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  • Day 29

    Rajasthan - over and out!

    September 30, 2018 in India ⋅ ⛅ 26 °C

    Wir sitzen auf unserem Lieblings-Rooftop von Udaipur und bestaunen einen letzten zauberhaften Sonnenuntergang in Rajasthan. Hie und da überziehen Wolken den Himmel, der See glitzert im letzten Sonnenlicht und Udaipur, die weisse und „romantischste“ Stadt Indiens, zeigt sich uns nochmals von ihrer schönsten Seite. Da fällt der Abschied zum Schluss doch noch etwas schwer...

    Udaipur, unsere letzte Destination in crazy Rajasthan, unsere fünfte Stadt in unserem ersten Reisemonat, ist wunderschön. Sie liegt malerisch am Lake Pichola, ist umgeben von Bergen und wird von freundlichen Menschen bewohnt. Und trotzdem mussten wir hier feststellen, dass ein Monat voller Gehupe und Smog, Märkten und verwinkelten Gassen, streunenden Hunden und trägen Kühen, Rooftops und Händlern, Angesprochen-Werden und Smalltalk fürs erste genügen.

    Als erste Gegenmassnahme haben wir spontan einen Roller gemietet, um unseren Abstands- und Bewegungsradius zu vergrössern - was für eine Wohltat! Kein Angesprochen-Werden mehr, nicht mehr nur die immer selben Gassen, stattdessen indischer Verkehr, kleine Dörfer und Natur!
    Der indische Verkehr ist gar nicht so schrecklich, wie es von aussen scheint. Es gibt zwar wirklich keine Verkehrsregeln im herkömmlichen Sinne, dafür wird aufeinander Rücksicht genommen, „vorsichtig“ gedrängelt und die ständige Kommunikation ist die Hupe.
    Und es ermöglichte uns Erlebnisse und Einblicke, die uns sonst verwehrt geblieben wären.

    Als wir an den Udai Sagar Lake wollten, haben wir uns (wieder einmal) verfahren. Da hielt ein junger Inder neben uns und fragte nach unserem Ziel. Einige Kurven weiter waren wir unserem Ziel zwar nicht näher gekommen, fanden uns dafür aber auf dem Boden seines Hauses sitzend wieder, während wir mit Monu - dem jungen Inder - und seinen zwei Schwestern die indische Version von Big Brother schauten. Seine Frau bereitete in dieser Zeit „Cha“, ein traditionelles Getränk, zu und uns blieb nichts anderes übrig, als unsere Schutzengel um Beistand zu bitten und es zu trinken. Es war ein säuerliches Getränk aus - so mutmassen wir - Joghurt, Wasser und einem Getreide. Nachdem auch Monus Mutter sich noch zu uns gesellt hatte gab es die obligatorische Selfie-Session, eine kleine Führung durch ihr Anwesen und eine gezeichnete Wegbeschreibung für uns. Was für eine berührende Begegnung - ganz ohne schmerzende Nachwirkungen!
    Oder der Besuch bei „Animal Aid Unlimited“ einige Kilometer ausserhalb der Stadt - ein Krankenhaus und Hospiz für Tiere. Diese Organisation beherbergt über 700 verletzte oder sterbende Tiere. Die meisten davon Hunde, viele von ihnen mit Verkrüppelungen. Aber auch Kühe, die ab dem vielen unverdaulichen Plastik in ihrem Körper langsam sterben werden. Es war ein berührender, aber auch erschütternder Besuch. Natürlich ist es ein wunderbares Gefühl, einem verletzten Wesen etwas Liebe geben zu können und sich somit weniger hilflos zu fühlen. Aber löst das das Problem von (zu vielen und sich unkontrolliert vermehrenden) streunenden Tieren? Wir haben keine Antwort darauf gefunden und das war der Grund, weshalb wir nicht nochmals zum Helfen hingegangen sind.
    Und das beschreibt vielleicht am besten, was Rajasthan in uns zurücklässt - Zerrissenheit und Berührung, Faszination und Frustration, Liebe und Abscheu, Anziehung und Ekel.

    Und so werden wir morgen in aller Frühe weiterziehen. Mit Dankbarkeit im Herzen und einer Prise Erschöpfung, mit Demut und Erleichterung.
    Weiterziehen in den Norden, immer näher zum Himalaya.
    Kalimpong, we‘re so ready for all the nature you‘ll give us!
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