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  • Day 75

    Koyasan

    January 16, 2018 in Japan ⋅ ⛅ 6 °C

    Der Berg Koya liegt zwei bis drei Stunden von Kyoto und Osaka entfernt in einer Bergregion, welche bei Touristen noch nicht so bekannt ist und daher als verstecktes Juwel gilt. Das Besondere an der nach dem Berg benannten kleinen Stadt Koya ist die hohe Anzahl an buddhistischen Klöstern (über Hundert, früher waren es mal mehr als Tausend) und religiösen Bauwerken, von denen viele Weltkulturerbe sind.
    Nach unserer Anreise mit Bus und Bahn haben wir zuerst das Gepäck in unsere Unterkunft gebracht. Das Eko-in ist ein buddhistisches Kloster, welches Pilger und andere Reisende recht luxuriös in traditionell japanischen Räumen innerhalb des hübschen Klosters unterbringt. Die mit Tatami-Matten ausgelegten Zimmer sind Wohnzimmer, Esszimmer und Schlafzimmer in einem und werden je nach Bedarf von eifrigen Mönchen umgebaut. Schuhe sind im Kloster nicht erlaubt, statt dessen läuft man mit bereitgestellten Slippern durch die Gänge, um zum Tempel, zum Dusch- und Onsen-Bereich oder zur Meditations-Halle zu gelangen. Wie in vielen anderen japanischen Unterkünften sind auch hier im Zimmer selbst nur Socken erlaubt, die Slipper werden ordentlich angeordnet vor die Tür gestellt. Um auf die Toilette zu gehen, schlüpft man in die bereitstehenden WC-Schuhe, welche diesen Bereich nicht verlassen dürfen.
    Vom Kloster aus haben wir einen Spaziergang durch Japans bekanntesten Friedhof gemacht, den im Zedernwald gelegenen Okunoin. Es gab unfassbar viele Gräber, Mausoleen und Statuen unterschiedlichster Art zu bestaunen. Am Ende des Friedhofs gelangt man zum Tempel der Laternen, Kobodaishi Gobyo, dessen Decke auf jedem Stockwerk und auch über der umlaufenden Galerie dicht an dicht mit Laternen gefüllt ist. Jede Laterne ist einem Verstorbenen gewidmet. Hinter dem Tempel befindet sich der heiligste Ort des Komplexes. Es handelt sich um den Schrein, in den sich der als Vater der japanischen Kultur geltende Kobo Daishi (auch Kukai genannt) im Jahre 835 zur ewigen Meditation zurückgezogen hat. Kukai war Lehrer des Buddhismus, Poet, Maler, Erfinder, Kalligraf und hat eines der bis heute gebräuchlichen japanischen Schriftzeichen-Alphabete gestaltet. Die Legende besagt er wäre am Leben und meditiere noch immer. Zweimal am Tag stellen Mönche ein frisch zubereitetes Essen vor den Schrein, falls Kukai plötzlich hungrig die Türe öffnen sollte. Da es sich bei dem Tempel um einen der heiligsten Orte Japans handelt, war fotografieren leider verboten.
    Danach ging es weiter zu einer auf der anderen Seite von Koya gelegenen Ansammlung von Schreinen, dem Dai Garan. Jeder der wunderschönen hölzernen Schreine ist bereits mindestens einmal abgebrannt und wieder aufgebaut worden, einer davon sogar schon fünfmal.
    Nach dem Ausflug gab es wie in den Klöstern üblich ein vielteiliges vegetarisches Mal, welches in unserem Zimmer serviert wurde. Wir haben viele Arten von Tofu, Suppen und eingelegtes Gemüse probieren können und es war leckerer, als man denkt!
    Zum Abschluss des Tages haben wir noch mit einer Gruppe von ca. 20 Besuchern eine Nachtwanderung auf dem Friedhof gemacht, wo uns einer der Mönche viele interessante Details und Legenden erläuterte und unter anderem die Zusammenhänge zwischen Buddhismus und der Shinto-Religion in Japan erklärte. Die meisten Japaner integrieren beide Religionen in ihren Alltag, was sie aber nicht davon abhält trotzdem im weißen Brautkleid in einer christlichen Kirche zu heiraten ;-)
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