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  • Day 295

    Irgendwo im Nirgendwo - Yoga im Jungle

    July 26, 2017 in Ecuador ⋅ ⛅ 24 °C

    Bis ich in Tena ankomme schüttet aus strömen...noch bin ich allerdings nicht ganz am Ziel, es fehlen noch so ungefähr 20min mit einem lokalen Bus bis zu meinem Ziel "Wisdom Forest" (eine Yoga Lodge und gleichzeitig ist es auch ein "Reforestation" Projekt, dh werden auf dem ganzen Grundstück unzählige neue Bäume angepflanzt). Neben mir sitzt ein älterer Mann, der mich fast tot quatscht und mir eine Million Fotos seiner Familie etc zeigt. Gefühlt lässt der Bus mich dann irgendwo im nirgendwo aussteigen, langsam wird es auch dunkel und es schüttet immer noch. Als ich den Rucksack aus dem Gepäckfach bekomme, ist er platschnass...auch der Weg dem ich folge, ist nicht besser und ich habe nach wenigen Metern auch nasse Füße. Irgendwie hab ich ein Deja-Vue...Herzlich Willkommen im Regenwald!

    Aber dann seh ich auch schon Licht - ein Haus, aber natürlich ist niemand da, nur ein deutscher Schäferhund und ein Zettel mit einer Telefonnummer und der Nachricht, dass er oder sie im oberen Haus zu finden sind?!? Handyempfang hab ich leider keinen, also nützt mir die Telefonnummer auch nicht viel. Also weiter im Regen suchen, es gibt so viele Wege und ich hab keine Ahnung, welcher wohl zum anderen Haus führen könnte. Nachdem ich sicher 20min rundum geirrt bin, finde ich endlich das andere Haus. Begrüßt werde ich vom Koch Kedarnath. Ansonsten ist zur Zeit keiner da - das kann ja spaßig werden und ich will hier eigentlich eine Woche bleiben um Yoga zu machen und 4 Studen am Tag irgendwelche Volunteering Arbeiten zu machen...Immerhin darf ich die erste Nacht bei ihm im oberen Haus verbringen und muss nicht ganz alleine unten im Volunteer Haus schlafen (ich glaube da hätte ich alleine auch kein Auge zugemacht 🙊)

    Was ich vor meiner Ankunft nicht wusste, das ganze Projekt wird von Hare Krishna betrieben, das hab ich auf der Homepage wohl irgendwie überlesen. Nachdem es kein WLAN oder Handyempfang gibt, kann ich nicht mal was darüber ergooglen, (ich muss nur gleich an "Sekte" denken - wo bin ich hier nur gelandet 😳). Dh ich muss ich halt einfach ganz viele Fragen stellen und das ganze wird super interessant - nicht das mich jetzt einer falsch versteht, ich habe in keinster Weise vor jetzt Hare Krishna zu werden und sie haben auch in keiner Weise versucht mich davon zu überzeugen, aber ich fand das unglaublich spannend und ein paar Ansichten kann ich sogar verstehen, aber viele andere hingegen finde ich einfach nur abgefahren (aber dazu gleich noch mehr)...

    Am nächsten Tag kommen zum Glück noch mehr Volunteers an und ich/wir hatte(n) eine extrem gute Zeit. Jeder Tag startet um 05.30 Uhr mit Mantra Meditation, danach wird über Hare Krishna gequatscht oder einfach philosophiert, bevor dann 90 Minuten Yoga anfangen. Danach hat man sich das Frühstück so richtig verdient...und das wo ich doch schon Minuten nach dem Aufwachen Hunger habe 😂. Vormittags haben wird dann noch ein bisschen "gearbeitet" und nachmittags gabs dann "Workshops". Wir haben z.B. bei einen Rundgang auf dem Grundstück bzw. nur einem Teil davon da es insgesamt 26 Hektar groß ist, alles über die dort wachsenden Heilpflanzen gelernt, haben selbst Schokolade gemacht (angefangen beim Pflücken der Kakaofrucht), mussten Obstbäume Pflanzen (und habe gelernt, dass das definitiv keine Aufgabe für mich ist), sind am "Adventure Day" (den gibt es jeden Freitag) Wasserfälle mit Seilen hochgeklettert, und vieles mehr.

    An unserem freien Sonntag fährt Bagha (der Besitzer des Wisdom Forest) zu einer Hare Krishna Feier nach Quito, auch um einen ganz wichtigen Guru dort einzusammeln. Melina (eine Volontärin aus Köln) ist ganz begeistert und fragt sofort, ob wir mit dürfen. Auch wenn ich erst nicht so begeistert bin, denke ich, wann sonst habe ich die Möglichkeit so etwas hautnah mitzuerleben. Also geht es Sonntags um 03.00 Uhr morgens los bzw. wir sind bereit aber Bagha ist weit und breit nicht zu sehen. Er taucht dann irgendwann um kurz nach 05.00 Uhr auf, er hat seinen Wecker nicht gehört. Der Tag wird wirklich eine spezielle Erfahrung, wir helfen ein traditionell indisches Dessert für alle Leute im Tempel zuzubereiten - soooo lecker. Aber in solchen Mengen und solch großen Töpfen hab ich in meinem Leben definitiv noch nicht gekocht, die ganze rührerei wird so anstrengend, es ist ein richtiges Workout für meinen rechten Arm.
    Nach dem Essen geht die richtige Party los und die Leute fangen wie verrückt an das Hare Krishna Mantra immer und immer wieder zu singen und dazu zu tanzen oder besser: durch die Gegend zu springen! Die Nacht dürfen wir auf Matratzen im Tempel verbringen, natürlich ganz streng Männer und Frauen getrennt. Hab ich schon erwähnt das alle Frauen "Madre" genannt werden?!? Beim ersten Mal hab ich mich fast etwas beleidigt gefühlt- irgendwann gewöhnt man sich dran 😂

    Die Woche ist wie im Flug vergangen, am Ende kann ich nur sagen, die sind schon alle etwas verrückt (aber welche Religion ist das nicht?!?), aber zumindest gibt es bei Hare Krishna immer extrem viel und super leckeres vegetarisches Essen 😍. Und wer kann schon sagen, dass er mit einem Hare Krishna Guru, der irgendwo so zwischen 60 und 70 Jahre alt war, 90 Minuten extrem intensives/fortgeschrittnes Yoga im Regenwald gemacht hat?!?
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