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  • Day 145

    Letzte Überraschungen im Park

    March 27, 2018 in South Africa ⋅ ☀️ 29 °C

    Es war unser letzter Tag im Park. Wir waren bereits überglücklich mit dem, was wir in den letzten beiden Tagen hatten sehen und erleben dürfen. Trotzdem trieb Jana Lennart um kurz nach sechs Uhr aus der Hütte und ins Auto, denn es gab ja noch so viel zu sehen! Und die besten Zeiten für „Sightings“ sind nun mal der Tagesanbruch und die abendliche Dämmerung.
    Wir wollten heute unbedingt die „Big Five“ komplettieren und dafür fehlte uns noch ein besonderes Tier: das Nashorn. Besonders bedeutet in diesem Falle: besonders gefährdet. Nashörner stehen nach wie vor im Fokus von Wilderern. Ihre Hörner werden in China und Vietnam als Potenzmittel verkauft und erzielen Preise von circa 50.000 US-Dollar pro Kilo. Die Verwaltung des Krüger Nationalparks hat daher schon vor Jahren diverse Maßnahmen zum Schutz der Dickhäuter eingeleitet. Dazu gehört auch die Tatsache, dass man über die Nashorn-Sichtungen der letzten Tage (im Gegensatz zu den Sichtungen der anderen großen Tiere) nicht in den Camps informiert wird. Es ist also schwer herauszufinden, wo im Park man die Nashörner gerade findet. Gestern hatten wir daher einen Ranger befragt und er gab uns den Tipp, es im Süden zu versuchen, auf der landschaftlich schönen H10.
    Bevor wir uns auf den Weg machten, führen wir nochmal zu der Stelle wo wir gestern zuletzt das Löwen-Pack gesehen hatten und wir hatten Glück. Die Raubkatzen faulenzten gut sichtbar in der Sonne und wir konnten uns von ihnen verabschieden.
    Den ganzen Tag hielten wir fieberhaft nach den Hornträgern Ausschau. Fahrer (heute Jana) und Beifahrer ließen gleichermaßen wachsam ihre Blicke rechts und links über das Gelände schweifen. Als wir am Anfang der empfohlenen Straße angekommen waren, hatten wir schon allerlei interessante Tiere gesichtet, ein Nashorn war jedoch nicht dabei. Wir fuhren einen Hügel hinauf, bis zu einem Aussichtspunkt. Da es hier erlaubt war auszusteigen, machten wir es uns an dem Ausguck mit unserem Fernglas gemütlich. Lennart entdeckte zwei Elefanten-Herden in der weiten Landschaft, während Jana die Spanier, welche gerade im Ausguck ihr Mittagsbrot aßen, nach Nashorn-Sichtungen befragte. Bei Crocodile Bridge hätten sie ein Nashorn gesehen, sagten sie, da sollen wir es versuchen. Kaum waren die Spanier weg, nahmen ein paar Amis ihren Platz ein. Auch sie wurden befragt. „Südlich vom Skukuza-Camp haben die Ranger die Nashörner zusammengetrieben, um sie besser beschützen zu können“ wussten diese zu berichten. Für diesen Umweg blieb uns allerdings keine Zeit mehr.
    Mittlerweile hatte Lennart in der Ferne etwas Interessantes entdeckt: „Da hinten ist etwas großes graues, was sich langsam bewegt. Es ist definitiv kein Elefant. Ich habe etwas Spitzes am Kopf gesehen, es muss ein Nashorn sein!!!“. Fast 15 Minuten beobachteten wir abwechselnd das einsame Tier durch das Fernglas, während es langsam näher kam. Dann stellten wir fest, dass das Tier tatsächlich zwei Hörner hatte, allerdings seitlich am Kopf. Es war ein einsamer Büffel...
    Wir beschlossen, so schnell wir möglich in das Gebiet um Crocodile Bridge zu fahren, um dort unser Glück zu versuchen. Lennart übernahm das Steuer und wir genossen bei der Fahrt gerade den Ausblick auf die wunderschöne Landschaft, als Lennart eine scharfe Bremsung machte. „Löwen! Da!“ rief er und Jana konnte tatsächlich zwei schlanke Katzen im Busch ausmachen. Sie bewegten sich elegant und leise nebeneinander her und schenkten dem Fahrzeug keinerlei Aufmerksamkeit. „Das sind keine Löwen. Es sind Geparden.“ stellte Jana schließlich fest. Wir hatten also auf der Suche nach Nashörnern zufällig die dritte Großkatzen-Spezies des Parks gefunden, eines der am schwierigsten zu sichtenden Tierarten hier. So ein Glück!
    Nashörner bekamen wir schließlich auch noch zu sehen, und zwar tatsächlich kurz vor dem Camp „Crocodile Bridge“. Sie grasten friedlich und gut sichtbar in der Landschaft. Da wir noch viel Zeit hatten, stellten wir uns an den Straßenrand und beobachteten die Nashörner durch das Fernglas. Sie bewegten sich beim Grasen immer näher an uns heran und am Ende konnten wir das Fernglas beiseitelegen. Die beeindruckenden Dickhäuter waren direkt neben unserem Auto.
    Als wir uns fast eine Stunde später endlich von den Nashörnern losreißen konnten, waren wir kaum 300 Meter gefahren, als wir eine Gruppe Autos am Straßenrand sahen. Noch mehr Nashörner, dachten wir, doch wir lagen falsch. Es war mal wieder eine Löwin, deren Ohren man beim Entspannen im Gras ausmachen konnte. Im Hintergrund näherte sich eine kleine Herde Zebras, welche ausgelassen herumsprang und offensichtlich nichts von der Löwin ahnte. Immer näher kam die Herde und die Löwin blickte schließlich neugierig in die Richtung der Neuankömmlinge. Plötzlich sahen wir weitere Löwenköpfe aus dem Gras herausschauen. Es war ein ganzes Rudel, mit mindestens vier Löwendamen. Alle schauten nun in die Richtung der spielenden Zebras, machten aber keine Anstalten sich an diese heranzuschleichen. Schließlich waren die Zebras bis auf wenige Meter an die Katzen herangekommen und nahmen endlich deren Witterung auf. Die Tiere waren plötzlich ganz angespannt und drängten sich dicht zusammen. 20 Minuten beobachteten wir diese brenzlige Situation, ein bisschen hin, ein bisschen zurück, ohne das etwas passierte. Schließlich schlichen sich die Zebras langsam und sehr wachsam davon. Die Löwen hatten scheinbar gerade erst fette Beute gemacht und waren schlicht zu faul, schon wieder auf die Jagt zu gehen. Glück für die Zebras.
    Nach der ganzen Aufregung und den vielen spannenden Sichtungen des heutigen Tages hatten wir genug. Es war 17:00 Uhr, eine Stunde bevor die Tore geschlossen werden, als wir den tollen Park verließen.
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