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  • Day 166

    Cuyabeno Reservat - 5 Tage Dschungel pur

    April 21, 2019 in Ecuador ⋅ 🌧 23 °C

    Wo ist meine Kunstdaunen Jacke, die mich in kalten Zeiten so schön warm gehalten hat? Ich durchsuche den ganzen Rucksack, wo ich sie doch eingepackt habe, aber sie ist einfach nicht mehr da. Um alle Eventualitäten auszuschliessen, frage ich im letzten Hostel nach, doch sie ist auch dort nicht. Komisch... Mal die Nacht abwarten, vielleicht werde ich schlauer. Und tatsächlich, am nächsten Morgen ist auch meine Sonnebrille unauffindbar und die habe ich während der Busfahrt in meinen kleinen Rucksack verstaut. Da dämmert es mir langsam, jemand hat sich während der Busfahrt wohl meines Rucksacks bedient! Der Chauffeur meinte noch zu uns, wir sollen auf unsere Rucksäcke aufpassen, da Touristen wohl öfters mal dran glauben müssen. Tja.. zum Glück hatte ich alle Wertsachen direkt bei mir und um die gefälschte Sonnebrille ist es mir auch nicht schade. Der Jacke trauere ich schon noch nach aber wenigstens sind die kalten Zeiten vorbei und mein Rucksack hat wieder etwas Luft!

    Durch kurvenreiche Strassen verlassen wir Lago Agrio und verabschieden uns langsam von der Zivilisation. Zwei Stunden später und (die einen) etwas bleicher, werden wir in Boote verfrachtet, wo uns weitere zwei Stunden Fahrt im Dschungel erwartet. Unser "Abhol" Guide erweist sich als eher stumm und unmotiviert, zum Glück haben wir aber einen Fahrer, der weiss wo die Tiere stecken. Zuerst bin jedoch ich erfolgreich - mono! rufe ich und der Fahrer hält an und lässt uns Zeit, die herzigen Äffchen in den Bäumen zu beobachten. Weiter geht's und plötzlich herrscht Aufregung, wir nähern uns dem Ufer und wenig später haben wir sie alle erspäht, da liegt sie seelenruhig und eingerugelt - eine schwarze Anakonda, wow! Auf dem Weg in unsere Lodge begrüssen uns noch zwei weitere Affenarten (von insgesamt 10, die hier leben), eine weitere Anakonda, eine Echse sowie verschiedene Vögel.
    Wir wohnen für die nächsten 4 Nächte in der Jamu Lodge, gleich am Fluss (einen anderen Zugang gibt es nicht), inmitten des Dschungels.
    Noch vor dem Abendessen steht ein Ausflug in den nahegelegenen See an, wo die Waghalsigen einen Sprung ins Kalte nass tätigen können. Es sei die einzige Lagune, die sicher sei. Wie die Guides wissen, dass es hier weder Krokodile noch sonstige böse Tiere gibt, fragen wir uns besser nicht sondern geniessen die Erfrischung in romantischer Sonnenuntergangsstimmung.
    Beim Abendessen herrscht Aufregung, irgendetwas gibt es am Baun zu sehen. Als Neuankömmlinge sind wir besonders gwunderig und eilen auch zum Baum. Wir stauen nicht schlecht, als dort eine Tarantel (grosse, pelzige Spinne!) nur einen Meter entfernt von uns sich zur Schau stellt. Da werden die coolen Stäcklitiere auf der anderen Seite des Baumes gerade leicht in den Schatten gestellt. Als wir etwas später direkt über unserem Nachbartisch eine weitere Tarantel entdecken, die gerade dabei ist, eine frisch geschnappte Fledermaus zu verspeisen(!), sind wir definitiv im Dschungelcamp angekommen. Was für ein fantastischer Auftakt in unser Abenteuer. Als wir auch den Fröschen mit den wunderschönen Augen Gutnacht gesagt haben, summen uns die Insekten lautstark in den Schlaf.

