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  • Day 3

    Ein Tag voller Höhen und Tiefen

    June 22, 2019 in Czech Republic ⋅ ⛅ 13 °C

    Heute morgen haben wir erneut schön gefrühstückt und uns gegen 9.00 Uhr Richtung Lift auf gemacht. Es war recht windig und irgendwie kühler als gestern. Um 20 nach 9 waren wir an der Talstation, hatten also noch 10 Minuten Wartezeit bis der Sessellift geöffnet würde.
    Es war bereits merklich mehr los als gestern! Wir konnten uns also darauf einstellen, dass wir die Trails heute nicht alleine haben würden.
    Als wir mit dem Lift zur Bergstation kamen, konnte wir schon den regen Andrang bei dem Bike-Hersteller YT (Young Talents) sehen, der sein Testimonial-Lager dort aufgeschlagen hatten. Chris wollte eigentlich mal ein Test-Bike leihen, aber die Idee haben wir aufgrund der bereits sehr langen Warteschlange und der windigen Temperaturen schnell wieder verworfen.
    Also starteten wir direkt durch auf den Rubin Trail, in der Hoffnung, dass wir den dann vielleicht ein wenig für uns haben würden.
    Wir vereinbarten jeder fährt sein Tempo. Also fuhr Chris vor und ich direkt hinter her, aber schnell war Chris nicht mehr zu sehen.
    Nach ca. 3/4 der Strecke bekam ich immer mehr Wadenkrämpfe, insbesondere die linke Wade machte mir zu schaffen. Als ich mich kurz mal auf den Sattel setzte, um meine Waden zu entlasten, passierte es. Eine Bodenwelle warf mich aus der Bahn und katapultierte mich in hohem Bogen über den Lenker. Mit voller Wucht flog ich rechts des Trails kopfüber und ungebremst auf die rechte Schulter und den Nacken. Autsch! Da war sie: die Strafe für die Selbstüberschätzung! Hätte ich mal auf meine Vernunft gehört und mal eine Pause zwischendurch am Trailrand eingelegt, wäre das sicherlich nicht passiert. Stattdessen fuhr ich weiter aus falschem Ehrgeiz den Rubin in einem durchfahren zu wollen und aus Angst dann jemanden hinter mir zu haben, der mich bedrängeln und zum Anhalten zwingen könnte. Selbst schuld! Nachdem ich mich aufgerappelt hatte, fuhr ich noch ein wenig unter Schock weiter. Die Schulter schmerzte und der Flow war raus! Nachdem ich zwischenzeitlich einen anderen Biker passieren lassen musste, kam ich endlich unten an der Talstation an. Ich war erleichtert, dass ich es überstanden hatte. Unten wartete Chris bereits. Das Entsetzen bei ihm war groß, aber er „schimpfte“ berechtigterweise auch mit mir! Aber jetzt war es nicht mehr zu ändern.
    Ich entschied erstmal auszusetzen und mich zu beruhigen, schickte Chris aber mit dem Lift nochmal nach oben, damit er nochmal fahren konnte bevor es noch voller wurde.
    Als er wieder unten ankam, nahm ich eine Schmerztablette und wir beschlossen auszuprobieren, ob ich fahren kann. Diesmal nahmen wir die blaue Strecke, da wir dort eh keinen aufhalten würden. Ich hatte nämlich beim Warten an der Talstation beobachtet, dass dort viele Anfänger und größere Gruppen hinter einander runter kamen.
    Die meiste Zeit schlug ich mich Wacker, aber sobald viele Hubbel kamen oder ich bremsen musste, war die Belastung auf der Schulter zu hoch und ich hatte Schmerzen. Wie schon geahnt, hatten wir mehrfach Leute vor uns. Meist Familien mit ihren kleinen Kindern. Demnach ging es eher gemächlich den Azur runter, was für mich aber sogar besser war.
    Unten an der Talstation angekommen, wurden wir von einer mega langen Warteschlange vor dem Lift überrascht. Da das Trailfahren für mich wegen der Schulterschmerzen raus war, beschlossen wir mit dem Lift erst mal wieder hochzufahren und eine Mittagspause in der kleinen Hütte einzulegen, wo wir auch schon gestern Mittag eingekehrt waren. Kurz bevor wir mit dem Lift an der Bergstation ankamen, wo es eh mittlerweile extrem windig und nebelig war, fing es auch noch an wie aus Eimern zu regnen. Wir fuhren so schnell es mit der kaputten Schulter ging zur Hütte. Dort angekommen, gab‘s leckere tschechische Kartoffelpuffer und panierten Käse. Ein Palatschinken zum Nachtisch durfte auch nicht fehlen. Wir saßen den Regen aus und als es zwar noch immer sehr nebelig und windig, aber mittlerweile fast wieder trocken war, brachen wir auf Richtung Oberwiesenthal. Der Weg dort hin war für mich recht schwerlich, da wir ab und an über die Skipisten fahren mussten, die sehr steinig und ruppig sind. Irgendwie schafften wir es und kehrten dann für einen Kaffee im alten Brauhaus ein. Dort entschieden wir, dass wir wahrscheinlich nicht nochmal nach Oberwiesenthal fahren würden und wollten deshalb noch den Lost-Places-Trail über die Bobbahn mitnehmen. Also fuhren wir zur Gondel, aber kurz vor der Bergstation am Fichtelberg fing es ganz furchtbar an zu winden und zu regnen. Uns blieb also nichts übrig als schon wieder einzukehren. Wir fanden noch ein Plätzchen in der Erzgebirgsstube direkt gegenüber der Bergstation der Gondelbahn. Nach einem Getränk dort und der Tatsache, dass das Wetter und auch meine Schulter nicht wirklich besser werden wollten, traten wir den Heimweg an.
    Der Wiesenweg den Fichtelberg hinab zur Sachsenbaude, brachte uns so richtig schön nasse Füße und Hintern. Als wir also völlig durchnässt und frierend in Bozí Dar ankamen, fuhren wir sofort zum Apartment.
    Nasse Klamotten aus, Schmerzsalbe drauf und ab unter die Decke auf‘s Sofa. Später hab ich uns noch was gekocht und wir haben „Green Book“
    zusammen geschaut. Das war wirklich ein Tag voller Höhen und Tiefen und ich ärgere mich wirklich sehr über diesen unnötigen Sturz, der uns so vieles nun erschwert und uns extrem in diesem
    Urlaub einschränkt. Et küt, wie et küt, würde der Rheinländer jetzt sagen. Aber es ist halt ärgerlich!
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