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  • Day 136

    Die Südinsel von Neuseeland

    January 18, 2020 in New Zealand ⋅ ☀️ 15 °C

    Von Wellington ging es mit der Fähre nach Picton, auf die Südinsel Neuseelands. Nach aufwendigen Einweisemanövern des Bordpersonals, hatten wir den Camper sicher abgestellt und genossen die 3 1/2- stündige Überfahrt mit schönen Blicken auf die neuseeländischen Küsten und andauerndem Fish & Chips- Geruch - dieses Gericht war offenbar DER Verkaufsschlager an Bord...

    Da es recht spät war als wir auf der Südinsel ankamen, fuhren wir auf einen nahegelegenen "Campingplatz", wo wir unser Auto für wenig Geld auf dem Lkw- Parkplatz abstellen konnten. Jetzt waren wir wirklich im Camperleben angekommen und genossen unser Frühstück auf dem Asphalt gegenüber der Trucker. Es bleibt zur Ehrenrettung dieses Platzes zu sagen, dass es echt günstig und die Sanitäranlagen ausgesprochen sauber waren.

    Am nächsten Morgen fuhren wir in den Norden der Südinsel in den Tasman Nationalpark. Hier das Kontrastprogramm: unser Camper stand im Grünen mit Blick aufs Meer und in der Nacht waren die Sterne so klar zu sehen, dass man sogar die Milchstraße erkennen konnte.
    Auf Anraten des Rezeptionistens machten wir am nächsten Tag eine Fahrt mit dem Speedboot in Richtung Norden die Küste entlang. Das Boot sollte uns gegen 11:15 Uhr absetzen und wir sollten einen Wanderweg Richtung Süden durch den Urwald und an der Küste entlang machen. Dieser Weg sollte ungefähr 4 Stunden dauern, so dass wir um 16 Uhr das letzte Boot zurücknehmen wollten.
    Leider hat die Speedbootfahrerin noch verschiedene Leute abgesetzt und eingeladen, so dass wir statt um 11:15 Uhr um 12 Uhr an unserem Startpunkt des Weges ankamen und die Zeit eng wurde. Wir machen uns zügig auf den Weg, doch die Zeit wurde knapp. Zum Glück, so dachten wir zumindest, gab es eine Abkürzung auf dem letzten Teil der Strecke, denn das Meer geht bei Ebbe so weit zurück, dass man "problemlos" am Strand entlanggehen könne. Es war nur leider schon so spät, dass die Flut langsam wiederkam und die zu überwinden Wasserstellen zu groß waren. Unsere Schuhe und unsere Kleidung wurden also sehr nass und matschig und wir kamen müde und dreckig, aber immerhin pünktlich zur Rückfahrt am Speedboot an. Wir hoffen sehr auf ein kühles Getränk am Strand, aber Natur pur, sowas gibt es hier leider in den seltensten Fällen.

    Unser nächster Stopp war nach sehr langer Fahrt Christchurch. Dort hatten wir einen Campingplatz "in der Stadt" gemietet. "In der Stadt" hieß aber in Wirklichkeit, man musste einen 60- minütigen Fußmarsch hinter sich bringen, um in der Stadt anzukommen, wo - wie so oft- alles ab 17 Uhr zu hatte. So schlenderten wir durch ein paar offene Souvenirshops und sahen uns diese Stadt an, die 2011 von einem Erdbeben fast vollkommen zerstört wurde. Aus diesem Grund sieht man in der Stadt eine fast künstlerische Mischung aus alten Häuserfassaden und modernen, neuen Gebäuden. Wir gelangten zu einem Denkmal für die 185 Todesopfer dieses Erdbebens und waren sehr betroffen, denn für jedes Todesopfer gab es einen weißen Stuhl, der diese Person charakterisieren sollte, wie zum Beispiel einen Kindersitz für das verstorbene Baby, einen Barhocker oder einen Rollstuhl. Die Namen der Verstorbenen und Gedichte, die über Trauer und Verlust handelten, bewegten uns noch mehr.

    Nach kurzem Aufenthalt in dieser Stadt ging es bald weiter zum Lake Tekapo, Lake Pukaki und schließlich zum Mount Cook, dessen mit Schnee bedeckte Spitze schon von weitem zu sehen ist. Wir sahen spektakuläre Landschaften, denn die Seen sind Türkis und stehen im perfekten Kontrast zur schneebedeckten Berglandschaft. Wir kamen zu einem schönen, aber völlig überfüllten Campingplatz und fanden noch einen Stellplatz im Schatten. Wir freuten uns über diesen schönen Ort bis wir aus dem Restaurant wiederkamen und ein sehr nähebedürftiger Camper seinen Van noch irgendwie neben uns auf den Platz gequetscht hatte. Wir hatten also einen sehr engen neuen Nachbarn und auch neue Mitbewohner: Sandflies. Diese kleinen Biester lieben die Dämmerung und beißen kleine, übel juckende Wunden in die Haut. Wir sind übersät davon und haben damit wohl die gefährlichsten Tiere Neuseelands kennengelernt 😂

    Auf dem Rückweg nach Picton hielten wir noch in Kaikoura, auf einem Grusel- Campingplatz mit unheimlichen Dauercampern, mit denen wir auch vorher schon des öfteren Bekanntschaft gemacht hatten.
    Dieser Ort ist vor allem bekannt für seine Walewatching- Touren. Wir waren hin und her gerissen, ob wir eine solche Tour nicht auch machen wollten, denn Wale in Natura hat noch keine von uns bisher gesehen. Aufgrund der hohen Preise und des eher mäßigen Wetters entschieden wir uns dann aber dagegen und fuhren stattdessen an einen Ort, an dem eine Robbenkolonie beheimatet ist. Man konnte über Felsen klettern und überall lagen Robben, die man so aus nächster Nähe betrachten konnte. Natürlich soll man die Tiere weder stören, noch anfassen, aber theoretisch konnte man so nah an die Tiere rangehen, dass man sie hätte streicheln können.... Für mich ist natürlich jetzt die Überlegung, möchte ich lieber einen kleinen Kiwi oder eine dicke Robbe mitnehmen... Am besten eigentlich beides 😍

    Die Rückfahrt nach Auckland war lang und anstrengend und in unserer letzten Nacht als Proficamper hatten wir auch noch das Pech auf einem Mini- Abstellplatz für den höchsten Preis der letzten Wochen unterzukommen.

    Naja, heute sind wir lebend und ohne Unfälle in Auckland angekommen- juhu!!!
    Unser Fazit des Lebens im Camper in Neuseeland: es ist sehr teuer, die Straßen sind wirklich eine Herausforderung, es gibt unzählige Baustellen, dafür aber keine Tunnel, man kommt der Natur sehr nahe und sieht tolle Landschaften, man kommt unfreiwillig auch vielen Campern sehr nahe, man ist unabhängig und Sandflies sind wirklich böse!
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