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  • Day 106

    Colonia del Sacramento

    December 11, 2014 in Uruguay ⋅ ⛅ 20 °C

    Ja, die Sache mit Uruguay, die war so. Seit der Fußball-WM 2010 war mir das kleine Land in Südamerika mit gerade mal 3 Millionen Einwohner ein Begriff. Stellt euch mal vor Berlin stellt ein Nationalteam, verliert im Spiel um Platz drei gegen Deutschland und stellt den besten Spieler des Turniers. Abgesehen davon soll es super schöne Strände haben und liegt nur eine Stunde von Buenos Aires entfernt. Da musste ich einfach hin.

    Einfach war es allerdings nicht. Wir hätten die Warnungen mal nicht ignorieren sollen. Ursprünglich waren fünf Tage geplant, dann drei und zum Schluss sollte es ein Tagesausflug werden. Die Tickets waren erst zu teuer, dann gar nicht mehr verfügbar, dann nur noch bei einer Fähre, da mussten wir allerdings online buchen und das Internet war zu langsam. Lange Rede kurzer Sinn, nach vielen Rückschlägen hatten Nadine und ich also ein Ticket in der Hand. Beim Check-In hieß es dann noch, der Wellengang sei sehr hoch und wir könnten unsere Tickets zurück geben. Nein, nein, wir wollen doch nach Uruguay!

    Nach einer kalten Stunde auf der Fähre kamen wir also in Colonia an und tja, waren wohl ein bisschen enttäuscht. Es gab Häuser und Straßen, Cafés und Restaurants, braunes Meer und einen Leuchtturm. Was machten wir also? Laufen, essen und aufs Meer schauen.

    Abends liefen wir also zurück zum Terminal und waren kurz irritiert, da sich vor unserem Schalter keine Schlange befand, sondern ein aufgeregter Haufen (Schlange stehen ist hier Volkssport). Und dann erfuhren wir den Grund, die Fähre vorher sei schon nicht gefahren, aber offizielle Informationen hatte es noch nicht gegeben. Gerade die, die die Fähre vier Stunden vorher schon hätten nehmen sollen, waren gelinde gesagt sehr aufgebracht.

    Nachdem die Gruppe also mehrmals laut gerufen und geklatscht hatte um Aufmerksamkeit erregen, tauchte schließlich eine völlig überforderte Mitarbeiterin des Fährunternehmens auf. Das machte die Situation natürlich nicht besser. An dieser Stelle kürze ich mal ein bisschen ab (schön war es eh nicht), nach langem Hin- und Her stand schließlich fest, dass auch eine andere Fähre wegen eines kaputten Fensters nicht fahren kann und die einzige Möglichkeit nach Buenos Aires zurückzukommen die Fähre am nächsten Morgen um 5.30 Uhr war.

    Wir machten also das Beste aus der Situation, holten uns ein Bier, lösten den erhaltenen Gutschein gegen ein Sandwich ein und schauten uns das River Plate Spiel an. Gottseidank wies uns eine Argentinierin darauf hin, dass wir uns hinten in der Ecke registrieren müssen um nicht auf das 11 Uhr Boot zu rutschen. Wenn wir eines in Südamerika gelernt haben, dann ist es keine Fragen zu stellen und die hinterste Ecke zu suchen. Dort trafen wir auf eine Deutsche, einen Schweizer und ein Spanisch-Japanisches Paar, das sich vor 10 Jahren in Leipzig kennengelernt hat und dort lebt. In diesem Fall unsere Rettung.

    Dieser genannte Spanier half uns zu übersetzen und siehe da, wir konnten ein Telefon im Büro benutzen. Wir hatten nämlich für den nächsten Morgen einen Flug nach Iguaçu, den wir auf keinen Fall schaffen würden. Nachdem wir also das Telefon gefunden hatten, die richtige Vorwahl hatten und dann doch noch ein anderes Telefon suchen mussten, buchte uns der Spanier unseren Flug um. Dazu erhielten wir auch noch die Umbuchungsgebühr vom Fährunternehmen bar auf die Hand. Also wir waren erst mal zufrieden. Andere Reisende hatten nicht so viel Glück und verpassten wohl ihre Flüge am nächsten Tag, weil sie nicht mehr umbuchen konnten.

    So suchten wir uns also eine freie Bank, bzw. den roten Teppich der ersten Klasse und versuchten zu Schlaf zu kommen. Mittlerweile war es bestimmt ein oder zwei Uhr nachts. Gottseidank hatte ich aus irgendwelchen Gründen eine Leggins, eine Strickjacke und Socken dabei. Dennoch war es in der großen Halle ziemlich kühl und an Schlaf war erst mal nicht zu denken.

    Schließlich bekamen wir auch schon unsere Tickets, holten uns mal wieder Stempel von den Grenzbeamten und durften auf die Fähre. Diese fuhr nicht nur eine Stunde sondern drei, wodurch wir wenigstens zu noch ein bisschen Schlaf kamen.

    Ja, so war also die Sache mit Uruguay in der Kurzversion ;)
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