Satellite
  • Day 251

    Wer ins Paradies will...

    August 12, 2021 in Nicaragua ⋅ 🌧 26 °C

    ... muss leiden!
    Zu gut erinnern wir uns noch an die Frage des Grenzbeamten, der wissen wollte, wo wir überall hin reisen möchten. Als wir von den Corn Islands sprachen, erhellte sich sein Gesicht, ein Grinsen bis über beide Ohren machte sich breit und er antwortete grob übersetzt "Wow, wunderschön!“. Sicherlich hat er dabei nicht an die Anreise dorthin gedacht... Oder er ging davon aus, dass wir den kurzen, aber verhältnismäßig teuren Flug nehmen.

    Jedenfalls startet nun endlich das Abenteuer Corn Islands. Und natürlich entschieden wir uns für die super günstige und wesentlich "lokalere" Anreise per Bus und Fähre anstatt des Fluges. Die Odyssee beginnt mit einer 8 stündigen Fahrt im Chickenbus von Managua nach Bluefields. Nach etwa der Hälfte im Bus verflog die anfängliche Euphorie. Zugegeben die unbequemen Sitze, der Wechsel von heiß und kalt wegen geschlossener Fenster bei Regen, die löchrigen Straßen, all die verschiedenen Gerüche und zunehmende Magenproblemen bei Robin trugen erheblich dazu bei, dass die 8 Stunden mehr und mehr zur Qual als zu einem unvergesslichen Abenteuer wurden. Doch schließlich erreichten wir unser Ziel - Bluefields! Von einem Ort gelegen an der Karibikküste erwartet man irgendwie automatisch schöne Strände, einen angenehmen Flair, Palmen und und und... Nichts da! Bluefields ist stattdessen der Ort, an dem man eher nicht sein möchte - laut, trotz Küste keinen Strand, hässlich und sage und schreibe noch dreckiger als jede zentralamerikanische Stadt, in der wir vorher jemals waren. Da die Fähre zu den Corn Islands allerdings nur drei Mal die Woche fährt, dürfen wir uns sogar länger in dieser tollen Gegend aufhalten, als uns lieb ist.

    Zwei Tage später ist es dann aber endlich soweit und wir können auf die Fähre in Richtung Karibikparadies. Man empfahl uns besser früher da zu sein, denn die Plätze seien recht schnell belegt. Doch als wir knapp 2 Stunden vor Abfahrt bei der Fähre sind, ist diese schon völlig überfüllt. Mit ach und krach finden wir zu unserer Verwunderung ganz vorne links noch freie Plätze auf einer Bank, die wir gerne belegen. Warum diese Plätze noch frei waren, sollten wir später noch erfahren. Doch zunächst können wir das wilde Treiben am Hafen für die folgenden zwei Stunden beobachten. Mehr und mehr Leute strömen herbei, LKW-Ladungen mit allem was man auf einer Insel gebrauchen kann treffen ein und werden verladen, Unmengen an Postsendungen werden abgegeben... Schon nach kurzer Zeit ist das kleine Schiffchen, das seine besten Tage sowieso schon lange hinter sich gelassen hat, hoffnungslos überfüllt. Mit etwas Verspätung geht's dann los und wir können unser Glück mit den Sitzplätzen kaum fassen, doch schon bald vergeht uns das Lachen. Denn in dem Moment, in dem wir aufs offene Meer hinausfahren und die Wellen größer werden, wird es auch feuchtfröhlich auf der Fähre... Und zwar wo? Genau - dort wo wir sitzen! Nach kurzer Zeit flüchten unsere ebenfalls eher nicht nicaraguanischen Sitznachbarn. Doch das Problem bleibt: wohin, da die Fähre bis unters Dach und darüber hinaus mit Menschen und Fracht vollgestopft ist. Wir bleiben tapfer sitzen und schützen uns mit unseren Regenjacken und den Schwimmwesten vorm ertrinken. 😅 Nach etwa 6 Stunden ist das Spektakel vorbei und wir verlassen völlig durchnässt und erschöpft unsere Plätze.

    Hier sind wir nun... Im Paradies so sagt man. Noch fühlt es sich nicht so an!
    Read more