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  • Day 34

    Puerto Morelos

    May 30, 2017 in Mexico ⋅ ⛅ 31 °C

    Unsere nächste Station von Montagabend bis Mittwochnachmittag war Puerto Morelos, eine etwas kleinere Stadt südlich von Cancun gelegen. Verschlafen ist Puerto Morelos leider nicht mehr, aber viel weniger touristisch als Tulum.
    Deswegen, und wegen des schönen Strands, hatten wir diesen Ort auch für einen Zwischenstopp eingeplant. Als wir in unserem Nachtlager, dem Gästehaus Casitas Kinsol, ankamen, waren wir sichtlich überrascht. Wir schliefen in einer eigenen Hütte und das Zimmer war sehr schön hergerichtet. Um unser kleines Heim herum waren auf engstem Raum unzählige Pflanzen und Bäume gepflanzt, sodass man sich fast wie im Dschungel fühlte. Carolin war mit den drei Hunden, der Katze, die denkt, dass sie ein Hund wäre und der Hausschildkröte, die täglich pünktlich zur Mittagszeit ihr Essen abholt, auch sehr glücklich.
    Aber für uns ging es am ersten Abend erstmal ins Bett, denn die Hitze und das Reisen machte uns hin und wieder doch ganz schön zu schaffen.
    Am nächsten Morgen wurden wir von lautem Vogelgezwitscher und den Sonnenstrahlen, die durch unsere Dachfenster blinzelten, geweckt. Aber weil an Aufstehen noch nicht zu denken war, verweilten wir noch ein wenig in der Kiste. 🙃
    Als wir dann irgendwann soweit waren, gab es ein kleines Frühstück, ehe wir uns auf den Weg zum Croco Cun Zoo machten. Dort durften wir Papageien, ein Krokodil und eine Schlange halten, Rehe füttern, Affen beobachten und einige andere Tiere, überwiegend Reptilien bestaunen. Dabei hatten wir eine private Führung, die uns auch noch so einiges erklärte. Der Zoo besitzt übrigens über 200 Krokodile, denen wir uns teilweise bis auf kürzeste Distanz genähert hatten: Denn durch das Gehege mit den großen Morelet Krokodilen, die bis zu 4m lang werden, sind wir hindurchgelaufen! Darüber hinaus besitzt der Zoo übrigens drei haarlose Hunde... 🐶😳
    Der Zoo war auf jeden Fall einen Besuch wert und hat uns sehr viel Spaß gemacht. 😊
    Wir sind dann nochmal zurück zum Gästehaus gefahren und haben uns ein wenig ausgeruht. Später sind wir dann zum Strand und abends noch zu Richards Bistro, das von einem Österreicher betrieben wird, Essen gegangen. Dort gabs mal typisch deutsches Essen (Schnitzel und Knödel), was wir uns doch sehr herbeigesehnt haben. Aber daheim schmeckts halt immer noch am besten...
    Als wir spät abends im Casitas Kinsol ankamen, erzählte uns Christin, die Frau, die das Gästehaus betreibt und die ersten sechs Jahre ihrer Kindheit in Deutschland, genauer in Kassel, verbrachte, von ihrem Leben und wie es sich ergab, dass sie das Gästehaus so naturbelassen gestaltete.
    Ihr Vater war Jude, der 1938 aus Deutschland nach Kolumbien floh, ohne ein Wort Spanisch zu sprechen. Dann reiste er nach Mexiko, wo er seine spätere Frau kennenlernte. Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland, wo Christin zur Welt kam, zurück. Die Familie zog aber wenig später nach Spanien und dann wieder nach Mexiko. Christin studierte Chemisches Ingeneurswesen und erzählte uns den ein oder anderen Schwank aus ihrer Jugend und auch, dass sie die Hochschule zwar abgeschlossen, aber nie wirklich einen Beruf in dem Gebiet erworben hatte. Und vor 30 Jahren lernte sie Alan, ihren jetzigen Partner kennen; ein Franzose, der mit ihr das Gästehaus betreibt. Nach 7 Jahren Beziehungen trennten sie sich für 15 Jahre, woraufhin Christin sich in Puerto Morelos niederließ. Dort erwarb sie am äußersten Stadtrand, direkt am Dschungel, 1993 von einer Maya-Familie ein rustikales Grundstück, das sie im Laufe der Jahre immer mehr ausbaute. Doch mit dem Ankommen von Touristen wurden Straßen gebaut, die Stadt wuchs und der Dschungel musste weichen. Skorpione oder Vogelspinnen, all dergleichen hat Christin deswegen schon lange nicht mehr gesehen, was früher zum Alltag gehörte, wenn sie auf die andere Straßenseite ging, um den Dschungel als ihre einzige Toilette zu nutzen. Deswegen ähnelt das heutige Puerto Morelos dem von vor 24 Jahren kaum mehr. Christin gefällt es dennoch und auf ihrem Grundstück wahrt sie sich ihr eigenes, kleines Paradies. Seit 7 Jahren lebt sie wieder mit Alan zusammen und seit 1998 betreibt sie ihr Zuhause als Gästehaus, weil sie von Bekannten immer häufiger um eine Übernachtungsmöglichkeit gebeten wurde. Sie erzählte uns außerdem von ihrem Perfektionismus, den sie für eine deutsche Tugend hält, dass sie sich sonst aber kaum mit Deutschland verbunden fühlte - im Übrigen: wir unterhielten uns die gesamte Zeit auf Englisch.
    Aber dann ging es für uns auch schon wieder ins Bett.

    Mittwochs sind wir wieder lange im Bett geblieben und erst zur Mittagszeit aufgebrochen, um den Botanischen Garten zu besuchen. Hier lag wieder ein etwas längerer Fußmarsch vor uns, der hat sich aber auch gelohnt. Exotische Pflanzen mit großen Blüten gab es keine zu Bestaunen und generell weckten die Pflanzen nicht unser geringstes Interesse. Aber über die engen Pfade mitten im Dschungel zu laufen, wobei das Rascheln der Blätter im Wind das einzige Geräusch weit und breit war, gefiel uns sehr gut. Der Botanische Garten war ein sehr friedlicher Ort, der eine Ruhe ausstrahlte, die unvergleichlich mit dem Lärm und dem Schmutz auf den mexikanischen Straßen ist. So machte es uns auch nicht allzu viel aus, dass es sich anfühlte, als säßen wir in einem Brutkasten. 😊
    Und nachmittags ging es dann erst mit dem Bus nach Cancun und dann mit der Fähre zur Isla Mujeres, auf der wir die letzte Woche verbringen werden. Das Wetter wird angeblich nicht so gut, also drückt uns die Daumen!
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