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  • Day 90

    Wie 31 Stunden im Bus wie im Nu vergehen

    November 25, 2014 in Argentina ⋅ 🌬 15 °C

    Nach Feuerland sollte es wieder schnellstmöglich ins Warme gehen, sprich gen Norden: Puerto Madryn und die Pinguine waren das nächste Ziel. Dafür kann man schon mal 30 Stunden Busfahrt auf sich nehmen :)

    Um vier klingelte also der Wecker und nach kurzen Verwirrungen, von welchem Parkplatz denn nun der Bus fahren sollte (einen Busbahnhof gab es nicht), waren wir Punkt fünf abfahrbereit. An dieser Stelle möchte ich mal darauf hinweisen, dass die Busse in Südamerika - dass ja bekannt ist für seine Gelassenheit - pünktlicher sind als die Deutsche Bahn...

    Wie auch immer. Erst holten wir noch Schlaf nach, obwohl es draußen sogar schon taghell war. Nach etwa zwei Stunden erreichten wir die nächst größere Stadt und wechselten - warum auch immer - den Bus. Außerdem gab es erst mal Frühstück und unsere verbliebenen Speisen mussten auch noch gegessen werden. Obwohl sich Ulli schon gefreut hatte, stand nämlich doch noch ein Grenzübertritt an, da der einzige Weg von Feuerland aufs Festland durch Chile führt. Und nach Chile dürfen keine Früchte und tierischen Produkte eingeführt werden. Das Ganze wird mit Spürhunden und entsprechenden Gepäckscannern streng überwacht. Lieber nichts riskieren ;)

    Nachdem wir dann mittlerweile das dritte Mal nach Chile eingereist waren (so bekommt man einen Reisepass auch schnell voll), wurden die beiden Jungs vor uns in der Reihe auf einmal gesprächig. Ein Argentinier und ein Deutsch-Venezulaner haben unsere (nicht vorhandenen) Spanischkenntnisse gefordert. Ich würde ja schon behaupten, dass mein Spanisch nach dem Sprachkurs nicht soo schlecht war, aber wenn man seitdem nur Englisch und Deutsch spricht, macht es das halt nicht besser ;) Dazu kommt, dass die Argentinier besonders schnell und undeutlich sprechen. Auf jeden Fall hatten wir viel zu lachen und auf einmal waren wir schon an der Fähre, bzw. mussten noch kurz auf sie warten.

    Auf dem Festland setzten wir dann die Reise fort und schwupps waren wir auch schon an der nächsten Grenze. Hier ging das Ganze mal ganz wirtschaftlich zu und beide Grenzbeamten saßen nebeneinander und nicht in unterschiedlichen Gebäuden mit meterlangen Schlangen. Ullis letzte Grenze war somit ein kurzes Vergnügen. Kurze Aufregung kam nur auf, als mir ein Zettel fehlte (was nicht meine Schuld war) und erst diskutiert werden musste, bis ich endlich meinen Pass zurück bekam. Kein schönes Gefühl.

    Lange dauerte es dann nicht mehr und wir erreichten Rio Gallegos. Dort hatten wir eine Stunde Aufenthalt und ich nutzte die Zeit im Supermarkt um noch ein paar Snacks für die nächste Fahrt zu ergattern. Als ich zurück kam, war Ulli ins Gespräch mit einem älteren Künstler verwickelt und da Ulli auch noch in den Supermarkt wollte, konnte ich mal wieder meine (wenig vorhandenen) Spanischkenntnisse unter Beweis stellen. Schwupps war es auch schon sieben und der Bus war mal wieder pünktlich da.

    Nach kurzer Fahrt erreichten wir eine Kontrolle und mussten - warum auch immer - mal wieder den Reisepass vorzeigen. So oft wie heute, mussten wir das noch nie. Blöderweise rollte der Bus danach nur noch aus und gab ungewöhnliche Geräusche vor sich. Ich scherzte noch, dass ich mehr Stoff für diesen Artikel brauche und schon gab der Fahrer bekannt, dass wir zurück fahren um den Bus zu wechseln. Yieha.

    Mit dem neuen Bus setzten wir die Fahrt also fort und mussten tatsächlich nicht noch mal den Reisepass vorzeigen, was tatsächlich erstaunlich ist. Die Zeit nutzte ich um die Fotos zu speichern und eine Auswahl für den Blog zu treffen. Gegen elf fielen mir die Äuglein zu und im extrabreiten Ledersitz schlief es sich echt gut. Selbst das Baby auf dem Nachbarsitz gab keinen Muck von sich.

    Gegen sieben war ich dann mal wach, aber so gemütlich wie es war, döste ich noch weiter. Die Kekse, die es als Frühstück gab, legte ich erst mal zur Seite. Später über kam mich dann doch der Hunger und alles was noch da war - auch die Kekse - fielen zum Opfer.

    An irgendeinem Busbahnhof stoppten wir schließlich und wunderten uns schon, warum so viele ausstiegen, aber unser Ziel Puerto Madryn konnte es noch nicht sein. Schließlich wurden wir doch noch heraus geschmissen und zwar nicht mit einem Redeschwall Spanisch sondern den zwei einfachen Worten 'cambiar bus' (Bus wechseln) - warum nicht gleich so?

    Die letzte Stunde brachte uns also der mittlerweile fünfte Bus der Reise sicher ans Ziel. Und wir hätten glatt noch weiter fahren können ;)
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