    Auf die selbe Art werden wir am nächsten Morgen angenehm aus dem Schlaf gerissen. Heute steht ein Besuch beim Schaman (Natur-Heil-Doktor) an. Ich frage Dani, ob er mich verlassen würde, falls der Shaman aussagt ich sei eine schlechte Person - ein eindeutiges Ja kommt zurück. Meine Nervosität steigt. Mit dem Boot holen wie ihn ab und fahren zu seiner "Dschungelpraxis". Dort erzählt er uns, wie Ayuasca, das natürliche, starke Entgiftungs-Gift, funktioniert und wie er Krankheiten erkennt. Ich frage, ob ich auch Shamanin werden könne und überraschenderweise könnte ich das. Wenn ich nicht schwanger bin und meine Menstruation nicht habe, bin ich jederzeit willkommen. Die Ausbildung dauert mehrere Jahre und man darf während und auch danach niemals von schwangeren oder menstruierenden Frauen Essen annehmen, auch wenn es die eigene Frau ist. Er geht nicht auf einzelne Personen ein und somit ist Dani zum Glück nach wie vor mein Freund. Wir lernen zum Schluss noch wie die Einheimischen früher mit einer Art Blasrohr vergiftete Zahnstocher durch die Luft geschossen haben um Tiere zu jagen, bevor es weiter geht in ein Dschungeldorf. In dieser Community stellen wir Yuca Brot her! Zuert ernten wir das Gemüse im Dschungel, bevor es geschält, gewaschen und geraffelt wird. Als nächstes wird es in eine Art "Tasche" eingepackt und ausgewindet, damit alle Flüssigkeit rauskommt. Nun wird es noch ganz fein verribelt (sieht aus wie Mehl) und anschliessend ohne irgendwelche weitere Zutaten auf eineTonscheibe auf das Feuer gelegt. Ca 5 Minuten später ist unsere perfekte Tortilla fertig, wird mit Thonsalat und Reis gefüllt und wir geniessen unser Mittagessen. Ein kurzer Verdauungsspaziergang führt uns zum grössten Baum im Dschungel welcher als einer der wenigen Orten in der Gemeinde Handyempfang bietet. Unser Guide Pedro macht sich mit dem Rest der Gruppe auf den Rückweg, während wir vier noch mit einem kurzen Fotoshooting beschäftigt sind. Wenn wir jetzt nur noch wüssten, welcher Weg zurückführt... jedenfalls nicht unser auserwählte. Auch Pedro hat unsere Abwesenheit wohl bemerkt und ruft durch den Dschungel - happy end!
    Auf der Rückfahrt zur Lodge und dem täglichen Sonnenuntergangsausflug zum See erwarten uns weitere tierische Highlights. Hoch auf den Palmen strahlen 4 blau-gelbe Papageien im wunderschönen Abendlicht um die Wette, was für ein Anblick. Nachdem sie geduldig für unsere Kameras posiert haben, bieten sie eine kurze Flugshow und verschwinden von der Bildfläche. Als nächstes suchen wir die Flussdelphine. Ich kann es kaum erwarten doch diese Show ist nicht ganz so umwerfend. In der Ferne sehen wir sie jeweils für wenige Sekunden, bevor sie wieder im Wasser verschwinden. Nach dem Eindunkeln möchten wir den Kaimanen hallo sagen. Direkt vor einer anderen Lodge werden wir fündig, anscheinend wird er öfters hier gesichtet, da er vermutlich gefüttert wird. Als unser Boot direkt neben seinem Kopf halt macht, lasse ich Dani den Vortritt und geniesse den Anblick von der zweiten Reihe aus.

    Das Abendessen bietet erneut Spannung. Wir dürfen unseren Tisch zuerst auswählen und ein paar Spinnenfreunde in unserer Gruppe entscheiden sich ausgerechnet für den Tisch unterhalb der Tarantel. Ich esse mit meinem Tächlichäppli, sicher ist sicher! Nachdem sie uns beim Essen zugeschaut hat, scheint sie ebenfalls Appetit bekommen zu haben. Sie krabelt langsam den Holzbalken hoch Richtung Frosch. Dieser macht keinen Wank. Mit Feldstecher lehne ich mich zurück und bin gespannt auf die Show. Sie kommt näher und näher und ZÄG, mit gestrecktem Bein direkt auf den Frosch, oh nein armer Frosch😓 doch das Schauspiel nimmt eine überraschende Wende, die Spinne macht einen Rückzieher, der Frosch bleibt am Leben 💪🐸 und ich kann nun endlich mein Dessert geniessen😋.

