Sabbatical

June - December 2020
A 187-day adventure by Bastian
  • 40footprints
  • 12countries
  • 187days
  • 338photos
  • 5videos
  • 10.9kkilometers
  • 2.7kkilometers
  • Day 1

    Let’s Go: Sant Cugat & Aiguafreda

    June 28, 2020 in Spain ⋅ ☀️ 28 °C

    Los geht‘s! 6 Monate Sabbatical liegen vor mir und ich bin weitgehend unvorbereitet. Die nächsten 2-3 Wochen sind geplant, danach sind alles maximal Ideen & Wunschorte. Diesen Grad an Freiheit habe ich bisher selten erlebt und zudem macht die aktuell für mich schwer fassbare Dauer das ganze noch aufregender.

    Das ganze ist scheinbar so spannend für mich, dass ich für meinen Flug nach Spanien gleich mal vergessen vorab einzuchecken & voilà: wir sagen adieu zu den ersten 55 Euro Reisebudget für den guten Zweck inkl. der routinierten Flüche und Schwüre nie wieder Ryanair zu fliegen.

    In Sant Cugat bei Barcelona lerne ich meine neue Heimat für mindestens Oktober schon einmal ein bisschen zu Fuß kennen. Überraschende erste Erkenntnisse: Maskenpflicht auch auf der Straße. Und: Alle Läden haben zu! Hat die Krise wirklich so hart gewütet? 🤔 später stellt sich raus, dass es lediglich ein lokaler (!) Feiertag war und so schmeckt dann TK-Ravioli als Begrüßung auch hervorragend 💪

    Auf der Fahrt an die Costa Brava noch einmal kurz einen Abstecher nach Aiguafreda zu Carla‘s Mama & Oma. Das mit dem TK-Ravioli haben die beiden scheinbar geahnt und eine Platte Pa amb Tomàquet mit Fuet & Jamón, Tortilla und Apfelkuchen für eine ganze Kompanie gezaubert. Sie finden dankbare(n) Abnehmer - wobei Abnehmer nach diesem “Massaker”eher weniger im engeren Sinne zu sehen ist 😉
    Read more

  • Day 4

    Costa Brava - El Mas Pinell

    July 1, 2020 in Spain ⋅ ⛅ 28 °C

    Entspannter kann das Sabbatical nicht starten. Voller Stolz zeigt mir Carla zum ersten Mal “live” ihre renovierte Wohnung in Mas Pinell. Während Carla den Tag über arbeitet, fange ich an aus den Ideen für die nächsten Monate konkrete Pläne zu machen. Die letzten Nachrichten und Anrufe mit Kollegen tausche ich am Strand mit “Feierabend”-Bier aus - allerdings weniger aus zwingender Notwendigkeit als aus persönlichem Interesse für die weitere Entwicklung und für das gute Gefühl das Projekt geordnet übergeben zu haben. Aber auch damit soll ab heute, am 1. Juli startet mein Sabbatical offiziell, Schluss sein.

    Um mir die Gegend noch schmackhafter zu machen, als sie es ohnehin schon ist, habe ich dann eben Carla’s Weihnachtsgeschenk eingelöst. Ein 30-Minuten-Flug im Leichtflugzeug über der Costa Brava. Was für ein Farben-Spektakel im Sonnenuntergang! Abwechselnd raue Felsenklippen, kleine Buchten und dann den langgezogenen Strand von Pals. Die zig Boote und wahnwitzig in den Fels gebauten, individuellen Villen - natürlich alle mit Pool - zeugen davon, dass wir nicht die einzigen sind denen es hier gefällt, die anderen allerdings offensichtlich tiefere Taschen haben als wir 😅

    Zum Abschluss des Flugs noch zum Abendessen ins Mooma - ein von Apfelbaumplantagen umgebenes Eco-Restaurant mit Spezialitäten rundum Cider. Carla möchte Tapas während ich auf die langsam gegarte Lammschulter bestehe. Gottseidank! Der beste Geschmack seit langem! 😍

    Side fact: Durch die vielen Tage & Wochen Arbeit, die Carla in die Renovierung ihrer Wohnung gesteckt hat, hat sie klare Vorstellungen was wie zu sein hat (Betten bereiten, Küche einräumen, etc.). So schule ich ganz unterschwellig unter Carla’s Argus-Augen auf Housekeeping um. Ein zweites Karriere-Standbein kann ja nicht schaden 😉
    Read more

  • Day 7

    Castell de Montgrí, Girona& Garrotxa

    July 4, 2020 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    Fazit der letzten Tage: Die mediterrane Diät funktioniert bei mir nicht und die Aioli Industrie wird mir wohl noch ein Denkmal setzen.

