Satellite
  • Day 8

    Abschied und Erkenntnis

    June 5, 2018 in Ireland ⋅ ⛅ 14 °C

    Letzer Tag, Abreise.
    Wieder einmal stelle ich fest, wie schwierig es ist, hier normale Brötchen zu kaufen. Erst am Flughafen konnte ich ich welche zusammen mit den Oliven vom Vortag essen (mmhh, lecker... vor allem am frühen Morgen...). Dann ging es schnell zum Gate, gefühlt am anderen Ende des rundlich gebauten Terminalgebäudes. Vermutlich entschied man sich für eine Halbkreisform, damit man den langen Weg nicht erblicken kann. Rechtzeitig angekommen, wurde dieses Mal zumindest im Vorfeld durchgesagt, dass sich der Start unseres Fluges um etwa eine Stunde verspäten wird. So blieb mir jedoch Zeit, die letzten Tage meiner Reise Revue passieren zu lassen.

    Die vergangenen Tage haben eigentlich alles beinhaltet, was ich mir vorgestellt habe...nur anders. Von Trunkenheit bis Selbstfindung, von absolutem Frust bis ehrfürchitger Erhabenheit konnte ich alles erleben. Ich habe wieder Menschen getroffen, die mir in Erinnerung bleiben werden. Ich habe mit nur einem Rücksack bestückt den südlichen Teil Irlands erkundet, auch wenn nicht alles so leicht von der Hand ging und am Ende manches anders ablief als gedacht. Mir kam dabei folgende Erkenntnis: man muss die Dinge manchmal einfach nehmen, wie sie kommen. Meistens wird alles anders als gedacht, doch ergibt sich dabei auch immer eine neue Gelegenheit. Diese Einsicht bringt ein Stück mehr Gelassenheit mit sich. Ein wenig Planung und Recherche im Vorfeld kann trotzdem auch hilfreich sein und einem das stundenlange Suchen nach Haltestellen ersparen.

    Erwartungen wurden vor allem auf dem Land übertroffen, sodass ich gerne wieder zu den Gegenden vom südwestlich gelegenen grün aufblühenden Kerry und dem im Nordwesten befindlichen rauen, aber sanftmütigen Connemara zurückkehren möchte. Auch die Städte mit ihren Pubs haben es mir angetan, wenngleich durch die vielen Besucher aus dem Ausland, wie ich selbst einer bin, die urtümliche Atmosphäre nicht ganz zum Tragen kam.
    Außerdem gefielen mir besonders gut die Hostelunterkünfte in Dublin und Killarney, welche nicht nur eine Unterkunft, sondern auch Infos und Veranstaltungen für Rücksackreisende wie mich anbieten.

    Während mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, sprach mich eine ältere Frau an, welche sich mit ihrer Gruppe, bestehend aus ihren ältesten Freundinnen und zwei ihrer Töchter, zu mir und einer anderen Frau setzte, mit der ich mich während des Wartens unterhalten habe. Diese ältere Frau sollte am nächsten Tag, in einem Zeppelin über den Bodensee schwebend, ihren achzigsten Geburtstag feiern. Und trotz der vielen Menschen in ihrem Leben, die sie bereits, wie sie mir erzählte, verloren hatte - darunter auch einige ihrer Kinder oder Ehemänner - schien sie mir in diesem Moment der glücklichste und lebensfreudigste Mensch auf der Welt zu sein. Ähnlich wie ich hatte sie und ihre Gruppe Irland mit dem Bus erkundet und mir dann ihre Sicht auf die Welt erklärt: "Was bringt es mir, in meiner Vergangenheit zu verweilen? Man darf nie seine positive Lebenseinstellung verlieren, auch wenn es mal schwierig wird! Dann hat man ein gutes Leben." Mit diesen Worten stiegen wir kurz darauf in den Flieger und ich blickte auf die letzte Woche zurück und wusste, diese Frau hat absolut recht.
    Read more