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  • Day 24

    Bittersüßer Abschied Bittersweet goodbye

    August 23, 2018 in Brazil ⋅ ☀️ 28 °C

    Wie die Überschrift schon verrät, ist dies ein eher wehmütiger Eintrag. Vor einer Woche habe ich erfahren, dass unser lieber Mitbewohner Pedro eine neue Bleibe (Einzimmerwohnung) sucht, da er sich in nächster Zeit mehr auf sein Studium fokussieren muss (zumindest unter der Woche). Bereits letzte Woche hat Pedro mir sein Vorhaben gebeichtet und nicht gerade meine Zustimmung eingeheimst. Ich war traurig und komplett dagegen und versuchte seitdem mal mehr und mal weniger ernst, in treuer Zusammenarbeit meiner Mitbewohner, ihn zum Bleiben zu überreden. Wie schon in vorigen Einträgen berichtet, sind wir hier wie eine kleine Familie und dazu gehört zusammenzuhalten, den Alltag zu teilen und füreinander da zu sein. Pedro meint allerdings, dass er bloß eine Straße weiterzieht, dass er uns und wir ihn jederzeit besuchen können und am Wochenende weiterhin alle zusammen Campinas unsicher machen. Wir sind alle nicht besonders überzeugt davon, gerade weil wir nicht wollen, dass er geht. Es werden sich auch die spontanen Zusammenkünfte in Küche, Garten und Wohnzimmer ändern, wenn plötzlich ein wesentlicher Teil fehlt. Aber Pedro befindet sich in einer intensiven Phase seines Doktorats und braucht zumindest unter der Woche etwas Abstand vom Studentenleben.
    Nachdem der erste Schock vorüber ist, kehrt die Akzeptanz ein, was in der Familie schließlich auch dazugehört. Pedro sagt, dass sich nicht viel ändern wird und wir immer noch viel Zeit zusammen verbringen werden.
    Tatsächlich glaube ich ihm das mittlerweile sogar. Schließlich ist Pedro immer der Erste, der bei allem dabei ist und der letzte, der auf der Party geht (und dann noch in die nächste Bar ziehen will). Ich hoffe, dass das Wetter alles Übrige klären wird. Denn gerade beginnt die heiße Sommerzeit und wir haben einen Pool. Und natürlich will auch Alcides besuchen und weiterhin Zeit mit uns verbringen und, und, und. Aber wir werden sehen was der neue Abschnitt bringt.

    Die Woche über haben wir also etwas widerwillig Wohnungsbesichtigungen arrangiert, um ein neues Gesicht in unsere Runde aufzunehmen. Drei Abende hintereinander hatten wir Besuch von Interessenten und schon gestern Abend, haben wir eine Entscheidung getroffen. Wir haben uns für Túlio entschieden, der gerade sein Masterstudium angefangen hat. Er wirkt sehr nett, unternehmungslustig und spontan. Gerade erst vor drei Tagen hat er sich entschieden sein Studienplatz hier anzunehmen und ist dann am selben Tag noch nach Campinas gezogen. Er ist auch 26 und kennt schon ein paar Leute in Campinas. Nachdem wir uns entschieden haben, erfuhren Marciano und Pedro fünf Minuten später, dass ein guter Freund von ihnen ebenfalls ein Freund von Túlio ist, sodass wir glauben die richtige Entscheidung zu treffen.
    Als bittersüße Feier des Tages öffneten wir eine Flasche Weißwein, die ich zum Geburtstag bekommen habe. Aus einer Laune heraus und als kleiner Abschied für Pedro gingen wir noch zu einer Bar unter freiem Himmel um ein Bier zu trinken. Durch Zufall lernten wir allerdings einen Italiener kennen, der im Nordosten von Brasilien in Natal wohnt und studiert. Er war gerade für einen Kongress in Campinas. Er erzählte uns von dem blauen Meer, dass man aus den Hängematten am Strand beobachten kann und wir wollten alle direkt dorthin reisen. Klar Campinas ist schön und sonnig, aber mit Strand und Meer kann man ja die Meisten aus der Reserve locken. Er hat uns auch direkt eingeladen ihn in seiner WG zu besuchen und ich wollte direkt rausfinden wie weit es von hier ist. :D
    Nach ein paar Bier und frittierter Maniok, wollte der Italiener Leonardo mit seiner Gruppe in eine Bar weiterziehen, in der Forro getanzt wird. Pedro und ich waren sofort dabei, während Marciano und Ana Paula, die Gelegenheit nutzten, sich aus der Runde zurückzuziehen (Ana Paula musste am nächsten Tag schon um 5:30 arbeiten).
    Pedro und ich zogen als harter Kern also weiter und waren 5 Minuten später schon in dem Lokal und beobachteten die tanzenden Paare. Forro ist von den Schritten ähnlich wie Salsa. Vom Stil her gibt es aber weniger Bewegung in der Hüfte und mehr kleine tänzelnde Schritte.
    Ich habe mit ein paar Brasilianern versucht Forro zu tanzen, die aus unserer Gruppe waren jedoch eher am Zuschauen als am Tanzen interessiert. Ich habe mich mit ein paar Leuten unterhalten und alle waren von meinem portugiesisch begeistert. Später leerte sich die Tanzfläche und ein Kolumbianer, der ebenfalls in unserer kleinen Runde stand, nutzte die Gelegenheit, um nach etwas Salsa Musik zu fragen. Die Barkeeper waren sehr entspannt und meinten wir könnten selbst zur Anlage gehen und uns Lieder aussuchen. Nossa! Gesagt getan standen wir einige Sekunden später auch schon auf der Tanzfläche und tanzten Salsa. Daraufhin wurde ich offiziell nur noch als Brasilianerin anerkannt, weil die anderen meinten, dass ich kein bisschen deutsch wäre und sie nur reinlegen wolle.
    Wir verbrachten also die nächste Zeit damit Salsa Musik zu hören und ich sollte ein paar Leuten den Grundschritt zeigen. Aus verschiedenen Ecken tauchten dann noch mehr Kolumbianer auf. Ich bin immer wieder baff, wie viele hier herumgeistern! Ich habe auch mit einigen von ihnen Salsa, Bachata und Merengue getanzt und wir beschlossen, dass wir bald alle zu einer kolumbianischen Party im Salsa con aji gehen müssen. Schließlich wurde der Abend sehr lang, mit viel Musik und neuen Freunden und somit ein eher gebührender Abschied für Pedro.