    Carla zeigt mir jeden Winkel „ihres“ sommerlichen Kataloniens an der Costa Brava und, ja, hier lässt sich‘s aushalten. Was für Thailand-Urlauber die Tempel, sind hier für mich die mittelalterlichen Dörfchen in denen seit 700 Jahren die Zeit stillzustehen scheint.

    Neben den Ausflügen zu kleinen Buchten in der Gegend, die man zumeist nur über den kleinen Küstenwanderweg Cami de Ronda erreicht, klettern wir in einem erloschenen Vulkankrater und besuchen Girona. Hier wird die katalanische Unabhängigkeits-Sehnsucht besonders deutlich. Von jedem zweiten Balkon hängen Plakate die politischen Gefangenen freizulassen, katalanische Flagge oder eine gelbe Schleife 🎗 als Zeichen der Unabhängigkeitsbewegung.

    Auf dem Rückweg eines längeren Laufs hoch zum Castell de Montgrí überschätze ich mich clevererweise beim Sprung über eine Reisfeld-Drainage und knacks mir mein Außenband im Fuß an. Clever so kurz vor der Dolomiten-Tour. Naja ich hab ja noch ne gute Woche zum heilen 🤓👌
    Read more

  • Day 12

    BCN & Sant Cugat

    July 9, 2020 in Spain ⋅ ☀️ 29 °C

    Und zurück geht’s von Mas Pinell an der Costa Brava nach Sant Cugat & Barcelona. Ich lasse es weiter ruhig angehen. Sehr ruhig. Mein Lieblings-Café in Sant Cugat sowie eine anständige Rooftop Bar in Barcelona haben wir ausfindig gemacht; zudem höchst professionell festgestellt, dass der Vermouth aus Girona keine Konkurrenz gegen den aus Barcelona darstellt.

    Beeindruckend für mich auch der unterschiedliche Umgang mit der Pandemie im öffentlichen Leben. Just hat Catalunya eine Maskenpflicht drinnen wie draußen überall auf der Straße eingeführt und (fast) alle halten sich dran. Zudem gibt es Desinfektionsspray obligatorisch am Eingang jedes Geschäftes und in Restaurants gibt es keine Menü-Karten mehr. Es wird am Eingang ein Menü-Barcode übers Handy gescannt und über zumindest in machen Orten direkt per Fernbedienung der Kellner gerufen. Für mich als Teil der Technologie-kritischen Deutschen hat das den Vorteil, dass ich nun endlich mein Telefon als Haupt-Zahlungsmittel mit universeller Akzeptanz etablieren kann.

    Morgen geht’s zurück nach Deutschland. Leider hat die mangelhafte Vorbereitung ihren ersten Tribut gezollt. Mir ist durch die Lappen gegangen, dass Montenegro Ende Juni die Grenze zu Albanien doch wieder geschlossen hat. Sprich: Den Peaks of the Balkan Trip wird es nicht geben. Gottseidank sieht das Marcus, der seinen Flug nach Split schon gebucht hat ähnlich relaxed wie ich. Wir planen aktuell um gen Slowakei, Polen inkl. Erkundung der Hohen Tatra. Let‘s see! 😉👌
    Read more

  • Day 16

    Bonn, Meerbusch & Insbruck

    July 13, 2020 in Austria ⋅ ⛅ 20 °C

    Drei toughe Tage liegen hinter mir seit ich am Donnerstagnachmittag mit dem Flieger aus BCN zurück nach Bonn kam. Die Umzugsvorbereitungen habe ich massiv unterschätzt sodass ich jeden Abend bis 2:00 Uhr „gerödelt“ habe. Trotz der fantastischen Hilfe der Umzugs Taskforce aus Eltern, Flo, Felix, Kuhni und Thommy konnten wir leider nicht alles in einem Rutsch transportieren, sodass wir statt Samstagnachmittag erst Sonntagnachmittag mit finaler Übergabe die Segel in Bonn (vorerst) streichen konnten. Trotz toller 3,5 Jahre in der Wohnung hält sich die Melancholie in Grenzen. Ich merke ich bin bereit für eine Veränderung! 😊

    In einer erneuten nächtlichen Pack-Session habe ich dann gestern für alle klimatischen Möglichkeiten gepackt. Heute morgen Jonathan in Bonn eingesammelt und los geht der nächste Teil des Abenteuers. Der Dolomiten Rundweg in den nächsten 7 Tagen.

