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  • Day 12

    Warum und Fazit

    September 15, 2020 in Denmark ⋅ 🌙 19 °C

    Warum bitte läuft Frau in Ihrem Urlaub 120 Kilometer um eine Insel, statt im Strandkorb zu chillen?

    Weil Frau es kann!😂💪🏻

    Es hat doch jeder so eine Liste (Bucket List/ Löffelliste/ Things I want to do before I die), mancher einfach nur im Kopf abgespeichert, mancher akribisch aufgeschrieben.

    Ich hatte für mich so etwas wie den Jakobsweg auf dem Plan. Nicht, weil ich den Spuren Hape Kerkelings folgen wollte oder auf einen Selbstfindungstripp muß, ich wollte einfach diese Herausforderung. Schaffst ich das, mehrere Tage hintereinander einfach nur zu laufen. Ich hatte mich mal ausgiebig mit dem Camino Portugues beschäftige, von Porto nach Santiago de Compostela. Der Jakobsweg schien mir aufgrund der Infrastruktur perfekt für so eine Wanderung. Ich wollte ja kein Zelt mitschleppen.
    Gegen den Jakobsweg hat dann die Menschenmenge gesprochen, die auf diesem Weg jährlich unterwegs ist. Darauf hatte ich keine Lust.
    Da in diesem Jahr dieses kleine Virus meine Pläne komplett durchkreuzt hatte, meine anderen Ideen sich als zu kostenintensiv herausstellten, ist mir irgendwann ein Artikel über den Küstenweg in die Hände gefallen.
    Perfekt für das erste Mal, gute Infrastruktur, immer am Meer😍 entlang.
    Es hatte sich sogar noch tolle Gesellschaft für dieses Abenteuer ergeben, also auf nach Bornholm.

    Dann steht natürlich die Frage der Organisation. Trage ich mein ganzes Gepäck mit und suche mir am Ende der Tagesetappe ein Hotel oder suche ich mir eine Homebase und starte täglich von dort nur mit Tagesrucksack.
    Manche Orte sind so klein, da gibt es weder Hotel noch Pension, wir hätten am Ende des Tages auch in den Bus steigen müssen, um zu einem Bett zu kommen. Die Insel ist voll von Ferienhäusern. Also haben wir uns für eine Homebase in einem Ferienhaus entschieden und sind täglich von dort gestartet. Das Auto immer am Startpunkt ( =Endpunkt des Vortages) abgestellt und am Ende unserer Etappe mit dem Bus dorthin zurückgekehrt.

    Bus fahren auf Bornholm:
    Grundsätzlich sind die Orte auf der Insel mit dem Bus gut zu erreichen. Allerdings nicht in einer Taktung wie die Berliner S-Bahn. Wenn wir Pech hatten, mussten wir auch mal eine Stunde warten, bis der nächste Bus kam. Und oft gab es die letzte Verbindung gegen 17 Uhr. Das hat uns ein wenig abhängig gemacht unsere Ziele so zu planen, dass der letzte Bus noch zu erreichen war.
    Den Fahrplan gibt es nur Online und in Zeiten von Covid-19 gibt es in den meisten Bussen kein Ticket beim Busfahrer. Das kauft man entweder auf Vorrat in der Touristinfo (Velkommcenter) in Rønne oder über die App Rejseplanen (Fahrplan/ Tickets auch in deutscher Sprache).
    Wir waren immer die Einzigen an der Bushaltestelle, das verunsichert manchmal, wenn du mitten im Wald an der Straße einfach nur einen Pfosten mit einem kleinen gelben Schild hast, auf dem ein Bus abgebildet ist. Fährt hier wirklich ein Bus....? Der Bus kam immer wie in der App angezeigt und sehr oft hatten wir den großen Bus für uns allein.
    Ganz günstig ist Busfahren auf Bornholm nicht. Wir sind täglich einmal Bus gefahren und haben knapp 76€ für Bus-Tickets ausgegeben in diesen acht Tagen.
    Trotzdem fand ich es so perfekt gelöst.

    Würden ich ich genauso wieder machen?

    Wir sind der Etappenempfehlung von Bornholm.info gefolgt. Hier wird der Weg in sieben Etappen aufgeteilt. Schon am Tag zwei haben wir gemerkt, das dass stressig wird, wenn wir auch die Highlights am Wege mitnehmen wollen, die Ausblicke genießen wollen und dann den letzten Bus noch schaffen wollen. Wir waren acht Tage unterwegs, mit einer Mammutetappe von 30 Kilometern.
    Mit meinem heutigen Wissen, würde ich mir mehr Zeit nehmen und einen Ruhetag einbauen. Mehr Zeit um die kleinen süßen Orte zu erkunden, mehr Zeit um auch die Highlights abseits der Küste zu entdecken und ich würde die Etappen pro Tag auf 15- 18 Kilometer maximal festsetzen und den Weg mehr genießen.

    Mit dieser Erfahrung kann ich ja jetzt die nächste Weitwanderung in Angriff nehmen. Vielleicht mal was mit ein paar mehr Höhenmetern 😉. Will jemand mit?

    Erstaunt hat mich wirklich, was unser Körper (der täglich 8 Stunden am Schreibtisch sitzt) doch leisten kann und vor allem wie schnell er sich auch erholt.
    Und ja auch ich hatte mehr als einmal in diesen acht Tagen die Frage in meinem Kopf „Was genau mach ich hier eigentlich?“ und „Wo fährt der nächste Bus?“ oder „Warum bleiben wir jetzt nicht einfach in diesem Café sitzen?“ bevor das Tagesziel erreicht war.
    Es war trotz mancher Anstrengung eine tolle Erfahrung mit großartigen Ausblicken und durch völlig unterschiedliche Landschaften.

    Auch wenn es keinen Preis zu gewinnen gab und keine Urkunde oder ein Feuerwerk in Rønne uns erwartet hat, sind wir schon ein wenig stolz es geschafft zu haben. Und wenn ich mir die Insel auf der Karte ansehe fühlt sich das so unwirklich an, da bin ich überall lang gelaufen.
    Jetzt war ich überall an der Küste zu Fuß und weiß, wo es besonders schön ist. 😊
    Definitiv werde ich diese Insel nochmal besuchen.

    Übrigens hatten wir am Ende 139 Kilometer auf der Uhr.

    Wer es übrigens ganz low budget mag. Wildcampen ist in Dänemark verboten, es finden sich auf dem Weg aber Shelter, kleine Schutzhütten, zum Teil an traumhaften Plätzen. Einfach Isomatte und Schlafsack rein und schlafen bei Meeresrauschen.
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