    https://www.youtube.com/watch?v=EEcDG8byhwA

    As the title already tells, this is a rather nostalgic post. One week ago, I found out that our dear flat mate Pedro is looking for a new place to stay (one-room flat), because he has to focus more on his studies in the near future (at least during the week). Already last week, Pedro has confessed his plans and didn’t receive any agreement. I was sad and completely against it and tried since then more or less serious, in faithful cooperation of my housemates, to convince him to stay. As told in previous posts, we are like a small family and it is necessary to spend time together, to share everyday life and to be there for each other. Pedro, however, means that he just moves to the street down the road, that we can visit each other anytime and continue shenanigans on the weekend. We were not very convinced about it, mostly because we do not want him to leave. The spontaneous gatherings in the kitchen, garden and living room will also change if suddenly an important member is missing. But Pedro is going through an intensive phase of his doctorate and needs some distance from student life, at least during the week.
    After the first shock was over, the acceptance comes in, which finally also is part of being a family. Pedro says that not much will change, and that we keep spending a lot of time together.
    In fact, I believe him somehow. After all, Pedro is always the first in with anything that comes up and the last to leave the party (and just to drop into the next bar). I hope the weather will take care of the rest. In the end, the hot summertime is just starting, and we are the ones with the pool! And of course, Alcides and he will want to spend time with us. But we will see what happens.

    So, over the week, we reluctantly arranged visits for potential new housemates. Three evenings in a row we had people over and already last night, we have come to an agreement. We chose Túlio, who has just started his master's degree. He seems very nice, social and spontaneous. Just three days ago he decided to move to Campinas. He is 26 as well and already knows a few people in Campinas. Right after the decision, Marciano and Pedro heard that a good friend of them is also a friend of Túlio, so we believe we made a good choice.
    As a bittersweet celebration of the day we opened a bottle of white wine, which I got for my birthday. As a small farewell to Pedro we went to an open-air bar to drink a beer. However, we met an Italian who lives and studies in Natal in northeastern Brazil. He was just in Campinas for a congress. He told us about the blue sea that you can watch hanging out in the hammocks on the beach and we all wanted to go there immediately. We all love Campinas, but with the Brazilian beaches you get almost everyone’s attention. He invited us to visit him in his shared apartment.
    After a few beers and fried manioc, the Italian, Leonardo, and his group wanted to move on to a bar where they dance Forro. Pedro and I were in whereas Marciano and Ana Paula took the opportunity to head home (Ana Paula had to get up at 5:30 am).
    Already 5 minutes later we arrived and watched the people dancing. Forro is similar to salsa. There is just less movement in the hip and more small prancing steps.
    I tried to dance Forro with some Brazilians, but our group was more interested in watching than in dancing. I talked to a few people and everyone was impressed with my Portuguese. Later, the dance floor emptied and a Colombian, who was also in our group, took the opportunity to ask for some salsa music. The bartenders were very relaxed and said we could go and pick songs ourselves. Nossa! No sooner said than done, we stood on the dance floor a few seconds later and danced salsa. Then I was officially recognized as and only as Brazilian, because the others said that I was not a bit German and just wanted to fool them.
    We spent the next time listening to salsa music and I was supposed to show some people the basic steps. Suddenly more Colombians showed up due to the music. I am always amazed how many of them are here for studying. I also danced with some of them salsa, bachata and merengue and we decided that we’ll all have to go to a Colombian party soon. Finally, the evening was very long with lots of music and new friends and thus a more fitting farewell to Pedro.

    https://www.youtube.com/watch?v=EEcDG8byhwA
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