    Da uns ein “Durchballern” bis Sankt Ulrich in Südtirol in Italien zu blöd war haben wir noch in Insbruck gestoppt und die Stadt zu Fuß ein wenig erkundet. Jeder zweite Laden ein Outdoor-Laden mit Sale 😍 nur leider haben die Österreicher scheinbar noch ein Privatleben, sodass wir leider um 18:35 erst kurz nach Ladenschluss die Schaufenster von außen betrachten durften. Macht nix: dafür gibt’s ja Rooftop Bars 😜

    Blitz-Fazit zu Insbruck: Klein, super gelegen für Outdoor-Aktivitäten, einige wenige alte, charmante Häuschen (z.B. in der Altstadt) aber auch einige hässliche 70er Jahre Wohnblöcke. Alles in allem: Joaaaaa...

    Nach einer Tour über den Brenner, einer weiteren Pack-Optimierung und einer Flasche österreichischen Rotweins sind Jonathan und ich nun bereit für die Berge! Let‘s Go!!! 💪😁
    Read more

  • Day 17

    Sankt Ulrich & Schlern

    July 14, 2020 in Italy ⋅ ⛅ 9 °C

    Ein grandioser Auftakt der Dolomiten-Wanderung! Insgesamt 1500hm rauf auf knapp 22km bei viel Sonne und wenig Wind!

    Von Sankt Ulrich aus geht’s Stück für Stück 800hm durch Wald und Wiesen. Wir verlassen uns auf Wanderkarte und Instinkt und sind gleich zu Beginn ein bisschen verloren. Zugegebenerweise aber nicht allein aus Dummheit, sondern auch da die Wegbeschriftung zunächst mittelmäßig vorhanden sind und einige Pfade unserer Route durch ein Abfallen des Hanges inklusive der Bäume unpassierbar sind. Egal, von jetzt an wird ab und zu ein Blick auf GPS geworfen und schon geht alles einfach.

    Nach einigen Kilometern erreichen wir ein saftig grünes Hochplateau von welchem uns die ersten Blicke auf die schroffen Felsengruppen der höhergelegenen Berge gewährt wird. Eindrucksvoll! Der Gleichmut & Gelassenheit der grasenden Kühe strahlt eine fabelhafte Ruhe aus. Nach Stärkung kurz vor dem finalen Aufstieg geht’s weiter. Noch einmal 700hm in knapp 2 Stunden bis zur Hütte direkt am Schlern auf 2550m. Wir sind schon etwas platt und kühl aber alles im Rahmen.

    Und der Rhythmus hat sich auch gleich auf Berge eingestellt: Abendessen von 18-19 Uhr und Frühstück von 7:00-8:30. Von jetzt an gibt die Sonne den Takt des Tages vor. Super!
    Wir sind gespannt auf mehr! 😎👌
    Read more

  • Day 18

    Rosengarten & Vajolet

    July 15, 2020 in Italy ⋅ ☁️ 10 °C

    Nach dem saftig grünen Start der Wanderung hat es uns heute in die schroffe Felswelt getrieben. Über langgezogenen Bergkämme und an steilen Geröll-Abhängen geht’s voran. Ab und an das Grün der Täler in der Ferne erahnend und die bedrohlichen Kulissen der Gipfel des Rosengartens und Vajolets über uns. Am steilen Abstieg beim Molignon-Pass müssen wir tierisch aufpassen auf dem losen Geröll keinen falschen Schritt zu tun und in die Schlucht hinabzurutschen. Unten freuen wir uns wie Kinder über Alt-Schneefelder bis uns 10 Minuten später dämmert, dass diese nun einen erheblichen Anteil des Untergrunds unseres Wiederaufstiegs ausmachen.
    Kaum 20 Minuten nachdem wir erschöpft an der Schutzhütte Vajolet für die Nacht einchecken beginnt der Starkregen und hört auch für Stunden nicht mehr auf. Welche ein Glück! In der Hoffnung auf besseres Wetter morgen gönnen wir uns erstmal eine heiße Dusche und einen Liter Pfefferminztee!
    Read more

