it!

    Beim Camp gabs dann eine Dusche, eiskalt natürlich.. warm gibts hier natürlich nicht. Es tut mega gut frische und trockene Sachen anzuziehen. Lange Hose und meine Salewajacke sind perfekt. Die Hütten sind zu allen Seiten offen und Fliegennetze an den Betten schützen vor den Moskitos. Die sind nämlich wirklich penetrant und nur mit dem Mückenspray kommst du voran.

    Nachdem alle fertig geduscht und die nassen Sachen zum Trocknen aufgehangen waren, gab es Abendessen. Die anderen haben Fisch bekommen und wir auch was sehr leckeres. Im Prinzip wird einfach das Fleisch durch was anderes vegetarisches ersetzt, aber ich muss sagen, dass das Essen wirklich gut war. Wir haben beim essen dann unseren Koch vorgestellt bekommen, wer einer der sechs Söhne von Pedro ist. Er wird uns die nächsten Tage unser Essen zubereiten.

    Nach dem Essen hat uns dann Pedro die Geschichte zu dem Lost-City-Track erzählt: Obacht jetzt wirds interessant:

    Frühere waren alle Bauern hier in der Gegend arm und haben normale Landwirtschaft betrieben. Die Entfernung zur Stadt durch den Dschungel war aber so groß, dass die Lebensmittel nicht so lange gehalten haben und auf dem Weg dorthin schlecht wurden. Deswegen haben sie zu Zeiten von Pablo Escobar angefangen, Marihuanapflanzen anzubauen. Das war für sie die erste von 4 Bohnenzeiten. Sie haben gut verdient und bis die Regierung davon mitbekommen hat, hat das Geschäft im wahrsten Sinne des Wortes geblüht.

    Die Regierung hat das aber irgendwann herausgefunden und deswegen wurde mit Flugzeugen Gift über allen Plantagen ausgesprüht, was alle Marihuanapflanzen abgetötet hat. Den Bauern gings wieder schlecht und jetzt konnten sie nicht einmal mehr Landwirtschaft betreiben, weil das Gift die Umwelt und alles so stark beeinflusst hat, dass nichts mehr wachsen könnte. Bis auf eine Pflanze: die Cokainpflanze. Und so haben sie einige Jahre später mit dem Bau von Cokainpflanzen begonnen, was ihnen noch mehr Ertrag eingebracht hat. Das war die zweite von 4 Bohnnenzeiten. Die Regierung hat das gemerkt und hat ein Programm ins Leben gerufen, wo sie den Bauern helfen wollten.

    1992 Die Bauern haben Kredite bei Banken aufnehmen können und sollten mit Investitionen auf die Landwirtschaft zurückschwenken. Das war die dritte Bohnenzeit. Nach zwei Jahren haben die Banken, die Kredite aber wieder zurück verlangt und die Bauern hatten Schulden und wussten nur einen Ausweg und haben wieder mit Cokainpflanzen angefangen. Die Regierung hat das mitbekommen und wieder Gift versprüht. Aber die Kokainpflanzen sind so resistent, dass sie es überlebten und das Geschäft weiterging. Bis 2002 das Militär in den Dschungel gekommen ist und jede einzelne Cokainpflanze mit der Machete abgeholzt hat. Die Bauern standen wieder mit leeren Händen und verseuchten Boden da.

    Die Regierung hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon die Ciudad Perdida auf dem Schirm und haben das Pontential hinter diesem Tourismusmangnet gespürt. Die verlorene Stadt ist nämlich schon 1972 entdeckt worden und es gab bis dato schon von vereinzelten Dschungelguides Touren zu diesem Ort. Die Regierung machte den Bauern das Angebot, sich zu offiziellen Guides für den Lost-City-Track und die Ciudad Perdida auszubilden. Und das machten sie und deswegen gibt es seit 2008, 95 offiziell anerkannte Guides, die Menschen zu der verlorenen Stadt führen. Das ist die vierte Bohnenzeit der Bauern.

    Pedro, unserer Guide war früher einer dieser Bauern und die Geschichte beim Abendessen aus seinem Mund zu hören, war noch viel spannender als von mir.

    Alle waren an diesem Abend fix und foxy und Manchen sind bei der Erzählstunde schon die Augen zugefallen. Deswegen gings dann schnurstracks ins Bett. Unglücklicherweise waren zu 11 in der Gruppe und hatten nur 10 Betten. Aber Paula und ich haben uns bereit erklärt uns das Bett zu teilen, was wir eh machen wollten und so sind wir dann in einem Hochbeet eingeschlafen. Noch schnell ein Selfie, was das letzte Bild vom Footprint war und zack Licht aus.
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