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  • Day 84

    Salta - Tolar Grande

    January 29, 2019 in Argentina ⋅ ⛅ 16 °C

    Alles hat mit einem Foto angefangen... Dani ist in einem Blog auf ein Bild gestossen, dass ihn nicht mehr los liess: einen perfekt dreieckiger "Gupf", welcher inmitten einer Salzebene empor ragt. Doch google maps macht uns klar, dass dieses Fotomotiv irgendwo im nirgendwo liegt und es unmöglich gewesen wäre, diesen Gupf in unseren Roadtrip zu integrieren. So haben wir dieses Ausflugsziel wohl oder übel begraben.
    Ganz aus dem Kopf gelöscht war es jedoch noch nicht und so habe ich den Autovermieter aus Gwunder gefragt, ob man da hinfahren könnte. Wie erwartet lautete die Antwort NEIN - der Weg sei schlecht befahrbar und unmöglich ohne 4x4. Aaaber es gäbe 3-Tages-Touren ab Salta. Kaum wieder im Hostel, durchstöberten wir das Internet und haben einige Tourenanbieter gefunden, nun fehlen uns jedoch noch zwei weitere Personen. Kurzerhand konnten wir unsere neuen aargauer Freunde überzeugen und der Tour steht nichts mehr im Wege! Mit unserem Reiseguide Renato und seinem 4x4 Wagen stürzen wir uns ins Abenteuer. Renato ist Argentinier durch und durch - trinkt Mate, kaut den ganzen Tag Coca Blätter und seine Religion ist der Fussball. Mit ihm haben wir nicht nur einen allwissenden Guide gefunden sondern ein Entertainer mir viel Sarkasmus und Humor. Unser Tagesziel ist Tolar Grande, etwa 360km und 6-7 Fahrstunden Richtung Westen. Die Strassen variieren zwischen betoniert, schotterig, sandig und erdig. Auf dem Weg müssen wir - natürlich mit Koka Blätter in aller Munde - den 4560m hohen Pass "abra de alto chorillo" überwinden, was sich in unserern Körper durchaus bemerkbar macht. Nun ist die Puna, so heisst die argentinische Hochebene, erreicht. Wir passieren einsame Dörfer, die Teufelswüste, Salzseen, ausgetrocknete Salzebenen und immer den einen oder anderen Volkan, teilweise schneebedeckt, im Blickfeld.
    Das Dorf Tolar Grande liegt auf 3700m (!), besteht aus etwa fünf Strassen und entstand damals, als ein Bahnhof hier gebaut wurde. Von hier fährt nämlich ein Zug über die Anden nach Chile - leider aber aktuell nur noch für Güter. So steht das Dorf heute ganz im Zeichen der Minen. Tonnenschwere Lastwagen schmücken das Dorfbild und es ist schwierig sich vorzustellen, wie die den Weg von Salta bis hierher geschafft haben. Renato ist besorgt darüber, dass diese Naturschönheiten hier früher oder später der Gier nach Rohstoffen - in diesem Fall Lithium, Gold und Silber - komplett zum Opfer fallen.
    Am nächsten Tag besuchen wir zuerst die "ojos del mar", kleine Seen in der Salzebene. Weiter geht's zum El Arenal, einen Sandhügel, den es zu besteigen gilt. Ich muss passen, die Höhe setzt mir zu. Die anderen 3 krabseln die 300m hoch und werden mit einem fantastischen Panorama belohnt.
    Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum lang ersehnten Gupf, ständig in der Hoffnung, dass nicht plötzlich einsetzender Regen die Strasse unpassierbar macht. Doch wir haben Glück und werden von Sonnenschein und einigen Dekorationswolken begleitet. Von weitem scheint der Cono de Arita (offizieller Name des Gupfs) unscheinbar, schliesslich ragt er nur etwa 200 Meter aus der Salzebene empor. Er sieht aus wie ein perfekter Vulkan, ist jedoch keiner. Renato erklärt uns, dass die Geologen bis heute keine Erklärung dafür haben, woher er kommt und was er genau ist. Seine eigene Vermutung ist, dass er vor Millionen Jahren durch das Aufeinandertreten von tektonischen Platten hierhin verschoben wurde.
    Wie dem auch immer sei, wir erfreuen uns ab seiner Schönheit und können nicht genügend Fotos schiessen. Mit den Wolken im Hintergrund hat er sich heute perfekt herausgeputzt, um sich uns von seiner schönsten Seite zu zeigen. Dani ist begeistert, wir andern auch. Kommt hinzu, dass es hier kaum Touristen gibt und wir die ganzen Naturwunder praktisch für uns alleine haben.
    Am Abend verabreden wir uns mit Renato zum Nachtessen. Er taucht mit seinem Wagen auf und wir sollen einsteigen, es wartet eine Überraschung auf uns. Wir fahren etwa 10 Minuten in die Wüste hinein und müssen dann die Augen schliessen, währenddem er aussteigt. Kurz darauf dürfen wir auch raus und es wartet eine Flasche Champagner mit 4 Gläser auf uns. Da sich leider keine Sterne zeigen wollten, hat er die Überraschung etwas vorgezogen und wir konnten den letzten Sonnenstrahlen gute Nacht sagen.
    Am dritten Tag steht die Rückreise nach Salta an. Renato ist ein toller Fahrer, erfüllt auch den einen oder anderen Fotostopp Wunsch (hauptsächlich von den weiblichen Fahrgästen verlangt) und bringt uns sicher wieder nach Salta. Nun heisst es goodbye, Seraina und Mathias zieht es bereits diese Nacht weiter nach Chile, wir bleiben noch einen Tag hier und planen dann unsere Weiterreise nach Chile.
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