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  • Day 5

    Steilküsten und slawische Wurzeln

    June 27, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 21 °C

    Von Hochwart über Oldenburg, Heiligenhafen und die Fehmarnsundbrücke nach Burg auf Fehmarn; 63 Kilometer, ca 350 Höhenmeter.

    Der markierte Fernradweg führt uns gleich hinter Alt-Hohwacht auf Feldwegen und Bohlenbrückem durch das Naturschutzgebiet „Sehlendorfer Binnensee“. Bereits in Sehlendorf verlassen wir den offiziellen Radweg und fahren auf einem Feldweg hinunter zum Meer, wo wir einen schmalen Wanderweg entdecken, der parallel zur Küste verläuft. Auf steilen Pfaden geht es an der Steilküste bergauf und bergab. Zahlreiche Hindernisse müssen überwunden werden, Wurzelrampen, Bachläufe im Tal etc. Auf den Klippenwegen wird es wieder sehr eng, rechts ein Stacheldrahtzaun und links der steile Abgrund. Alles nicht ganz harmlos. Unser Anspruch eines küsten- und grenznahen Tourverlaufs stellt hohe Anforderungen an Mensch und Material. Die schweren und breit ausladenden Gepäcktaschen machen unser Fortkommen, teilweise im hüfthohen Grad nicht unbedingt leichter. Wir nehmen die Herausforderung an, gelangen auch dieses Mal unverletzt über die abschüssigen Steilküstenabschnitte.

    Kurz vor dem Weissenhäuser Strand treffen wir wieder auf den Ostseeradweg, der hier wieder entlang des Küstenstreifens verläuft. Hier steht auch das Bootshaus Weissenhaus (Teil des Grand Village Resorts) aufwändig und architektonisch sehr ansprechend renoviert direkt am Strand (und am Radweg). Wirklich eine Kaffeepause wert, herrlicher Blick auf die Ostsee!

    Wir bleiben an der Küste, fahren teilweise auf der Deichkrone. Bei einem Campingplatz vor dem Truppenübungsplatz Putlos ist der Weg zu Ende. Der militärische Sicherheitsbereich zwingt uns wieder ins Landesinnere. Auf dem Ostseeküstenweg fahren wir nach Oldenburg in Holstein. Historisch ist die Stadt wegen ihres deutlich sichtbaren Bodendenkmals, einem slawischen Ring- bzw. Burgwall bekannt. Bereits seit der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts war die Stadt durchgehend besiedelt. Hier mischten sich heidnische und frühe christliche Geschichte. Es entstanden frühzeitig christliche Bistümer auf slawischem Gebiet. Die St. Johannis Kirche gilt als die älteste Backsteinkirche Nordeuropas.

    Von Oldenburg geht es zunächst auf dem offiziellen Radweg Richtung Heiligenhafen. Ungefähr drei Kilometer nach Wandelwitz verlassen wir diese Route wieder, fahren nach Neuteschendorf und dann hinunter ans Meer zu einem Leuchtturm und einem großen Campingplatzareal. Hier liegt auch das Ende des Truppenübungsplatzes Putlos. Nach längerem Suchen finden wir tatsächlich einen Trampelpfad der über die Steilküste in der Region „Johannistal“ verläuft. Die nächsten neun Kilometer sind zwar spannend und anstrengend, erlauben uns aber auch wunderschöne „Grenzerfahrungen“ und Landschaftserlebnisse. Bei einem Leuchtturm kurz vor Heiligenhafen sind wir wieder zurück auf gesicherten Wegen.

    Wir fahren zunächst nach Steinwarder, Mittagessen am Fischereihafen

    Weiter geht es am Meer entlang, später bei Lütjenbrode am Ostseeradweg, der uns zur Fehrmarnsundbrücke bringt, die wir überqueren. Auch ein Highlight des Ostseeküstenradwegs mit Ausblick auf Insel und Meer. Die Tage des 25 m hohen und ungefähr ein Kilometer langen Bauwerks sind angeblich gezählt. In einigen Jahren soll ein Tunnel gebaut werden. Tunnel statt Vogelflug heißt dann das Motto.

    Fehmarn ist übrigens auch ein slawisches Wort. „Fe mer“ bedeutet slawisch "am Meer gelegen".
    Auf der Insel fahren wir über Wulfen am Burger Binnensee entlang nach Burgstaaken und dann zu unserem Hotel in Burg. Kurzer Trip in die attraktive Altstadt: reich verziertes Fachwerk am Rathaus am Markt, Senator-Thomsen-Haus, für viele das schönste Haus auf Fehmarn.
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