    Mit Gummistiefel und Regenpellerine geht es am Tag 3 auf die Pirsch. Wir spazieren durch schlammige Pfade voller Insekten, lernen z.B dass man Termitten essen kann und diese wie Karotten schmecken (was der Italiener in unserer Gruppe nach der Degustation bestätigen kann) oder dass man beim Latex Baum etwas Rinde aufritzen muss, damit die weisse Flüssigkeit rauskommt, die süsslich schmeckt und gegen Bauchschmerzen eingesetzt wird (und die Überresten am Finger sich wie Kaugummi anfühlen). Der Rückweg zur Lodge mit dem Paddel Boot ist definitiv anstrender als die Anreise mit de Motorboot. Zum Glück sind Lilian und Manuela so gute Ruderer, so dass die Schwäche der anderen wetgemacht wird (oder doch eher umgekehrt?)
    Einen Teil des Pfades erkundigen wir auf einem Nachtspaziergang erneut. Ganz schön unheimlich! Wir entdecken Spinnen, Spinnen und nochmals Spinnen. (Alessia und Jenni, falls ihr das liest, ich hätte diesen Spaziergang gerne mit euch gemacht:-)) Ab und zu auch Frösche, Heugümper, eine Art Lobster und weitere Insekten.
    Erneut ein erfolgreicher Tag - nebst vielen Insekten haben wir weitere Affenarten, farbige Vögel sowie ein Faultier entdeckt.

    Tag 4 müssen wir früh auf! Um 6h15 verlässt das Boot die Lodge um mit den Vögeln in den Tag zu starten. Sie scheinen jedoch noch nicht so aktiv und präsentationsfreudig zu sein, auch verständlich bei diesem bewölkten Himmel. Spannender wird's nach dem Frühstück, als wir durch enge Dschungelgassen paddeln und dabei den Affen zuschauen können, wie sie von Baum zu Baum die Flusseite wechseln. Einer nach dem anderen nimmt Anlauf und wagt den Sprung, grosses Kino! Wir verlassen das Boot um das Festland zu erkunden und müssen dabei aufpassen, nicht auf die Ameisen Autobahn zu trampeln. Eine Tarantel und eine sich verpuppende Raupe versüssen uns den Spaziergang. Zmittag gibt's heute auf dem Boot und zwar ein echter Dschungel Lunch - Spaghetti Bolognese! Vögel und Affen begleiten uns beim gemütlichen zurückpaddeln zur Lodge.
    Am späteren Nachmittag auf dem Weg zum See thront zuoberst im Baum ein faules Faultier. So majestätisch, man könnte meinen es sei gerade Dschungelkönig geworden! Faultiere haben einen grossen Vorteil gegenüber den anderen Tieren - sie bleiben an Ort und Stelle und man muss absolut keine Angst haben, dass es schon verschwunden ist, kaum hat man es entdeckt.
    Der nächtliche Ausflug ist heute der Suche nach Wasserboas gewidmet. Unsere Hoffnungen sind gering - unsere Freude umso grösser, als Pedro plötzlich mit der Taschenlampe fuchtelt, er hat etwas entdeckt! Unser Boot nähert sich langsam dem Baum, wo die reflektierenden Augen herfunkeln. Da liegt sie auf dem Ast, eine gelbe, lange Boa. Ob sie vor lauter Freude uns zu sehen mit der Zunge züngelt, können wir nicht beurteilen. Das ganze Boot ist begeistert! Weiter geht die Suche und wir werden nochmals fündig. Diesmal sind andere Boote bereits vor Ort, gefundenes Fressen für uns! Diesmal eine weiss graue Boa, die den Ast verziert und sich langsam entlang schlängelt. Auf dem Rückweg sehen wir noch eine dritte Boa, bevor es dann endlich Abendessen gibt.
    Schon steht die letzte Nacht in unserem Dschungelzimmer bevor. Wir verabschieden uns von allen "Haustieren" und geniessen ein letztes Mal das harmonische Einschlafkonzert!
    Mit dem Motorboot fahren wir am nächsten Morgen zurück Richtung Cuyabeno Brücke. So schön wie uns die Sonne vor 5 Tagen begrüsst hat, so heftig regnet es nun heute. 2 Stunden Fahrt in strömenden Regen sorgt dafür, dass wir trotz Regenpellerine heute Abend wohl nicht mehr duschen müssen!

    Morgen folgt das nächste grosse Highlight, wir fliegen auf die Galapagos Inseln und freuen uns unglaublich auf die bevorstehende 8 tägige Kreuzfahrt!
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