  • Day 19

    Rotwand-Umrundung

    July 16, 2020 in Italy ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute haben wir kaum Strecke gemacht aber dafür die Rotwand-Gruppe einmal umrundet. Anfangs eine etwas anspruchsvollere Kletterei über den Coronelle-Pass und das Tschager Joch und anschließend durchweg die Berge links und das Tal rechts. Mittlerweile haben wir Gämse, Murmeltiere und Edelweiß sehen können. Zudem könnt‘ ich schwören bei einer Pause auf einer Wiese im Wald hinter uns einen Bären gehört zu haben. Vermutlich kompletter Unsinn aber in dem Augenblick hat‘s gereicht, um fix aufzubrechen. Später stellt sich heraus, dass tatsächlich vier Bären aktuell in Südtirol unterwegs sind. Egal, wir sind auch nach dem dritten Tag sicher an der Hütte, angekommen, können unsere Klamotten im Waschbecken waschen und danken dem Hüttenwirt für die bereitgestellten Liegestühle. Die erste Nacht knapp unter 2000 Metern und man merkt den Temparaturunterschied. Cheers auf die untergehend Sonne und die heutige Tour mit einem alkoholfreien Weizen!

    Übrigens: Wer hier „Schneewittchen“ bestellt kriegt heiße Milch mit Eierlikör. Herrlich! 😅
    Read more

  • Day 21

    Plattkofel & Pordoi-Scharte

    July 18, 2020 in Italy ⋅ ⛅ 8 °C

    Vorgestern war Waschtag. Dringend nötig bei 7 Tagen on Tour und leichtem Gepäck 😉
    Leider sind die Klamotten trotz professionell improvisierter Wäscheleine im Zimmer nicht getrocknet. So ziehen wir die halbnassen Klamotten zum Frühstück unter die Winterjacke an und heizen uns mit einigen Kaffees von innen auf. Dann auf bei viel Sonnenschein. Super ist der Typ im Bagger im (!) Fluss, der alleine fette Hinkelsteine aus dem Flussbett zur Befestigung des Weges zur Seite schafft. Bauch rein, Brust raus beim Vorbeiwandern bei so viel Männlichkeit 😅
    Nach einem toughen aber sehr grünen und nassen 700m Aufstieg entlang eines Baches mit vielzähligen Wasserfällen von den unmittelbar überragenden Klippen hoch zum Camerloi-Pass steigen wir begleitet mit starken und arg kühlen Fallwinden aus höheren Gefilden wieder ab. Vorbei an einer Schafherde und einer Gruppe Esel. Wir wurden lautstark vom Chef-Esel begrüßt dessen vielzählige Begattungsversuche der Jung-Stuten allerdings nicht erfolgreich waren...übrigens: ein kastrierter Esel-Hengst heißt Macker 😅

    Nach einem tollen sonnigen Kaiserschmarrn-Mittagessen und einer Nacht in der frisch renovierten und super geführten Plattkofelhütte ging’s heute gen Podoi. Erst über einige viel frequentierte, einfache „Wanderer-Autobahnen“ mit Tagestouristen, dann entlang einer durch Motorrad-Kamikaze-Kollegas recht gefährlichen Serpentinenstraße und final 850 Höhenmeter rauf die Pordoi-Scharte. Reiner Schotter und 45 Grad Steigung. Scheiße war das anstrengend. Hier oben wirkt alles wie einer Mondlandschaft entsprungen. Unsere Hütte auf 2850m ist von Schnee eingebettet. Da die alternative Boe-Hütte wegen Renovierungsarbeiten noch geschlossen hat ist hier high-noon. Erste Nacht in einem Schlafsaal. Die Corona-Abstandsregeln gelten vermutlich über 2500m nicht mehr 🙈

    Mit Blick auf die Reviews der Puez-Hütte für die finale Nacht vergeht uns die Laune dort den Abschluss der Dolomiten-Wanderung zu begehen. Wir planen um und versuchen morgen schon zirka 25km zurück zum Auto zu wandern und dann eine Detour über Udine zu nehmen. Das gibt uns nicht nur die Möglichkeit Udine auszuchecken, sondern auch noch zum Canyoning nach Bovec, Slowenien zu fahren. Let‘s see! 🤓👌
    Read more

  • Day 22

    Grödner Joch & Puez Gruppe

    July 19, 2020 in Italy ⋅ ☀️ 14 °C

    Der heutige Tag wird Jonathan und mir noch lange im Gedächtnis bleiben - als Tag unserer Beinahe-Preisträgerschaft des Darwin-Awards...

