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  • Day 9

    Urwald und der Kauri Baum

    December 9, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 22 °C

    Heute ging das große Abenteuer mit der Übernahme "unseres" Wohnmobils in der Nähe des Flughafens weiter. Zuerst setzten wir mit der Fähre nach Auckland über und suchten uns dort ein Taxi. Unser Chauffeur war ein netter Inder, der unser Gepäck verstaute und ohne das Taxometer anzustellen Richtung Flughafen los fuhr. Wir merkten dies sofort und machten ihn darauf aufmerksam. Daraufhin nannte er uns einen Fahrpreis von 85 NZDollar. Seine weitergehenden Erklärungen waren für uns nicht zu verstehen. Entweder hatten wir es auf den Ohren oder es lag an seinem ausgefallenen Akzent. Statt weiterer Verständigungsbemühungen lauschten wir schließlich der kleinen Nachtmusik von Mozart, die er für uns auflegte. Auf halber Strecke unternahm er nochmals einen Kommunikationsversuch und fragte, ob wir uns für den etwas teureren oder aber den preiswerteren Tarif entschieden hätten. Etwas ratlos machten wir ihm deutlich, dass wir sellbstverständlich den preiswerteren favorisierten. Was war das für eine seltsame Frage? Hatten wir irgendetwas mißverstanden? Aber unser Inder fuhr gelassen weiter und brachte uns zu dem angegebenen Ziel.
    Die große Überraschung kam erst, als Herbert zahlen wollte. Unser Chauffeur wollte kein Geld. Er half uns, das Gepäck auszuladen und verabschiedete sich freundlich. Auch ein nochmaliger Versuch, unsere Schulden zu begleichen, schlug fehl. Der Inder stieg in sein Taxi und fuhr los. Für sein Verhalten fanden wir keine Erklärung. Schließlich sind 85 NZDollar nicht wenig. Wir riefen ihm noch eine Danke hinterher und freuten uns über dieses unerwartete Geschenk.
    Die Übernahme des Wohnmobils verlief problemlos. Schon bald waren wir auf dem Weg in den Urwald. Die Straßen waren sehr eng. Die meisten Brücken waren sog. Oneway-Brücken. Als wir immer mehr in Richtung Wildnis kamen, hatten die Brücken nicht einmal ein Geländer. Sie waren so schmal, dass wir als Wohnmobil-Anfänger nur mit höchster Konzentration und mit Kommandos meinerseits die Flussseite wechseln konnten. Die letzten 10 KM waren Schotterwege und wir waren froh, als wir an einer Stelle in der Nähe des Trails für den nächsten Tag einen schönen Platz zum Schlafen gefunden hatten. Wir grillten uns ein Steak und öffneten eine Flasche Wein. Wir genossen den Abend in der Abgeschiedenheit. Abseits der Zivilisation war es allerdings lauter, als ich je gedacht hätte. Die Tiere des Waldes machten Geräusche und es gab Vogelstimmen, die wir noch nie gehört hatten. Kurz um, ein beeindruckendes Erlebnis.
    Die Nacht verlief ruhig. Wir schliefen gut und machten uns nach einem ausgiebigen Frühstück auf den Weg. Der Trail, dem wir heute folgten, führte uns das erste mal in einen Urwald und zu den ältesten Bäumen Neuseelands.

    Der immer grüne Kauri-Baum wird auch neuseeländische Kauri-Fichte genannt. Kauri-Bäume sind die Könige der neuseeländischen Wälder, denn die Baumkronen der Urwaldriesen ragen majestätisch zwischen den Wipfeln anderer heimischer Baumarten 30 bis 50 Meter in die Höhe. Der Kauri ist damit die größte neuseeländische Baumart und einige Exemplare können sogar über 4.000 Jahre alt werden. In der Mythologie der Maori spielt der Kauri-Baum eine wichtige Rolle. „Tane“ ist im Glauben der Maori der Gott des Waldes. Er bringt Licht und Raum zwischen Himmel und Erde sowie die Luft zum Atmen. Demnach ist Tane der "Lebensbringer".

    Mit der Ankunft der ersten europäischen Siedler in Neuseeland wurde der Bestand an Kauri-Wäldern jedoch stark dezimiert, da das Holz der mächtigen Urwaldriesen eine sehr hohe Festigkeit aufweist und der Stammdurchmesser weit über vier Meter betragen kann. Kauris wurden damals vor allem für den Bau von Schiffen gefällt.

    Heute steht der neuseeländische Kauri unter Naturschutz und darf nur von Maori für rituelle Zwecke gefällt werden. Die natürliche Heimat des Kauri-Baumes liegt im Norden Neuseelands. Unser Besuch dort beeindruckte uns sehr. Leider konnten wir nicht den größten und ältesten Kauri ansehen. Der entsprechende Trail war zu dieser Zeit aus Sorge um die Gesundheit dieses Dinos gesperrt.
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