    Reflektierend wohl aus Ignoranz, Überambition, Technologiehörigkeit (Komoot) und Selbstüberschätzung übersehen wir geflissentlich alle großen Warntafeln und beginnen in das Mittagstal abzusteigen. Sowohl die Schlucht-Klippen zu beiden Seiten, als auch der Untergrund, ein Altschneebrett,sind wahnsinnig steil und bieten praktisch kaum Halt. Nach etwa 100 Metern soll eine Klippe folgen deren Tiefe wir von oben nicht abschätzen können. Wir halten inne, fragen uns, ob wir richtig sind und steigen dennoch die ersten 50 Meter ab. Jeder Fehltritt, jedes Ausrutschen auf dem seifigen Schneebrett würde ein Abrutschen in den Abgrund bedeuten. Völliger Wahnsinn - was uns langsam auch zu dämmern beginnt. Adrenalin pumpt ein und das Herz rast. Wir wollen umkehren und schlagen Stakkato Fuß- & Fingerspitzen in den konturlosen Schnee, um die zirka 50 Meter wieder aufzusteigen. Eine gefühlte Ewigkeit. Oben angekommen realisieren wir die Torheit und taumeln statt trekken entlang des richtigen Weges. Das war richtig knapp!

    Ausgerechnet heute stehen dann die härtesten Abstiege an. Während der am Gördner Joch mit vielen Seilen und Trittstufen technisch für uns anspruchsvoll ist, nervt uns der finale Abstieg im Puez Nationalpark vor allem wegen des instabilen Gerölls auf dem man erneut kaum Halt findet.

    Keine zwei Stunden nach unserem Fauxpas am Mittagstal hören wir dann Schreie und Wimmern etwas unterhalb der Kletterpassagen am Grödner Joch. Eine italienische Familie nahm den Aufstieg, doch aus uns unerklärlichen Gründen kletterte die Mutter ab des Weges 10 Meter hoch in ein Geröllfeld. Mit Blick in den Abgrund geriet sie in Panik, unfähig sich rechts noch links nach Halt zu strecken. Nach Rücksprache mit den Kindern wissen wir, dass sie kein Englisch spricht. Versuche ihres Ehemanns und anderer junger italienischer Bergwanderer zu ihr zu gelangen scheitern wegen des allzu losen Untergrundes. Sie rutschen immer wieder ab und treten Steine los, die dann gefährlich nah an den Köpfen anderer, die Schlucht erklimmender Bergsteigern vorbeidonnern. Kein Netzempfang, also keine Chance auf direkt Hilfe der Bergwacht. Wir verharren 15 Minuten ohne Einfall, können lediglich die Kinder aus der Schussbahn der Steine nehmen und versuchen gut zuzureden. Als weitere italienisch-sprachige Bergsteiger kommen verstehen wir, dass wir nun eher im Weg stehen, als Hilfe zu sein und entscheiden abzusteigen. Ein nagendes Gefühl der Nähe und Empathie gepaart mit Hilflosigkeit. Wir sind emotional durch. Und ein Blick auf die Routenplanung verrät uns: noch knappe 20 Kilometer.

    Wir kehren ein. Italienische Nudeln erwecken die müden Geister wieder, sodass Erlebniswille und Ambition neu geweckt werden. Wir ziehen es durch und kommen nach über 10 Stunden Tour, mehr als 30 km und guten 3000 Metern überbrückter Höhe völlig platt am Auto an, das -gottseidank- die Woche unentdeckt und unbeschadet in der Tiefgarage des Hotels überlebt hat. Die Belohnung der Strapazen des Tages: Snackattacke im lokalen SPAR, Pizza und die Aussicht auf eine heiße Dusche & herrlichen Espresso in Udine (nach 4 Stunden Fahrt zumeist über enge italienische Serpentinenstraßen).
    Gute Nacht!
    Read more